Druck auf die Tränendrüse US-Kongress bejubelt Sarkozy
07.11.2007, 07:22 UhrFrankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat sich in einer emotionalen Rede vor dem US-Kongress zur Freundschaft seines Landes mit den USA bekannt. "Mit seinen Freunden kann man Streit haben wie in einer Familie, aber wenn es Schwierigkeiten gibt, dann ist man an der Seite seiner Freunde", sagte er. Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac war im Irak-Konflikt auf Distanz zu Washington gegangen und hatte sich gegen einen Militäreinsatz gewandt.
Sarkozy erinnerte erneut an die Verdienste der US-Armee im Zweiten Weltkrieg. "Immer wenn ein US-Soldat irgendwo auf der Welt umkommt, dann denke ich daran, was die amerikanische Armee für Frankreich getan hat und bin so traurig, als ob ein Familienmitglied stirbt", sagte er. "Ich bin gekommen, um Ihnen die immerwährende Dankbarkeit Frankreichs zu überbringen", betonte er in seiner auf Französisch gehaltenen Rede. Die Senatoren applaudierten mehrfach im Stehen.
Nur vereinzelt, etwa beim Klimawandel, ließ Sarkozy kontroverse Töne anklingen. "Wir können unsere Ziele nicht erreichen, wenn Amerika sich nicht an die Spitze des Kampfes gegen den Klimawandel stellt", sagte er. Zwar seien sich immer mehr Amerikaner bewusst, dass es Zeit zum Handeln sei. "Aber der Kampf für die Zukunft der Menschheit muss ganz Amerika umfassen."
Mit Blick auf den Iran äußerte sich Sarkozy zurückhaltender als zuvor. "Die Perspektive, dass der Iran die Atomwaffe besitzen könnte, ist für Frankreich inakzeptabel", bekräftigte er. Der Iran müsse "überzeugt werden, sich für den Dialog zu entscheiden", sagte er, ohne konkret von Sanktionen zu sprechen. Ende August hatte Sarkozy noch vor einer katastrophalen Alternative gewarnt: "Entweder die iranische Bombe oder die Bombardierung des Irans."
Sarkozy sprach sich außerdem für eine verstärkte europäische Verteidigung aus. "Die Vereinigten Staaten brauchen ein starkes und entschlossenes Europa", sagte er. Da die NATO nicht überall sein könne, müsse die Europäische Union auch allein handlungsfähig sein, sagte er und nannte den Balkan, den Sudan und den Tschad als Beispiele. Je mehr Fortschritte Europa bei der gemeinsamen Verteidigungspolitik mache, desto eher sei Frankreich bereit, wieder Vollmitglied in der NATO zu werden.
Am Vortag war Sarkozy von US-Präsident George W. Bush im Weißen Haus empfangen worden. "Ich komme mit einer schlichten Botschaft: Ich möchte das Herz Amerikas dauerhaft zurückerobern", sagte er seinem Amtskollegen. Bush erinnerte an den französischen General La Fayette, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte und nannte das französische Volk "den ältesten Freund Amerikas".
Auf den Spuren von La Fayette wollte Sarkozy am Mittwochabend (Ortszeit) noch den Landsitz des ersten US-Präsidenten George Washington besuchen. Am Wochenende will Bush Bundeskanzlerin Angela Merkel auf seiner Ranch in Texas empfangen. Nach Ansicht der "Washington Times" sucht der US-Präsident nach dem Abtritt des britischen Premierministers Tony Blair und dessen spanischem Amtskollegen Jos Mara Aznar neue Verbündete in Europa.
Es ist der erste offizielle USA-Besuch Sarkozys seit seinem Amtsantritt im Mai. Allerdings hatte er Bush bereits während seines Sommerurlaubs in den USA getroffen.
Quelle: ntv.de