Politik

Brahmi und Belaid mit derselben Waffe erschossen Tunesischer Salafist steht unter Verdacht

Ermordeten radikale Salafisten Brahmi?

Ermordeten radikale Salafisten Brahmi?

(Foto: Reuters)

Es ist der Tag nach dem tödlichen Schuss: Tunesien trauert um den Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi. Während Tausende demonstrieren, kommen die Ermittlungen zu einem überraschenden Ergebnis. Einen Verdächtigen für den Mord gibt es auch schon.

Mit Mohamed Brahmi wurde in Tunesien schon der zweite Oppositionspolitiker innerhalb eines halben Jahres ermordet.

Mit Mohamed Brahmi wurde in Tunesien schon der zweite Oppositionspolitiker innerhalb eines halben Jahres ermordet.

(Foto: AP)

Bei dem Mord an dem tunesischen Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi ist nach Angaben der Regierung dieselbe Waffe verwendet worden wie bei der Ermordung des Oppositionellen Chokri Belaid im Februar. Brahmi war am Donnerstag beim Verlassen seines Hauses in Tunis von Unbekannten erschossen worden.

Der 58-jährige Abgeordnete gehörte in der Verfassungsgebenden Versammlung dem linken, laizistischen Lager an und leitete die Partei "Bewegung des Volkes". Laut dem Autopsieergebnis wurde er von 14 Kugeln getroffen. Seine Kinder berichteten, zwei Männer auf einem Motorrad hätten das Attentat verübt. Seine Familie beschuldigt die regierenden Islamisten der Ennahda-Partei des Mord.

Tausende gehen auf die Straße

Tunesiens Innenminister Lotfi Ben Jeddou

Tunesiens Innenminister Lotfi Ben Jeddou

(Foto: Reuters)

Innenminister Lotfi Ben Jeddou macht derweil den radikalen Salafisten Bubaker Hakim mit für die Tat verantwortlich. Dafür spreche auch, dass Brahmi mit derselben Waffe ermordet wurde wie Belaid. Es handele sich um eine Waffe mit 9mm-Kaliber. Dies deute auf eine radikale Salafisten-Gruppe in beiden Fällen hin. Hakim wird wegen des Schmuggels von Waffen aus Libyen gesucht.

Tausende Menschen gingen in Tunis und Brahmis Heimatstadt Sidi Bouzid aus Protest gegen die Islamisten spontan auf die Straße. Der Gewerkschaftsbund UGTT rief aus Protest gegen den Mord zu einem landesweiten Generalstreik auf. Europäische Fluggesellschaften mussten fast alle Flüge in das nordafrikanische Mittelmeerland streichen. Die Flaggen in Tunis wehen auf Halbmast. Präsident Moncef Marzouki hat für den ganzen Tag Staatstrauer anordnen lassen. Es soll ein Zeichen gegen Terrorismus und Gewalt gesetzt werden.

"Feige politische Gewalttaten"

Die Ermordung Brahmis löste international Bestürzung aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Mord als feiges Attentat. "Ich bin erschüttert", erklärte Merkel. Die Täter müssten zügig ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden. Das gelte auch im Fall Belaïd. Die Bundesregierung appellierte an Regierung, Opposition und Zivilgesellschaft, erneut Besonnenheit zu wahren. Tunesien habe auf dem Weg der Demokratisierung wichtige Etappen zurückgelegt. "Möglich war dies durch die politische Reife und Kompromissbereitschaft aller Beteiligten", so die Kanzlerin. Und weiter: "Es darf nicht zugelassen werden, dass feige politische Gewalttaten den Weg des tunesischen Volkes zur Demokratie gefährden. Wir setzen unsere Hoffnung darauf, dass der demokratische Wandel gerade in Tunesien - der Wiege der arabischen Umbrüche - gelingen wird."

Nach der Ermordung Belaïds waren Anfang des Jahres seit Längerem anhaltende Spannungen im Ursprungsland des Arabischen Frühlings eskaliert. Dem ersten Attentat folgten die größten Demonstrationen seit dem Sturz des Machthabers Zine al-Abidine Ben Ali im Januar 2011. Die islamistische Regierungspartei Ennahda stimmte deswegen einer Kabinettsneubildung zu.

Quelle: ntv.de, cro/AFP/rts/dpa

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