Neuer Job für Guttenberg? US-Firma macht Angebot
04.03.2011, 11:48 Uhr
Auf den Weg gen Westen? Guttenberg prüft angeblich ein US-Jobangebot.
(Foto: dpa)
Ex-Verteidigungsminister Guttenberg soll nach einem Medienbericht über ein Jobangebot aus den USA nachdenken. Kanzlerin Merkel hält aber auch eine Rückkehr in die Politik für möglich. Die Türen seien für Guttenberg nicht verschlossen. Die CSU verstärkt derweil ihre Angriffe gegen die CDU, die sich gegenüber Guttenberg "schäbig" verhalten habe.
Karl-Theodor zu Guttenberg erwägt nach seinem Rücktritt als Verteidigungsminister offenbar einen Umzug in die USA. Wie der "Focus" berichtet, liegt Guttenberg ein Jobangebot einer US-amerikanischen Consultingfirma vor. Der CSU-Politiker wolle aber zunächst alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe in Deutschland klären. Bei einem Wechsel würde Guttenberg seine Familie in die USA mitnehmen, berichtet das Magazin.
Am Donnerstag hatte Guttenberg erklärt, er werde die CSU nicht im Stich lassen, auch wenn er nicht mehr Bundestagsabgeordneter ist. Guttenberg ging zwar nicht direkt auf die Hoffnungen in seiner Partei nach einem baldigen Comeback ein. Er versicherte aber, er werde seine Heimat Oberfranken und die CSU "nicht im Stich lassen". Guttenberg wolle bis 2013 in seinem Wahlkreis auch ohne Mandat weiter ein Bürgerbüro betreiben. Hintergrund ist, dass die CSU durch den Rücktritt Guttenbergs seinen Sitz im Parlament verliert. Damit hat auch sein Wahlkreis Kulmbach im Bundestag keinen Abgeordneten mehr.
Merkel spricht von Comeback
In der Union wird derweil weiter über ein mögliches Comeback des beliebten Politikers spekuliert. Kanzlerin Angela Merkel hält Guttenberg nach seinem Rücktritt die Chance für ein politisches Comeback offen. "Die Türen zur Politik sind ihm aus meiner Sicht nicht verschlossen", sagte Merkel den "Stuttgarter Nachrichten". Sie bleibe dabei, "dass er weiter ein guter Minister hätte sein können". Die Kanzlerin wies Vorwürfe vor allem aus Wissenschaft und Opposition zurück, dass sie in der Affäre Fehler gemacht hat. "Ich habe abgewogen zwischen Fehlern und Leistungen, und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Karl-Theodor zu Guttenberg, der ein hochbegabter Politiker ist, sich als Verteidigungsminister bewährt hatte", sagte Merkel. Sie war auch aus den eigenen Reihen kritisiert worden, weil sie Ministeramt und Fehler in der Doktorarbeit getrennt hatte.
Verkehrsminister Peter Ramsauer warnte allerdings vor einer Comeback-Debatte. Es dürfe nicht so weit kommen, Guttenberg durch Rückkehr-Spekulationen in den "nächsten Hexenkessel hinein zu treiben", sagte der CSU-Vize der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er sei dafür, den Ex-Verteidigungsminister "jetzt erst einmal in Ruhe zu lassen". Es würde ihn aber freuen, ihn wieder auf der politischen Bühne zu erleben. Guttenberg hinterlasse eine "sehr große Lücke", die aus seiner Sicht aber geschlossen werde.
Altbundespräsident Roman Herzog hält eine Rückkehr Guttenbergs in die Politik für wahrscheinlich. "Das könnte sehr gut sein", sagte er dem "Focus". Fans von Guttenberg riefen im Internet zu Demonstrationen für diesen Samstag auf.
CSU attackiert CDU

Guttenberg war am Donnerstag von Bundespräsident Wulff entlassen worden (im Beisein von Merkel und Nachfolger de Maizière).
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Derweil werfen immer mehr CSU-Politiker der CDU mangelnde Unterstützung von Guttenberg vor. Der frühere CSU-Generalsekretär Thomas Goppel sagte der "Rheinischen Post", es sei schäbig, sich auf Kosten eines politischen Freundes profilieren zu wollen. Die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier - die Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß - warf der CDU in der Zeitung vor, sie säe Misstrauen in der Union.
Bundestagspräsident Norbert Lammert soll den Umgang mit Guttenbergs Plagiatsaffäre als "Sargnagel" für das Vertrauen in die Demokratie bezeichnet haben. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb, er habe das Zitat im Zusammenhang mit der Frage nach mehr Mitsprache der Bürger und einer Telefon-Abstimmung der "Bild" über Guttenberg erwähnt. Auf Guttenberg selbst soll Lammert bei einer internen Diskussion mit SPD-Abgeordneten nicht direkt eingegangen sein. Schavan hatte gesagt, sie schäme sich als Wissenschaftlerin "nicht nur heimlich". CSU-Chef Horst Seehofer hatte deshalb ein Machtwort von Merkel und ein Vier-Augen-Gespräch verlangt.
Gehalt wird gespendet
Guttenberg hatte zurücktreten müssen, weil seine Doktorarbeit über weite Teile ein Plagiat war: er hatte ganze Passagen fremder Texte ohne Quellenhinweise übernommen. Erst nach massiver Kritik, auch aus der Wissenschaft, war er am Dienstag von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Er steht nun vor einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hof.
Guttenberg wird am Donnerstag kommender Woche mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Das höchste militärische Zeremoniell der Bundeswehr wird auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks in Berlin stattfinden, wie das Ministerium mitteilte. Traditionell werden mit dem Großen Zapfenstreich ausscheidende Bundespräsidenten, Bundeskanzler und Verteidigungsminister geehrt.
Nach seinem Rücktritt will Guttenberg nach Informationen der "Bild"-Zeitung alle ihm zustehenden Übergangsgelder den Familien der bei Auslandseinsätzen gefallenen Bundeswehrsoldaten spenden. "Das Bundeswehrsozialwerk erhält damit von Guttenberg insgesamt 30.932 Euro", berichtet die Zeitung. Die Summe setze sich zusammen aus dem Ministergehalt für den Monat März, den letzten Abgeordnetenbezügen und dem Übergangsgeld für den ehemaligen Minister und Abgeordneten. Mit der Spende wolle Guttenberg noch einmal seine besondere Verbundenheit zur Truppe demonstrieren.
Quelle: ntv.de, tis/dpa