US-Wahl

Ex-Präsidenten im Wahlkampf 2012 Polit-Junkie und stiller Cowboy

Clinton und Bush können miteinander: 2010 engagierten sie sich gemeinsam für Haiti.

Clinton und Bush können miteinander: 2010 engagierten sie sich gemeinsam für Haiti.

(Foto: REUTERS)

Der eine kann vom Wahlkampf nicht genug kriegen, der andere versteckt sich auf seiner Ranch: Die Ex-Präsidenten Clinton und Bush spielen sehr unterschiedliche Rollen bei der US-Wahl 2012. Clinton tritt als Obamas Bodyguard auf, Bush lässt Romney mit seinen Problemen ziemlich allein.

Egal mit welcher Botschaft Barack Obama vor seine Anhänger tritt, für zwei Worte erntet er fast immer Applaus: Bill Clinton. Die Republikaner würden versuchen, die politischen Uhren zurückzudrehen, so Obama Anfang Mai bei einer Kundgebung. "Doch um es mit den Worten unseres guten Freundes Bill Clinton zu sagen ..." Da brandet auch schon der Jubel auf, das Zitat seines Vorvorgängers muss der amtierende Präsident ins Mikrofon brüllen: "Jetzt ist ihre Agenda auf Steroiden."

Amtshilfe aus den "goldenen 90ern": Wie schon nach der Vorwahl-Niederlage seiner Frau Hillary 2008 hat sich der 42. Präsident der USA hinter die Kandidatur seines Parteikollegen gestellt. Mal füllt er Obamas Wahlkampfkasse mit seiner bloßen Anwesenheit bei Spendenveranstaltungen, mal erklimmt er das Podium und begeistert die Massen. Der Republikaner Mitt Romney hingegen muss auf solche Unterstützung von ganz oben wohl noch lange warten. George W. Bush hält sich merklich zurück, nicht einmal seine mündliche Unterstützung hat er sich bisher abringen lassen.

Der Mann aus "Hoffnung"

Obama lässt sich auch schon mal für Clintons Hilfsorganisation einspannen.

Obama lässt sich auch schon mal für Clintons Hilfsorganisation einspannen.

(Foto: REUTERS)

Es ist eine Rollenverteilung, die viel aussagt über den Zustand der beiden Parteien. Während Clinton versucht, die etwas ermüdeten Demokraten an die Wahlurnen zu locken, meidet Bush jr. die politischen Grabenkämpfe seiner tief gespaltenen Republikaner.

Clinton gilt bei den meisten Demokraten noch immer als ihr heimlicher Liebling. Allen persönlichen Eskapaden zum Trotz: Der Mann aus dem Städtchen Hope in Arkansas schafft es wie kaum ein zweiter Politiker, Menschen mit Worten zu erreichen.

Vor allem in der Wirtschaftspolitik überzeugt Clinton als effektiver Erklärer: Einfache Antworten auf komplizierte Fragen, leicht zu merkende Slogans statt Phrasen aus dem Parteiprogramm. Vor allem deswegen setzt ihn das Obama-Team gerne in Bundesstaaten ein, wo der schwache Aufschwung nach der Krise noch keine große Wirkung gezeigt hat. Clinton soll vor allem Obamas teure Konjunkturpakete verteidigen. Genauso wie dessen umstrittene Gesundheitsreform. An der war Clinton übrigens einst selbst gescheitert.

Geben und Nehmen

Auch als Spendensammler gehört Clinton zu Obamas wichtigsten Helfern - neben Hollywood-Stars wie George Clooney. Ende April stand er erstmals gemeinsam mit Obama auf der Bühne. Am Ende des Abends war die Kampagne des Amtsinhabers um 2 Millionen US-Dollar reicher. Und wenn Obama mal einen ehemaligen Oberbefehlshaber braucht, um die Tötung Osama bin Ladens richtig zu würdigen, ist Clinton zur Stelle.

Ganz so einseitig ist die Unterstützung freilich nicht: Clinton nutzt seinen guten Draht zum Weißen Haus auch für PR in eigener Sache. "Ich bin angetreten, um Präsident zu werden, weil wir einen Irrweg beschritten haben seit Bill Clinton nicht mehr im Amt ist", erinnerte Obama seine Anhänger im April. Der Gelobte bedankte sich mit seidenweichem Südstaaten-Akzent: "Unter Präsident Obamas Führung gehen wir den richtigen Weg."

Keine Nachricht aus Texas

Als Bush Präsident war, half er Romney noch bei dessen Wiederwahl zum Gouverneur.

Als Bush Präsident war, half er Romney noch bei dessen Wiederwahl zum Gouverneur.

(Foto: REUTERS)

Im Bush-Lager hielt man sich hingegen lange mit Äußerungen zur Wahl zurück. Erst Ende März sprachen George H. W. Bush, der 41. US-Präsident, und seine Frau Barbara offen für "unseren alten Freund Mitt Romney" aus.

Kurz zuvor hatte sich bereits ihr ältester Sohn Jeb, ehemaliger Gouverneur von Florida, zu Romneys Kandidatur bekannt - allerdings mit einer zweideutigen Begründung. "Es wird Zeit für die Republikaner, sich zu vereinen", so Bush damals. Es klang eher nach einer diplomatischen Note als nach herzlicher Fürsprache.

Romney drohte damals ein erheblicher Imageschaden durch sein bitteres Duell mit Herausforderer Rick Santorum, der sich als konservative Alternative etabliert hatte. Die Partei war tief gespalten: Die gemäßigten Republikaner hielten zu Romney, der rechte Flügel zu Santorum. Die Dreifach-Unterstützung aus dem Bush-Clan hatte damit etwas von einem Schiedsspruch. Anfang April gab Santorum schließlich auf.

Keine Hilfe mit Evangelikalen

Dabei könnte Romney gerade die Hilfe des tief gläubigen George W. Bush gut brauchen. Denn kaum ein republikanischer Politiker hat so viel Einfluss bei den Evangelikalen wie der "wiedergeborene Christ" Bush. Die Mega-Kirchen der USA sind die Hochburgen der Konservativen. Mit denen hat Romney jedoch erhebliche Probleme - nicht zuletzt wegen seines mormonischen Glaubens. Sie muss der Ex-Gouverneur von Massachusetts am längsten umwerben, vor allem bei Themen wie dem strikten Abtreibungsverbot oder der Homo-Ehe.

Bush könnte ein mächtiger Fürsprecher Romneys sein. Doch er schweigt, und Romney muss bis heute am rechten Rand Klinken putzen gehen.

Quelle: ntv.de

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