Spitzenreiter in US-Vorwahl stark in TV-Debatte Romney hat leichtes Spiel
08.01.2012, 15:46 Uhr
Die erste Debatte in New Hampshire kannte nur einen Sieger: Romney.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mitt Romney ist mit den Gedanken schon ihm Herbst-Duell gegen Barack Obama, seine republikanischen Gegner stecken hingegen noch tief im winterlichen Vorwahlkampf. Das ist die Erkenntnis der gestrigen Fernsehdebatte in New Hampshire.
Romney ignorierte seine Rivalen wo er nun konnte, und die griffen sich lieber gegenseitig an, als den Spitzenreiter unter Druck zu setzen.
In der vom Sender ABC veranstalteten Debatte warf Romney Obama erneut vor, er wolle die USA "in einen Wohlfahrtsstaat in europäischem Stil verwandeln". Der Präsident habe zudem die Rezession in den USA mit seiner Politik noch verschlimmert und die Erholung erschwert. Berichte über eine langsam aber stetig wachsende Wirtschaft, die erst im Dezember 200.000 neue Jobs geschaffen, ließ Romney nicht in Obamas "Das ist so, als wenn der Hahn sich den Sonnenaufgang zuschreiben würde", sagte Romney. "Tatsächlich hat er [Obama] es nur noch schwerer gemacht für Amerika, wieder auf die Beine zu kommen."
Romneys Vergangenheit unter der Lupe
Der Geschäftsmann und einstige Organisator der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City, sprach dem Präsidenten außerdem jegliche außenpolitische Führungskraft ab und warf ihm insbesondere Schwäche im Kurs gegen den Iran vor.
Die restlichen republikanischen Anwärter für die Präsidentschaftskandidatur hielten sich dagegen weitgehend zurück mit Angriffen auf Romney, obwohl des Moderatoren-Team von ABC gleich mehrere Möglichkeiten gab. Gleich zu Beginn machten sie Romneys Vergangenheit als Investmentmanager zum Thema. Der frühere Chef des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, warf Romney vor, damals mit seiner Firma Bain Capital ein "Wall-Street-Modell" zu verkörpern, bei dem Unternehmen mit Hilfe von Fremdkapital übernommen würden: Es sei fraglich, ob die Mitarbeiter dieser Unternehmen hinterher besser oder schlechter dagestanden hätten. Allerdings bezog er sich dabei immer wieder auf einen Artikel in der New York Times, ohne selber konkret zu werden.
Paul greift Santorum an
Ex-Senator Rick Santorum, der bei der ersten Vorwahl in Iowa überraschend stark abgeschnitten hatte, schlug in die selbe Kerbe. "Der Oberbefehlshaber dieses Landes ist kein Geschäftsführer", sagte er. Das Land brauche einen Anführer, keinen Manager, so Santorum. Romney konterte gelassen: "Menschen, die Geschäfte eröffnen, sind nicht nur Manager, sie sind Anführer."
Ron Paul, der in New Hampshire zurzeit mit Platz 2 rechnen kann, griff erneut Rick Santorum an. Santorum habe als Senator mehrfach für höhere Staatsausgaben gestimmt und obendrein Geld von Lobbyisten genommen zu haben. Santorum wies die Vorwürfe zurück. "Ich bin ein Konservativer, Ron. Ich glaube, dass die Regierung eine gewisse Rolle spielen muss."
Perry will zurück in den Irak
Rick Perry, der Gouverneur von Texas, sorgte für den einzigen Aufreger des Abends. "Ich würde Truppen zurück in den Irak schicken", erklärte Perry. Grund sei die anhaltende Bedrohung durch den Iran. Mit dieser Meinung war er auf der Bühne allerdings allein. Zwar meinte auch Santorum, dass der Iran "das wichtigste Thema" sei, doch einem erneuten Militäreinsatz wollte er sich nicht anschließen.
Romney fiel es bei der 90-minütigen Debatte auf dem Campus der Universität Saint Anselm leicht, souverän zu wirken. Immer wieder lächelte er, die Hände in den Hosentaschen, und war durch die Angriffe seine Konkurrenten nicht aus der Ruhe zu bringen. Er konzentrierte sich vielmehr darauf, den Mann zu kritisieren, den er im Weißen Haus beerben will. Nun wird bereits spekuliert, ob Romney die Vorwahlen bereits im Januar für sich entscheiden kann: Mit Siegen bei den Abstimmungen in New Hampshire, South Carolina und Florida wäre er kaum noch einzuholen.
Gingrich patzt bei Sport-Frage
Zumal seine Gegner kein Fettnäpfchen auslassen. Zum Schluss der Debatte wollten die Moderatoren noch wissen, was die Kandidaten an diesem Abend getan hätten, wenn keine Debatte stattgefunden hätte. Für Newt Gingrich war klar: "Ich hätte mir ein Meisterschaftsspiel im College-Basketball angeschaut." "Football", rief jemand im Hintergrund, worauf sich Gingrich – peinlich berührt - korrigieren musste. "Ich meine Football."
Am Sonntag folgt eine weitere Gesprächsrunde. Nach der jüngsten Tages-Umfrage der Suffolk University liegt der als gemäßigt geltende Romney mit 39 Prozent in der Gunst der republikanischen Wähler nach wie vor weit vorne; vor drei Tagen waren es allerdings noch 43 Prozent Zustimmung. Der texanische Kongressabgeordnete Ron Paul kann demnach auf 17 Prozent der Stimmen hoffen, Gingrich auf zehn Prozent. Santorum käme auf neun Prozent.
Quelle: ntv.de