Verdacht auf Waffenlieferung an Syrien Türkei setzt deutsches Schiff fest
18.04.2012, 14:37 Uhr
Die "Atlantic Cruiser" wird in der türkischen Stadt Iskenderun untersucht.
(Foto: REUTERS)
Das türkische Militär stoppt die "Atlantic Cruiser", auf der eine Waffenlieferung für Syrien vermutet wird. Das Schiff hat nach unbestätigten Berichten Waffen, Munition und Kriegsgerät aus dem Iran geladen. Nun wollen die türkischen Behörden die Ladung untersuchen.
Die türkischen Behörden haben das deutsche Frachtschiff gestoppt, um es nach für Syrien bestimmten Waffen zu durchsuchen. Das Schiff werde im Hafen der Stadt Iskenderun untersucht, berichtet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Nachdem sich das Schiff tagelang in den Gewässern zwischen Zypern, Syrien und der Türkei aufgehalten hatte, steuerte die "Atlantic Cruiser" in der Nacht die Küste der Mittelmeerstadt an. Dort war das Schiff von den Türken festgesetzt worden.
Das Schiff werde nun festgehalten. Geplant sei eine gemeinsame Untersuchung durch Zöllner, Polizisten und Diplomaten. Die syrische Opposition hatte über schwere Waffen sowie Munition an Bord der "Atlantic Cruiser" berichtet. Das Schiff habe aus dem ostafrikanischen Dschibuti kommend am Freitag Kurs auf den syrischen Hafen Tartus genommen. Am Wochenende hatte die "Atlantic Cruiser" jedoch nach Informationen von Ortungsdiensten ihren Kurs geändert. Dabei konnte sie zeitweise nicht mehr lokalisiert werden. Die Besatzung schaltete ihr Identifizierungssystem aus – laut deutscher Reederei weil sie Angst vor Angriffen hatte.

Die "Atlantic Cruiser", hier unter ihrem letzten Charternamen "BBC Italy", steht im Verdacht eine Waffenlieferung für Syrien geladen zu haben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die EU-Staaten haben wegen der brutalen Unterdrückung der Protestbewegung in Syrien verschiedene Sanktionen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad verhängt. Dazu gehört auch ein Waffenembargo. Die deutsche Reederei des Frachters, Bockstiegel aus Emden, hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf eine Waffenladung für das Krisenland. Nach Unterlagen der Reederei handelt es sich bei der für Syrien bestimmten Ladung um Teile eines Thermalkraftwerks, die von einem indischen Kraftwerkshersteller für das Ministerium für Elektrizität in Syrien bestimmt sind.
Das Schiff sei an eine ukrainische Firma verchartert, mit der man seit Längerem ohne jede Unregelmäßigkeit zusammenarbeite. Der Chartervertrag sehe vor, dass mit dem Schiff nur "lawful cargo" transportiert werden dürfe, also Ladung, die nicht gegen Gesetze verstoße. Die Ladung sei im indischen Mumbai geladen worden, teilte das Unternehmen mit.
Auch die Bundesregierung geht den Hinweisen auf mögliche Embargo-Verstöße nach. Man stehe in engem Kontakt mit der Reederei Bockstiegel, hatte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin erklärt. Der Frachter sei zwar im deutschen Flaggenregister eingetragen, aber derzeit ausgeflaggt.
Quelle: ntv.de, dpa