Kritik an Sicherheit Tsvangirai verlässt Klinik
07.03.2009, 19:58 UhrEinen Tag nach dem Verkehrsunfall von Simbabwes Ministerpräsident Morgan Tsvangirai ist Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen für den früheren Oppositionsführer laut geworden. Tsvangirais Partei MDC erklärte, der Unfall hätte verhindert werden können, wenn der Regierungschef besser geschützt gewesen wäre. Der 56-jährige Tsvangirai konnte das Krankenhaus am Samstag wieder verlassen.
Nach Angaben von Augenzeugen verließ Tsvangirai die Klinik in Harare begleitet von Sicherheitskräften und Parteifreunden. Später wurde er in das benachbarte Botsuana zur Behandlung geflogen. Er soll voraussichtlich am Montag zurückehren. Botsuanas Präsident Ian Seretse Khama, der Tsvangirai sein Privatflugzeug zur Verfügung stellte, gehört zu den wenigen führenden Politikern Afrikas, die Simbabwes Präsident Robert Mugabe offen kritisieren.
Tsvangirais Wagen war mit einem Lastwagen zusammengestoßen. Er erlitt Hals- und Kopfverletzungen, seine 50-jährige Frau Susan kam bei dem Unfall ums Leben. Präsident Mugabe besuchte Tsvangirai noch am Freitag im Krankenhaus und sprach von einem tragischen Unfall. Beide Politiker hatten nach monatelangem Streit eine Regierung der nationalen Einheit gebildet. Das Land steht vor massiven wirtschaftlichen Problemen.
Mehrere Staatschefs, darunter auch Südafrikas Präsident Kgalema Motlanthe, kondolierten Tsvangirai. Der langjährige Oppositionsführer war erst vor drei Wochen als Regierungschef vereidigt worden. Der 85 Jahre alte Mugabe hatte aber stets betont, dass er weiter die Macht in der Hand hält.
Der Unfall ereignete sich am Freitag 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Harare auf einer von Schlaglöchern übersäten Landstraße. Nach Polizeiangaben geriet der Lastwagen auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit dem Jeep Tsvangirais zusammen. Tsvangirai war auf dem Weg zu seinem Landsitz in Buhera gewesen. Der Fahrer des Lastwagens, der einer US-Agentur für Entwicklungshilfe gehört, befindet sich in Polizeigewahrsam. Er soll am Steuer eingeschlafen sein. Die Tsvangirais waren 31 Jahre verheiratet. Aus ihrer Ehe gingen sechs Kinder hervor.
Spekulationen über Unfallursache
Im benachbarten Südafrika erhob der Sprecher von Tsvangirais Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC), Sibanengi Dube, schwere Vorwürfe gegen Gefolgsleute von Präsident Mugabe: "In Wahrheit war es kein echter Unfall; das ist ein perfekt organisierter Anschlag, um den MDC-Vorsitzenden auszuschalten. Wir sind ernsthaft der Ansicht, dass die mächtige und berüchtigte ZANU(PF)-Clique entschlossen ist, alles zu tun, um Anstrengungen zu unterbinden, die Koalitionsregierung wieder auf Kurs zu bringen."
In Simbabwe selbst hielten sich ranghohe MDC-Politiker mit ähnlichen Vorwürfen zurück, warfen den Behörden aber schwere Versäumnisse vor. Unter Tränen betonte der MDC-Generalsekretär und neue Finanzminister Tendai Biti auf einer Pressekonferenz: "Wenn es eine Polizeieskorte gegeben hätte, wäre das nicht passiert. () Wir hoffen, dass diese Unterlassung korrigiert wird, dass dem Ministerpräsidenten der Schutz gewährt wird, der einem Ministerpräsidenten zusteht." Seine Partei werde parallel zur Polizei ihre eigenen Untersuchungen anstellen. Biti betonte: "Der Unfall war ein Desaster für uns alle."
Simbabwe befindet sich in der schwersten Krise seiner Geschichte mit Massenarmut und Hyperinflation. Der Kollaps des öffentlichen Dienstes hat den Ausbruch einer Cholera-Epidemie begünstigt. Bislang sind daran rund 4000 Menschen gestorben, gut 88.000 sind erkrankt.
Quelle: ntv.de