Politik

Liefert Moskau Waffen? Türkei fängt syrischen Jet ab

Die syrische Maschine wird jetzt in Ankara durchsucht.

Die syrische Maschine wird jetzt in Ankara durchsucht.

(Foto: dpa)

Türkische F-16 Kampfjets zwingen ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Russland nach Syrien in Ankara zur Landung. Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass es Waffen für das Assad-Regime an Bord hatte. Die Stimmung zwischen Ankara und Damaskus heizt sich weiter auf.

Türkische Kampfflugzeuge haben ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Russland nach Syrien in Ankara zur Landung gezwungen. Nach einer ersten Durchsuchung bestätigte sich laut Außenminister Ahmet Davutoglu, dass an Bord der Maschine "illegale Ladung" war. Medien spekulieren seither über eine mögliche russische Waffenlieferung an das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Der Außenminister nährt die Spekulationen mit indirekten Vorwürfen gegen Moskau. Die Vereinigten Staaten räumten derweil ein, dass sie stärker im Syrienkonflikt involviert sind als bisher offiziell bekannt.

Ob und wann die Maschine weiterfliegen kann, ist unklar.

Ob und wann die Maschine weiterfliegen kann, ist unklar.

(Foto: AP)

Die syrische Maschine mit 35 Passagieren an Bord ist auf dem Weg von Moskau nach Damaskus gewesen, als zwei türkische Kampfflugzeuge vom Typ F-16 sie abfingen und zur Landung zwangen. Davutoglu sagte der Nachrichtenagentur Anadolu zunächst nur, es seien Informationen eingegangen, wonach die "Ladung der Maschine nicht den Regeln der zivilen Luftfahrt entsprechen". Beim türkischen Fernsehsender NTV hieß es daraufhin: Nach noch unbestätigten Berichten sei davon auszugehen, dass es sich um Raketenteile handele. Wenig später erklärte Davutoglu: "Wir sind entschlossen, Waffenlieferungen an ein Regime zu kontrollieren, das solch brutale Massaker an der Zivilbevölkerung verübt."

Nach Geheimdienstinformationen ist die Ladung des Airbus kontrolliert und teilweise beschlagnahmt worden. Am frühen Morgen durfte die Passagiermaschine in Ankara aber wieder starten und Richtung Damaskus weiterfliegen.

Warnung vor Flügen nach Syrien

Im Laufe dieser Ereignisse warnten die türkischen Behörden die Fluggesellschaften des Landes davor, den syrischen Luftraum zu durchqueren. Zunächst blieb unklar, ob zwischen beiden Entwicklungen ein Zusammenhang bestand.

Das Außenministerium in Ankara schickte nach übereinstimmenden Medienberichten eine Warnung an die türkische Luftfahrtbehörde. Der Luftraum über Syrien sei wegen der Unruhen im Nachbarland und wegen der in den vergangenen Tagen eskalierten Spannungen zwischen der Türkei und Syrien nicht mehr sicher, erklärte das Ministerium demnach. Eine Maschine der halbstaatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines mit Mekka-Pilgern an Bord unterbrach nach der Warnung ihren Flug, weil sie über Syrien nach Saudi-Arabien fliegen sollte. Die Maschine landete außerplanmäßig im südtürkischen Adana.

Nach dem Beschuss von türkischem Territorium durch syrische Artillerie und türkischen Vergeltungsschlägen in den vergangenen Tagen ist die Situation an der türkisch-syrischen Grenze weiter angespannt. Der türkische Generalstabschef Necdet Özel drohte Syrien mit "noch heftigeren" Reaktionen, falls der Beschuss anhalten sollte.

Konflikt alarmiert die UN

Der militärische Schlagabtausch an der syrisch-türkischen Grenze sorgt international . UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte unlängst vor "schwerwiegenden Konsequenzen", falls die Situation im Grenzgebiet weiter eskalieren sollte. Die Lage in Syrien habe ein "katastrophales Ausmaß" erreicht, erklärte Ban. Dies sei eine ernste Gefahr für die Stabilität der Nachbarländer Syriens und der gesamten Region.

Besorgt äußerte sich der UN-Generalsekretär auch über die fortdauernden Waffenlieferungen an die syrische Regierung und an die Kräfte der Opposition. "Ich fordere erneut die verantwortlichen Länder auf, diese Waffenlieferungen einzustellen", sagte er. "Die Militarisierung des Konflikts verschlimmert die Lage nur."

US-Truppen unterhalten  Hauptquartier in Jordanien

US-Verteidigungsminister Leon Panetta räumte unterdessen ein, dass die Präsenz amerikanischer Truppen in der Region größer ist als bisher offiziell bekannt. "Wir arbeiten seit einiger Zeit mit Jordanien zusammen", sagte Panetta. Grund seien eine Reihe von Fragen, die sich aus den Entwicklungen in Syrien ergeben hätten. Dazu gehöre, Jordanien beim Ansturm syrischer Flüchtlinge zu unterstützen, aber auch die Überwachung der syrischen Chemiewaffen-Depots. Man müsse gegebenenfalls entscheiden, "wie man auf irgendwelche Probleme auf diesem Gebiet" reagieren wolle.

Aus US-Militärkreisen hieß es, bei den Truppen in Jordanien handle es sich um etwa 150 Soldaten, die hauptsächlich zum Heer gehörten. Sie seien bereits seit Monaten im Land und errichteten ein Hauptquartier in Amman. Geheime Einsätze würden aber nicht unternommen.

Der anhaltende Bürgerkrieg in Syrien hat international nicht nur die Sorge geweckt, dass sich der Konflikt über die Grenzen Syriens hinaus ausdehnen könnte, sondern auch, dass die Führung in Damaskus Chemiewaffen einsetzen oder das Arsenal in falsche Hände gelangen könnte.

Quelle: ntv.de, ieh/ppo/dpa/AFP

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