US-Wahl

Romney schafft Triumph in Utah USA vor Milliarden-Wahlkampf

Kuchen für den Kandidaten: Romney in Michigan.

Kuchen für den Kandidaten: Romney in Michigan.

(Foto: REUTERS)

Der letzte Vorwahlstopp in Utah ist für Romney doppelt schön: Erstens siegt er im mormonischen Herzland, zweitens hat er sich als starker Herausforderer für Obama etabliert - vor allem dank superreicher Spender und einer "Ein-Thema-Strategie".

Diese historische Rolle will Obama definitiv nicht spielen. "Wenn das so weitergeht", schreibt er in einer E-Mail an Unterstützer, "dann bin ich der erste Amtsinhaber der Moderne, der bei seiner Wiederwahl finanziell übertrumpft wird." 10 zu 1, so groß könnte der Abstand zum Rivalen Mitt Romney werden, befürchtet der einstige Super-Spendensammler. Sein Gegner dürfte diese Besorgnis gerne zur Kenntnis nehmen: Am letzten Tag des langen Vorwahlmarathons sieht Romney tatsächlich wie ein ernsthafter Herausforderer aus - nicht nur beim Vergleich der Wahlkampffinanzen.

Das ABC der US-Wahlen

Abtreibung bis Caucus
Delegierte bis F-Wort
Gesundheitsreform bis Iowa
Luftkrieg bis Obama
President-elect bis Swing States
Tea Party bis Zukunft

Wobei Obama zumindest hier bisher einen klaren Vorteil hat: Ende Mai waren laut US-Wahlbehörde rund 110 Millionen Dollar auf seinem Konto, rund zehn mal mehr als bei Romney. Doch der Republikaner hat eine besonders mächtige Wählergruppe bereits für sich gewonnen: konservative Millionäre und Milliardäre. Rund 700 von ihnen lud Romney vergangenes Wochenende in Utah in ein Luxus-Resort ein. Eine Strategiesitzung mit besonderem Touch: Laut Medienberichten schauten sie unter anderem zu, wie olympische Skispringer Salti in einen Pool machten.

Ende einer langen Reise

Doch Utah ist nicht nur finanziell ein Meilenstein für Romney. Im Land seiner Glaubensbrüder ist der Mormone aus Michigan endgültig zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner aufgestiegen, mit einem Erdrutschsieg von über 90 Prozent der Stimmen.

Romney-Schilder erobern diesen Garten.

Romney-Schilder erobern diesen Garten.

(Foto: REUTERS)

Sechs Jahre und einen gescheiterten Versuch 2008 hat er gebraucht, auch dieses Mal geriet Romney gelegentlich ins Stolpern. Ausgerechnet der rechte Rand seiner Partei, das ultra-konservative Rückgrat aus Tea-Party-Aktivisten und evangelikalen Christen, verweigerte ihm zunächst die Gefolgschaft. Doch am Ende hat er nicht nur die nötige Zahl von Delegierten hinter sich, sondern auch einen Großteil seiner Partei.

In einigen Umfragen liegt Romney inzwischen sogar schon vor Obama, wenn auch nur sehr knapp. Auch in den meisten der sogenannten "Battleground States" wie Ohio, Virginia oder Florida, in denen die Wahl im Herbst entschieden wird, liegen beide Kandidaten dicht beieinander. Sogar ein Sieg in seiner Heimat Michigan, wo Romney vor wenigen Wochen noch weit hinter Obama dümpelte, ist nun wieder möglich.

Ja zum Boss, nein zum Menschen

Barack Obama bei einer Spenden-Sammel-Veranstaltung in Miami.

Barack Obama bei einer Spenden-Sammel-Veranstaltung in Miami.

(Foto: AP)

Romney hat die Lücke zwischen sich selbst und Obama verringert. Zwar ist der Präsident als Mensch weiterhin beliebter bei Wählern, doch beim entscheidenden Thema, der Wirtschaftspolitik, hat der ehemalige Manager Romney die besseren Karten. Laut einer aktuellen Umfrage von NBC und dem "Wall Street Journal" ist die Mehrheit der Wähler enttäuscht von Obamas ökonomischer Staatsführung. 61 Prozent meinen, das Land steuert in die falsche Richtung, 53 Prozent finden, Obama hat die Wirtschaft nicht im Griff.

Bei Romney hingegen denken die meisten Befragten vor allem an seine Karriere als Geschäftsmann - und dass er den Reichen des Landes sehr nahe steht. Doch all die Angriffe auf Romneys Aufstieg bei der kontroversen Investmentfirma Bain Capital haben offenbar weniger Schaden angerichtet, als seine Gegner gehofft haben. Auch Obama attackiert Romney inzwischen regelmäßig als Turbo-Kapitalisten, der Firmen ruinierte und als Gouverneur von Massachusetts weniger Jobs kreierte als 46 seiner Amtskollegen.

Eingleisiger Wahlkampf

Doch die Botschaft dringt nicht so durch wie gewünscht. "Wenn es bei der Wahl um eine Abstimmung über die Gesundheitsreform oder die Wirtschaft geht, hat Romney einen Vorteil", sagt der demokratische Umfrageexperte Peter D. Hart. "Obama hat einen Vorteil, wenn es um Persönlichkeit geht."

Und der genau diese Abstimmung will Romney erzwingen. Auch deswegen äußert er sich nur spärlich zu Themen, die davon abweichen. Zum Beispiel die dringend nötige Reform der Einwanderungsgesetze. Nachdem der Oberste Gerichtshof zuletzt einige besonders restriktive Maßnahmen in Arizona für unzulässig erklärte, blieb Romney fast stumm - obwohl er diese Gesetze zuvor als "Vorbild für das ganze Land" bezeichnet hatte. Denn bei der steigenden Zahl von wählenden Latino-Amerikanern macht er sich damit vor allem unbeliebt.

Dann doch lieber knackige Angriffe auf Obamas ökonomische Bilanz. "Das nennt er 'vorwärts'", spottete Romney kürzlich bei einer Rede in Ohio, in Anspielung auf Obamas neuen Wahlkampfslogan. "Das ist eher vorwärts über eine Klippe. Das ist der Weg nach Griechenland."

Teuerste Job-Bewerbung aller Zeiten

Bis November ist es noch ein weiter Weg. Ob er einen so langen Atem hat, muss Mitt Romney noch beweisen, doch am Geld wird es wohl nicht scheitern. Der Kasino-Mogul Sheldon Adelson jedenfalls hat schon mal angekündigt, bis zu 100 Millionen Dollar für Romney ausgeben zu wollen - nachdem er zuvor dessen Gegner Newt Gingrich finanziert hatte. Die Milliardärsbrüder Charles und David Koch wollen sogar 400 Millionen beisteuern. Karl Rove, der einst George W. Bush ins Weiße Haus brachte, verspricht, mit seiner Gruppe "American Crossroads" weitere 300 Millionen Dollar gegen Obama zu mobilisieren. Und Romneys Super Pac "Restore our Future" könnte noch einmal 100 Millionen Dollar aufbringen.

Die USA könnten also die erste Milliarden-Dollar-Wahl ihrer Geschichte erleben. Ausgerechnet der Kampf um den einen Job im Weißen Haus wäre damit ein großes, sehr teures Konjunkturpaket für die gesamte, lahmende US-Wirtschaft.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen