Politik

Massenvergewaltigungen im Kongo UN räumen schwere Fehler ein

Brutale Vergewaltigungen gibt es oft im Kongo. Die Frauen brauchen lange Krankenhausaufenthalte und Operationen, um körperlich zu gesunden.

Brutale Vergewaltigungen gibt es oft im Kongo. Die Frauen brauchen lange Krankenhausaufenthalte und Operationen, um körperlich zu gesunden.

(Foto: REUTERS)

In Kriegen und Bürgerkriegen werden Vergewaltigungen immer wieder als Waffe eingesetzt. Auch in der Demokratischen Republik Kongo. Für einen aktuellen, unglaublich brutalen Fall sehen sich die Vereinten Nationen nun in einer indirekten Verantwortung. Und sie wollen die Ursachen des Problems lösen.

Die Vereinten Nationen haben nach Massenvergewaltigungen im Osten des Kongo Versäumnisse eingeräumt. "Unsere Maßnahmen waren nicht angemessen", gab der stellvertretende Untergeneralsekretär für UN-Friedensmissionen, Atul Khare, zu. "Wir müssen mehr tun", sagte er. Die Zahl der bekannten Opfer liegt laut Khare jetzt bei 500. Das ist doppelt so hoch wie die bisher bekannte Zahl.

Soldaten der MONUSCO: Ist das Verhältnis zur Bevölkerung so schlecht, dass sie sich nicht traut, Probleme zu melden?

Soldaten der MONUSCO: Ist das Verhältnis zur Bevölkerung so schlecht, dass sie sich nicht traut, Probleme zu melden?

(Foto: Reuters)

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte Khare in die Regionen Nord- und Süd-Kivu entsandt, um sich ein Bild vom Ausmaß und den Hintergründen der Verbrechen zu machen. Dabei erfuhr Khare von 267 weiteren Vergewaltigungen in einer anderen Region des Ostkongos. Zuvor war nur bekanntgeworden, dass Rebellen im Gebiet von Walikale in einer viertägigen Gewaltorgie von Ende Juli bis Anfang August über mindestens 242 Frauen und Kinder hergefallen waren und sie jeweils bis zu sechsmal vergewaltigt hatten.

Die Vereinten Nationen hätten "die kollektive Verantwortung" dafür, dass die Massenvergewaltigung nicht rechtzeitig gestoppt wurden, sagte auch die UN-Sonderbeauftragte gegen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten, Margot Wallström.

Mission wohl informiert

Blauhelmsoldaten, die nur 20 Kilometer von den überfallenen Dörfern stationiert waren, wurden von den Bewohnern offensichtlich aus Angst vor Racheakten nicht herbeigerufen, sagte Wallström. In der Gegend von Walikale habe es keine Verbindung für Mobiltelefone gegeben, räumte Khare ein.

Inzwischen habe die UN-Mission Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation eingeleitet. Außerdem seien die Blauhelmsoldaten angewiesen, bedrohte Dörfer häufiger zu patrouillieren. Inzwischen veröffentlichte Email-Nachrichten lassen erkennen, dass die Mission über den Aufmarsch der Rebellen in dem Gebiet informiert war.

Veraltete Ausrüstung

Der Operation MONUSCO werden selbst immer wieder erhebliche Vorwürfe gemacht. In einigen Fällen verstießen Soldaten gegen die Menschenrechte, 2004 gab es den Verdacht, Soldaten hätten Kinder sexuell missbraucht. International wird kritisiert, dass die Einsatzkräfte aus Ländern stammen, in denen es selbst gar keine demokratischen Verhältnisse gibt, etwa aus Nepal oder Pakistan. Militärexperten schätzen die Ausrüstung der Soldaten zudem als extrem veraltet ein.

Für die laut Wallström "systematischen" Vergewaltigungen im Raum Walikale werden Milizen der "Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas" (FDLR) und kongolesische Mai-Mai-Rebellen verantwortlich gemacht. Die FDLR ist eine Miliz von Hutus, die 1994 nach dem Völkermord in Ruanda in das damalige Zaire (heute Kongo) geflohen waren. Viele von ihnen waren in den Massenmord an 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu in Ruanda verstrickt. An den 267 anderen Fällen sollen auch kongolesische Armeesoldaten beteiligt gewesen sein.

Quelle: ntv.de, jmü/dpa

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