Nach Anschlag auf Kirche Tumult bei Beisetzung in Ägypten
02.01.2011, 13:04 Uhr
Wut und Trauer im Kloster Marmina in King Mariut.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Anschlag auf eine Kirche im ägyptischen Alexandria stören zumeist junge Kopten die Beisetzung der 21 Opfer. Wütend unterbrechen sie eine Beileidsbekundung von Staatschef Mubarak. Der Anschlag war weltweit verurteilt worden.
Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Kirche im ägyptischen Alexandria haben tausende Menschen an der Beisetzung der 21 Opfer teilgenommen. Mindestens 5000 Trauernde kamen zu der Zeremonie im Kloster Marmina in King Mariut, einem Vorort von Alexandria. Wütend unterbrachen die Trauernden die Verlesung der Beileidsbekundung von Staatschef Husni Mubarak. "Nein, nein, nein", skandierte die Menge aufgebracht. Bereits am Vortag hatten sich junge koptische Christen und Sicherheitskräfte gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert.
Bei dem mutmaßlichen Selbstmordanschlag vor einer Kirche im Osten der Küstenstadt wurden in der Silvesternacht 21 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Bislang bekannte sich niemand zu dem Anschlag in Alexandria. Allerdings hatte eine dem radikalislamischen Terrornetzwerk Al Kaida nahestehende Gruppierung, die Ende Oktober in Bagdad zahlreiche Christen getötet hatte, mit weiteren Gewalttaten gegen koptische Christen insbesondere in Ägypten gedroht.
Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten. Sie machen bis zu zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner im überwiegend muslimischen Ägypten aus.
Weltweite Anteilnahme
Der Anschlag löste weltweit Entsetzen und Bestürzung aus. US-Präsident Barack Obama, Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sowie die israelische und die palästinensische Führung verurteilten das in der Silvesternacht verübte Attentat. "Die Täter dieses Angriffs zielten klar auf christliche Gläubige ab und haben keinen Respekt für menschliches Leben und menschliche Würde," erklärte Obama.
Ägyptens Staatschef Husni Mubarak sprach von einer Verwicklung ausländischer Kräfte in die Tat und verurteilte den Anschlag als "unerträglichen kriminellen Akt, der auf die Nation - Kopten und Muslime - abzielt". Bundesaußenminister Westerwelle erklärte, er verurteile "diesen Akt der Brutalität". "Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen", fügte er hinzu.
EU-Außenministerin Catherine Ashton erklärte in Brüssel, es gebe "keinerlei Rechtfertigung für diesen Angriff". Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief Mubarak an, um ihm sein Mitgefühl auszudrücken.
Das ganze Wochenende über hatten sich junge koptische Christen und Sicherheitskräfte gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Hunderte wütende Demonstranten formierten sich in kleinen Gruppen und schleuderten Steine sowie Flaschen gegen die um den Anschlagsort postierten Sicherheitskräfte. Die Sicherheitskräfte schossen mit Tränengas und Gummigeschossen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts