Romney-Gegner nutzen zweite TV-Debatte für Angriffe Spitzenreiter unter Druck
08.01.2012, 18:59 Uhr
Brachte Mitt Romney (re.) in Bedrängnis: Rick Santorum.
(Foto: REUTERS)
Zwei Tage, zwei Debatten, zwei Sieger: Die erste Debatte in New Hampshire dominierte Romney, bei der zweiten bekam er hingegen jede Menge Gegenwind. Seine Kontrahenten nutzten die Chance für Spott, Polemik und Drohungen.
Falls sich Mitt Romney vor der NBC-News/Facebook-Debatte am Sonntagmorgen auf einen netten Plausch mit seinen republikanischen Gegnern gefreut hatte, wurde er bitterlich enttäuscht. Statt ihn wie bei der ersten New-Hampshire-Debatte am Samstag mit Samthandschuhen anzufassen, gingen sie dieses Mal gemeinsam auf ihn los.
Gefragt, was Romney für das Amt des Präsidenten disqualifizieren würde, zögerte Newt Gingrich keine Sekunde. Die Partei müsse sich fragen, wer gegen die milliardenschwere Kampagnenmaschine Obamas ankommen könne. "Und ein mutiger Konservativer im Stile Reagans", so Gingrich über sich selbst, "hat mehr Chancen als ein ängstlicher Moderater aus Massachusetts." David Gregory, der erfahrene TV-Journalist von NBC News fragte lieber nochmal nach: Habe Romney also keine Chance gegen Obama? Und Gingrich legte nach. "Er wird es schwer haben, gewählt zu werden."
"Lassen sie diesen frommen Quatsch!"
Spätestens da war die Richtung der Debatte klar: Anders als am Samstag würde es Romney dieses Mal nicht so leicht haben. Der verteidigte sich zunächst mit dem Hinweis Erfolge in seiner einen Amtszeit als Gouverneur - was Rick Santorum umgehend zum Gegenangriff nutzte: "Warum sind sie dann nicht zur Wiederwahl angetreten?" Die Wahrheit sei doch, hakte Gingrich nach, dass Romneys Chancen zu gering gewesen seien. Deswegen sei auch Romneys Behauptung, er sei kein Karrierepolitiker, falsch: "Lassen sie diesen frommen Quatsch", herrschte er den Ex-Gouverneur an, "sie machen seit Jahren Wahlkampf [für das Präsidentenamt], seit mindestens 1990."
Die Debatte wurde zweitweise so hitzig, dass Moderator David Gregory die Kandidaten lautstark unterbrechen musste. Vor allem Santorum setzte Romney unter Druck und nötigte ihm sogar die voreilige Zusicherung ab, dass er, Romney, im Fall eines Wahlsieges auch für eine zweite Amtszeit als Präsident antreten werde.
"Obama ist ein Sozialist"
Für Abwechslung sorgten lediglich die erwartbaren Vorwürfe gegen Präsident Obama. Ron Paul beschuldigte den Demokraten, durch Militäreinsätze im Ausland die USA an den Rand des Abgrunds geführt zu haben. "So stürzten einst die Sowjets", erklärte Paul, der auch an diesem Tag seine Botschaft von uneingeschränkter Freiheit des Einzelnen und so wenig Regierung wie möglich vertrat.
Rick Perry, der nach einem schlechten Start in Iowa um jede stimmen kämpfen muss, war an diesem Tag nur Nebenfigur. Er versuchte sich erneut als Kandidat der Tea Party zu etablieren und erklärte, das Land habe "einen sozialistischen Präsidenten". Den größten Applaus aber bekam er für die erfolgreiche Aufzählung von Ministerien, die er streichen würde - was ihm zuvor bereits einmal misslungen war und jede Menge Spott einbrachte.
Auch Jon Huntsman hinterließ kaum bleibende Eindrücke. Nur einmal hatte er den Saal auf seiner Seite: Als er sich bei Romney revanchierte, weil dieser ihm am Abend zuvor seinen Dienst als Obamas China-Botschafter vorgeworfen hatte.
Eine Zuschauerin nickt bei Debatte ein
Die Konfrontation der Kandidaten war durchaus gewollt: Bei ihrer gemeinsamen Fernsehsendung hatten NBC-News und Facebook offenbar das Ziel, die Spannung im Kampf um die Nominierung der Republikaner zu erneuern. Nach Romneys Sieg in Iowa, und dem sehr wahrscheinlich Sieg in New Hampshire am Dienstag, drohte das Rennen bereits langweilig zu werden. Diese Angst dürfte sich nun zerschlagen haben: Romney muss sich auf einen harten Vorwahlkampf einstellen, bei dem seine Gegner kein Pardon zeigen werden. So kündigte Newt Gingrich an, dass ein mit ihm assoziierter "Super-Pac" demnächst einen fast 30-minütigen Film über Romney veröffentlichen würde. Darin geht es um seine Zeit bei Bain Capital. Der Vorwurf: Romney habe gewissenlos und aus Profitgier Jobs vernichtet.
Wie die Wähler auf den rauen Ton reagieren, wird sich bereits am Dienstag herausstellen. Eine Dame im Publikum schien jedenfalls nicht vom Hocker zu reißen. Sie nutzte daher den offenbar bequemen Sitzplatz in der ersten Reihe für ein kleines Nickerchen.
Quelle: ntv.de