Politik

89-Jähriger bestreitet Beteiligung US-Behörden nehmen KZ-Wächter fest

Dieser Ausschnitt aus einer alten US-Geheimdienstakte deutet darauf hin, dass Johann Breyer in Auschwitz arbeitete - vier Monate nach seiner angeblichen Desertation.

Dieser Ausschnitt aus einer alten US-Geheimdienstakte deutet darauf hin, dass Johann Breyer in Auschwitz arbeitete - vier Monate nach seiner angeblichen Desertation.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Johann Breyer soll während der NS-Zeit an der Ermordung Hunderttausender Menschen in Auschwitz beteiligt gewesen sein. Lange Zeit bleibt der in den USA lebende Mann von der deutschen Justiz verschont. Jetzt wird der 89-Jährige verhaftet.

Die US-Behörden haben einen 89-jährigen gebürtigen Tschechen verhaftet, dem die deutsche Justiz Beihilfe zur Ermordung Hunderttausender Juden im Konzentrationslager Auschwitz vorwirft. Johann "Hans" Breyer sei am Dienstag in Philadelphia aufgrund eines deutschen Haftbefehls festgenommen worden, sagte sein Anwalt Dennis Boyle.

In diesem Haus in Philadelphia lebt Johann Brenner zusammen mit seiner Frau Shirley.

In diesem Haus in Philadelphia lebt Johann Brenner zusammen mit seiner Frau Shirley.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Er sei am Mittwoch in Philadelphia einem Haftrichter vorgeführt worden, der ihm wegen der Schwere der ihm zur Last gelegten Taten eine Freilassung auf Kaution verweigert habe. Am 21. August werde es eine gerichtliche Anhörung über die mögliche Auslieferung Breyers nach Deutschland geben.

Schon seit über einem Jahr ermittelt die Staatsanwaltschaft Weiden gegen Breyer. Sie wirft ihm vor, als Wachmann im KZ Auschwitz zwischen Mai und Oktober 1944 an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein. Laut einem Bericht des "Guardian" soll Breyer an der Ermordung von etwa 216.000 Juden beteiligt gewesen sein.

Breyer räumte ein, als 17-Jähriger Mitglied der Waffen-SS geworden zu sein, bestreitet aber, als Wachmann in Auschwitz fungiert zu haben. Seinen Angaben zufolge diente er in der Nähe von Auschwitz in der Feldartillerie der Waffen-SS und desertierte später von der Einheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte Breyer, der als Sohn einer Amerikanerin in der Tschechoslowakei geboren wurde, in die USA.

Anwalt schließt Fluchtgefahr aus

Boyle verwies auf den schlechten Gesundheitszustand seines Mandanten: Dieser leide unter Demenz und habe Herzprobleme. Nach seiner ersten Nacht im Gefängnis sei er gebrechlich und verwirrt vor Gericht erschienen. "Herr Breyer stellt für niemanden eine Gefahr dar", so der Anwalt, "es besteht keine Fluchtgefahr." Der zuständige Richter entschied jedoch, das Untersuchungsgefängnis biete die nötige medizinische Versorgung für Breyer.

"Er bestreitet jegliche Verwicklung in Kriegsverbrechen", sagte Boyle. "Er war nie ein Nazi." Sein Mandant sei zum Kriegsende in sowjetischer Gefangenschaft gewesen. "Er war genau so ein Opfer der Nazis wie jeder andere", sagte Boyle. "Er war kein Freiwilliger in der SS, er wollte nicht in der SS sein, er desertierte von der SS." Über eine Auslieferung Breyers an Deutschland muss letztlich US-Außenminister John Kerry entscheiden.

Quelle: ntv.de, afr/AFP

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