Amerika sucht den Super-Arbeitsbeschaffer Job-Zahlen setzen Obama unter Druck
04.06.2012, 23:15 Uhr
Die gekonnte Interpretation von Zahlen und Grafiken macht immer einen guten Eindruck. Das weiß auch Barack Obama zu schätzen.
(Foto: AP)
Es ist ein kleiner Vorgeschmack auf das am heftigsten diskutierte Thema im US-Wahlkampf: Arbeitslosigkeit. Die aktuellen Zahlen bringen Präsident Obama in eine schwierige Lage – die Herausforderer Romney umgehend ausnutzt. Doch Obama weht sich mit einem Blick in die Geschichtsbücher.
Der vielleicht undankbarste Job in Obamas Wahlkampf-Team ist sicherlich der des Job-Statistikers. Jeden Monat wünscht er sich, neu geschaffene Arbeitsplätze in möglichst positive Schaubilder eintragen zu können, die der Präsident dann zum Stimmenfang benutzen kann. Tatsächlich zeigt der Trend nach oben – doch um die Verbesserung anhand der aktuellen Zahlen erkennen zu können, braucht auch der beste Experte eine Lupe.
Nur 69.000 neue Jobs wurden laut Arbeitsministerium im Mai 2012 geschaffen. Arbeitsexperten hatten mit 125.000 neuen Jobs gerechnet. Die Arbeitslosenquote in den USA liegt aktuell bei 8,2 Prozent, ein leichter Anstieg um 0,1 Prozent.
Romney attackiert Obamas Solar-Versagen
Ein gefundenes Fressen für Obamas republikanischen Herausforderer Mitt Romney. Der reiste am Wochenende zu den Überresten des einstigen Solar-Riesen Solyndra. Die Firma hatte unter Obama eine halbe Milliarde an Krediten bekommen, war jedoch im September 2011 pleite gegangen. Inzwischen untersucht das FBI den Fall. Für Romney aber ist Solyndra vor allem: der Beweis für Obamas wirtschaftspolitische Unfähigkeit.
"Dieses Gebäude steht für einen ernsthaften Interessenkonflikt", so Romney vor den verschlossenen Toren des Solyndra-Hauptquartiers. Gemeint war die Verbindung zwischen dem größten Anteilseigner der Solar-Firma, der Kaiser Stiftung, und dem Präsidenten. Stiftungsgründer, Milliardär und Philanthrop George Kaiser, gehört zu Obamas wichtigsten Großspendern.
Für Romney steht Solyndra damit sinnbildlich für Obamas verfehlte Subventionspolitik, die auf Pump die Wirtschaft ankurbeln soll, dabei aber vor allem Schulden anhäuft und Freunde des Präsidenten begünstigt. Der habe "die grundsätzliche Natur des freien Marktes in Amerika nicht verstanden", sagte Romney.
Obama antwortet mit Romneys Vergangenheit
Doch Obamas Team war schnell dabei, eine Antwort zu finden. Nach Kritik an Romneys Zeit als Investmentbanker bei der umstrittenen Firma Bain Capital nahm sie am Wochenende seine politische Vergangenheit ins Visier. Romney habe als Gouverneur von Massachusetts "eine der schlimmsten wirtschaftlichen Entwicklungen" zu verantworten gehabt, heißt es in Obamas neuem TV-Werbespot. "Als Mitt Romney Gouverneur war, verlor Massachusetts mehr als 40.000 Stellen im herstellenden Gewerbe", so der Vorwurf. Landesweit habe der Bundesstaat an 47. Stelle bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze gestanden. Stattdessen habe Romney Steuern für Reiche gesenkt und den Mittelstand erhöht.
Aus Romney, dem reichen Finanzhai, ist Romney der rücksichtslose Job-Vernichter geworden: Das Obama-Team verstärkt seine Angriffe auf die vermeintlich größte Stärke des republikanischen Gegners. Die Botschaft, Romney habe als Gouverneur vor allem wirtschaftlich versagt, ist Obamas neuestes Argument im Kampf um Wählerstimmen.
Insgesamt 10 Millionen Dollar will die Kampagne des Präsidenten laut dessen Stratege David Axelrod ausgeben, um den neuen TV-Spot im Fernsehen zu zeigen - vor allem in den alles entscheidenden "Swing States" wie Florida oder Virginia, in denen die Wahl entschieden wird.
Romney zeigt sich allerdings wenig beeindruckt. Er ließ am Montag über eine Sprecherin ausrichten: "Wir vergleichen nur zu gern Mitt Romneys 4,7 Prozent Arbeitslosigkeit in Massachusetts mit Präsident Obamas schwachen Zahlen."
Quelle: ntv.de