Politik

Nächtlicher Einsatz in Syrien Türkei befreit Soldaten aus IS-Belagerung

Rund 100 türkische Militärfahrzeuge, darunter 39 Panzer, rollten in syrisches Gebiet.

Rund 100 türkische Militärfahrzeuge, darunter 39 Panzer, rollten in syrisches Gebiet.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Syrien bewachen türkische Soldaten ein Mausoleum. Es gilt als türkisches Hoheitsgebiet. Doch die Lage wird brenzlig: Der Islamische Staat bedroht das Gebiet. Mit einer Eliteeinheit holt die Türkei ihre Soldaten zurück. Syrien ist erbost.

Mit knapp 600 Elitesoldaten hat die Türkei in der Nacht zum Sonntag einen kurzen Militäreinsatz in Syrien unternommen. Das Ziel: Kameraden aus einer von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) belagerten Exklave in Sicherheit zu bringen. 38 Soldaten, die das Grabmal von Suleiman Schah auf einer Halbinsel am Euphrat bewacht hatten, seien zurück in die Türkei gebracht worden, teilte Regierungschef Ahmet Davutoglu mit. Die Operation war wegen einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage in der Region gestartet worden.

Das Mausoleum von Suleiman Schah: Bislang hatte der IS das Grabmal zwar belagert, aber nicht angegriffen.

Das Mausoleum von Suleiman Schah: Bislang hatte der IS das Grabmal zwar belagert, aber nicht angegriffen.

(Foto: REUTERS)

Wie Davutoglu sagte, sei die Aktion erfolgreich gewesen, allerdings sei ein Soldat dabei ums Leben gekommen. Er starb den Angaben zufolge bei einem Unfall. Eine Kolonne aus rund 100 Militärfahrzeugen, darunter 39 Panzer, sei im Einsatz gewesen. Die Soldaten passierten den südöstlichen Grenzübergang Mürsitpinar.

Die Operation sei mit "potenziell erheblichen Risiken" verbunden gewesen, habe aber einen "guten Verlauf" genommen, teilte Davutoglu mit. Die Zeitung "Hürriyet" berichtet, der Kontakt zur Wachmannschaft sei schwierig gewesen. Die Soldaten hätten acht Monate lang nicht ausgetauscht werden können. In dem von den USA geführten Militäreinsatz gegen IS hat die Türkei bislang keine aktive Rolle gespielt.

Syrien erbost über "offenkundige Aggression"

Die Regierung in Damaskus hat den türkischen Militäreinsatz scharf verurteilt. Das Eindringen der türkischen Truppen sei eine "offenkundige Aggression", zitierte die Nachrichtenagentur Sana das syrische Außenministerium. Der Agentur zufolge wurde das syrische Außenministerium vorab über den Einsatz informiert, ein Einverständnis aus Damaskus habe Ankara jedoch nicht abgewartet. Der Einsatz sei daher ein klarer Verstoß gegen 1921 vereinbarte Regeln zum Umgang mit dem Mausoleum.

Dort, wo die Überreste von Suleiman Schah hingebracht werden sollen, hisste die Türkei noch in der Nacht die eigene Fahne.

Dort, wo die Überreste von Suleiman Schah hingebracht werden sollen, hisste die Türkei noch in der Nacht die eigene Fahne.

(Foto: picture alliance / dpa)

Suleiman Schah, um dessen Grabmal es bei dem Militäreinsatz ging, gilt als Großvater des Gründers des Osmanischen Reiches. Das nun vom IS bedrohte Mausoleum wurde von mehreren Dutzend türkischen Soldaten bewacht, um es vor Angriffen von Aufständischen zu schützen. Die Türkei betrachtet das Grab, das sich etwa 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze befindet, und das dazugehörige Areal als eigenes Hoheitsgebiet. Nach Ansicht der Regierung in Ankara handelt es sich um eine türkische Exklave. Die Türkei beruft sich auf einen Vertrag mit Frankreich aus dem Jahr 1921. Damals wurde Syrien von Frankreich beherrscht.

Früheren Angaben der türkischen Regierung zufolge rückten IS-Kämpfer gegen das Mausoleum vor. Der IS und andere Extremistengruppen lehnen die Verehrung von Gräbern als Götzendienst ab. Sie haben bereits eine Reihe von Gräbern und Moscheen in Syrien zerstört. Wie Davutoglu sagte, werden die Überreste von Suleiman Schah, der im 13. Jahrhundert gestorben ist, nun in eine andere, von der Türkei kontrollierte Region Syriens gebracht. Es handelt sich um den Ort Eschme, etwa 200 Meter von der türkischen Grenze. Soldaten hissten dort noch in der Nacht die türkische Fahne. Das Mausoleum sei, so schreibt die "Hürriyet", nach der Evakuierung zerstört worden.

Quelle: ntv.de, asc/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen