US-Wahl

Die Kolumne zur US-Wahl Obama übt Aggression

Obama hat aus dem ersten Duell-Desaster gelernt.

Obama hat aus dem ersten Duell-Desaster gelernt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Barack Obama gilt als der Besonnenere der beiden US-Präsidentschaftskandidaten. Seine Zurückhaltung kostet Obama im ersten TV-Duell gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney den Sieg. Im zweiten Duell kann er punkten - aber nur ein bisschen.

US-Präsident Barack Obama hätte diese Woche beim zweiten TV-Duell gegen den Republikaner Mitt Romney dringend einen deutlichen Sieg gebraucht. Doch obwohl er sich besser als bei der ersten Fernsehdebatte schlug, bleibt eine Frage offen: Wird es reichen?

"Präsident Obama konnte seine Talfahrt nicht stoppen", meint CNN-Analyst Ari Fleischer, der unter George W. Bush Sprecher des Weißen Hauses war. "Er konnte sie wohl nur ein wenig verlangsamen."

Als 'Talfahrt' bezeichnet Fleischer Obamas plötzlichen Fall in den Meinungsumfragen, der nach seiner ersten Fernsehdebatte gegen Mitt Romney vor zwei Wochen eingesetzt hatte. Dieses Mal trat Obama wesentlich energiegeladener und aggressiver auf. Er griff Romney kontinuierlich an, unterbrach ihn häufig mit den Worten "das ist nicht wahr, das ist nicht wahr" und bezeichnete einen seiner Kritikpunkte als "beleidigend".

Ärger liegt in der Luft

Jonathan Mann, CNN.

Jonathan Mann, CNN.

Mit bloßem Auge konnte man erkennen, dass bei diesem Duell Ärger in der Luft lag. Die beiden Männer näherten sich einander angespannt, umtänzelten sich wie Boxer und verliehen der Begegnung damit einen physischen Aspekt. Durch sein aggressiveres Verhalten konnte Obama bei den Zuschauern punkten, zumindest oberflächlich. In einer ersten CNN-Umfrage direkt nach der Debatte waren 46 Prozent der befragten Amerikaner der Meinung, Obama habe das Duell gewonnen. Den Republikaner Romney sahen 39 Prozent vorne.

Doch viele Wähler glaubten auch, dass Romney bei einigen Schlüsselthemen die Nase vorn hatte, unter anderem beim Thema Wirtschaft. Hier konnte der Republikaner gegenüber Präsident Obama einen Vorsprung von 18 Prozentpunkten erzielen. "Ich glaube, Präsident Obama hat nun das getan, was viele Demokraten seit langer Zeit von ihm erwartet hatten", sagte CNN-Experte David Gergen, der in den vergangenen Jahrzehnten Kommunikationsberater von vier US-Präsidenten war. "Mitt Romney hatte meines Erachtens die wesentlich bessere Strategie als Obama, denn er kam immer wieder auf das Thema Arbeitsplätze zurück."

Keine großen Patzer

Die Umfrage hat das Stimmungsbild im Land nicht ganz genau wiedergegeben: Mehr Republikaner als Demokraten haben sich die Debatte angesehen. Da sich das Ergebnis ausschließlich aus Zuschauerbefragungen zusammensetzt, ist die Ansicht der Republikaner in der Umfrage überrepräsentiert. Der Fehlerbereich der ersten Meinungsumfrage lag bei plus/minus 4,5 Prozent. Damit sind die Zahlen auch nicht so stichhaltig wie die anderer Umfragen mit wesentlich geringeren Fehlerquoten. Doch ganz gleich, welche Zahlen man zugrunde legen mag: Auch beim zweiten Fernsehduell gab es keine großen Patzer oder entscheidenden Momente, die den Verlauf des Wahlkampfs auf den letzten Metern beeinflussen könnten.

Landesweit ist Obamas Vorsprung, über den sich der Präsident in den vergangenen Monaten freuen konnte, zurückgegangen. Laut CNNs jüngstem 'Poll of Polls' lag Romney zuletzt mit 48 Prozent einen Prozentpunkt vor Obama (47 Prozent). Diese Zahlen wurden in der Woche vor dem zweiten TV-Duell erhoben. In manchen Staaten liefern sich die beiden Kandidaten nach wie vor ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Romney und Obama werden am Montag ein weiteres Mal gegeneinander antreten. Die Wahl findet zwei Wochen später, am 6. November, statt. Beide Männer werden jetzt hart arbeiten und schnell sein müssen, denn die Zeit läuft ihnen davon.

Quelle: ntv.de

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