US-Wahl

Jeb Bush stellt sich hinter Romney Der Pfiff des Schiedsrichters

Ex-Präsident George W. Bush und sein Bruder Jeb.

Ex-Präsident George W. Bush und sein Bruder Jeb.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Die Wahl-Waage neigt sich zu Romneys Gunsten: Seine Partei schart sich um ihn, die Tea Party gibt langsam ihren Widerstand auf. Auch im Delegierten-Rennen sieht es gut aus. Eigentlich kann sich Romney nur noch selbst verhindern - und zeigt sogleich, wie das aussehen kann.

Bis Illinois musste Mitt Romney kämpfen, um diesen Anruf zu erhalten. "Ich wollte dir nur sagen, ich unterstütze dich", habe Jeb Bush am Telefon zu ihm gesagt. Kurz darauf folgte die Bestätigung per Pressemitteilung und Kurznachricht. "Ich unterstütze @MittRomney", twitterte der Ex-Gouverneur von Florida. "Es wird Zeit für die GOP, sich zu vereinen und unsere Botschaft von steuerlichem Konservatismus und Arbeitsplatzbeschaffung zu den Wählern zu tragen."

Und die "Grand Old Party" (GOP), wie die Republikaner sich auch nennen, hört aufmerksam zu. Lange hatte sich der zweite Sohn von Ex-Präsident George H. W. Bush mit seiner Meinung zurückgehalten. Bei vielen seiner Parteifreunde galt er als heimlicher Wunschkandidat, als Romney-Alternative für den Fall, dass der ungeliebte Spitzenreiter bis zum Nominierungsparteiitag nicht genügend Delegierte gewinnen würde.

Das Establishment hat gesprochen

Die Unterstüzung von George H. W. Bush hat Romney bereits.

Die Unterstüzung von George H. W. Bush hat Romney bereits.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nun hat sich John Ellis Pierce Bush, den sie alle nur Jeb nennen, auf Romney festgelegt - so wie schon sein Vater zuvor. Einen Vorschlag für den Posten des Vizepräsidenten hatte er auch parat: Marco Rubio, Senator von Florida und Liebling der streng konservativen Tea Party. Rubio sei zurzeit "der beste Redner in der amerikanischen Politik", sagte Bush in einem Interview mit der Zeitung "Pittsburgh Tribune-Review". Ganz nebenbei macht ihn seine kubanische Herkunft für Latinos attraktiv, die vielleicht entscheidende Wählergruppe in diesem Jahr. Der republikanische Wahlstratege Bruce Haynes erklärt den Moment mit der universellen Sprache des Sports: "Es ist der Pfiff des Schiedsrichters, der das Spiel beendet."

Ganz so weit ist es noch nicht, doch mit dem Segen eines der mächtigsten Republikaner im Rücken sieht Romney fast schon wie der sichere Sieger dieses langen und harten Vorwahlkampfes aus. Auch die einflussreiche Tea-Party-Organisaton "FreedomWorks" will sich nicht mehr länger gegen ihn stellen. "Die Zahlen sprechen für ihn," sagte der Vizepräsident von FreedomWorks, Russ Walker, einer konservativen Zeitung. 562 Delegierte hat er schon gewonnen, fast die Hälfte der nötigen 1144. Und der Blick auf die weiteren Termine wird ihm gefallen.

Santorum droht schwerer April

Die Vorwahl in Louisiana am kommenden Samstag wird Romney wohl noch gegen Rick Santorum verlieren, zu stark ist der Katholik im erzkonservativen Süden.

Doch dann folgen im kommenden Monat fast ausschließlich Vorwahlen, die eher Romney liegen. Am 3. April stimmen Washington D.C., Wisconsin und Maryland ab. Lediglich Wisconsin im Mittelwesten könnte Santorum Romney streitig machen - im Gegenteil zu Washington, wo er es gar nicht erst auf den Wahlzettel geschafft. Alle drei Staaten vergeben ihre Delegierten nach dem Modus "Alles für den Gewinner", damit könnte Santorum maximal 42, Romney maximal 56 Delegierte abstauben.

Doch dann wird es für Santorum schwierig. Am 24. April stimmen gleich fünf Staaten ab, doch nur in Pennsylvania, seiner Heimat, hat Santorum realistische Chancen. Connecticut, Delaware, New York und Rhode Island wird wohl Romney für sich verbuchen.

329 Delegierte hält der Ostermonat insgesamt bereit, die meisten davon werden an den Spitzenreiter gehen. Bis Anfang Mai könnte Romney sogar die Marke von 700 Delegierten knacken.

Romneys Berater patzt

Für Santorum und Newt Gingrich gibt damit nur noch eine Möglichkeit: Sie müssen verhindern, dass Romney bis zum Parteitag der Republikaner im August die nötige Mehrheit von 1144 Delegierten bekommt. Dann wäre eine Kampfabstimmung nötig, und der rechtskonservative Flügel der Partei könnte Romney im letzten Moment bei einer sogenannten "Brokered Convention" doch noch verhindern.

Und ausgerechnet Romneys Kampagne hat ihnen dafür gerade eine rhetorische Steilvorlage geliefert. In einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN wurde Romneys Wahlkampfmanager Eric Fehrnstrom gefragt, ob der politische Rechtsruck seines Kandidaten moderate Wählern vergraulen könnte. "Man drückt vor dem Herbst den Reset-Knopf", antwortete Fehrnstrom. "Das ist fast wie bei einer Zaubertafel. Man schüttelt einmal und fängt wieder ganz von vorne an."

Ein gefundenes Fressen für alle Romney-Kritiker, die dem Ex-Gouverneur eine allzu flexible Ideologie vorwerfen. "Wir alle wussten schon, dass Romney keine Überzeugungen hat", sagte ein Sprecher von Santorum. Und auch die Demokraten reagierten sofort. In einem neuen Webvideo erinnern sie im Zaubertafel-Look (Englisch "Etch-a-Sketch") an Romneys häufige Sinneswandel.

Quelle: ntv.de

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