US-Wahl

Erst Apokalypse, dann Abgang Bachmann gibt Wahlkampf auf

Abschied vom Rennen um das Weiße Haus: Michele Bachmann gibt auf.

Abschied vom Rennen um das Weiße Haus: Michele Bachmann gibt auf.

(Foto: REUTERS)

Iowa fordert sein erstes "Opfer": Michele Bachmann, die Tea-Party-Politikerin, gibt nach einem miserablen Ergebnis bei der ersten Abstimmung. Ihren Abgang nutzte sie für krude Untergangsrhetorik, nicht für selbstkritische Reflexion.

"Bleibt da, nachher feiern wir noch", hatte Michele Bachmann am Dienstagabend gesagt. Da wurden die Ergebnisse des Iowa Caucus noch immer zusammengezählt, doch Bachmanns Niederlage zeichnete sich bereits deutlich ab. Am Ende reichte es für gerade einmal fünf Prozent – ein Desaster für die erzkonservative Politikerin in einem sehr konservativen Bundesstaat. Trotzdem schien Bachmann optimistisch, geradezu kämpferisch. "Unser wunderbare Republik hat gezeigt, dass sie funktioniert", jubelte Bachmann über die basisdemokratische Abstimmung ihrer Partei. Denn die habe gezeigt, dass "Obamas liberale Politik am Ende" sei. Der nächste Präsident werde Republikaner sein, erklärte Bachmann, und vielleicht ziehe "sogar eine andere Michele" ins Weiße Haus ein.

Daraus wird nun wohl nur noch etwas werden, wenn einer der männlichen Kandidaten kurzfristig eine Michele zur Frau nimmt. Denn Michele Bachmanns Zeit als Kandidatin ist vorbei.

Sinneswandel in weniger als 24 Stunden

Erste Anzeichen für eine Aufgabe gab es bereits kurz nach Bachmanns kämpferischer Rede in Iowa. Ihr Wahlkampfteam sagte mehrere Auftritte in South Carolina ab, wo Ende Januar eine weitere Abstimmung stattfinden wird.

Sie "bereue nichts" und habe im Wahlkampf zu keinem Zeitpunkt ihre Ideale verraten, so Bachmann. Nach dem Urteil der Menschen in Iowa freue sie sich "auf das nächste Kapitel in Gottes Plan".

"Ich war nie eine Politikerin"

Und etwas kryptisch fügte sie hinzu: "Obwohl ich Kongressabgeordnete bin, war ich nie eine Politikerin und werde es hoffentlich nie sein." Denn um "politische Macht" und "eitle Sucht nach Ruhm" sei es nie gegangen. Sie sei angetreten, um die "letzte Chance zu nutzen", Obamas Gesundheitsreform und Regulierungen im Finanzsektors abzuschaffen.

Ein letztes Echo ihrer bisherige, oft fragwürdigen Wahlkampfbotschaften. So hatte Bachmann unter anderem gewarnt, das Land sei unter Obama auf dem Weg zur sozialistischen Diktatur. Nur eine von vielen Kontroversen, bei denen Bachmann als Wortführerin agierte. Der "Birther-Bewegung", die Obamas Staatsangehörigkeit anzweifelt, schloss sich Bachman ebenso an wie radikalen Islami-Kritikern und Verschwörungstheorien über die globale Erwärmung (angeblich von linken Wissenschaftlern erfunden).

Romney wird sie "vermissen"

Ganz verschwinden wird Bachmann freilich nicht: Die adrette 55-Jährige genießt auch weiterhin viel Unterstützung bei konservativen Republikanern, wenn auch nur bei Fernsehauftritten im Murdoch-Sender Fox News. In weiser Voraussicht nutzte Spitzenreiter und Iowa-Sieger Mitt Romney daher nicht die Möglichkeit, nachzutreten. "Sie war eine großartige Kandidatin", sagte Romney, "wir werden sie vermissen."

Der nächste Kandidat, der die weiße Flagge schwenken könnte, ist Rick Perry. Der Gouverneur von Texas kam in Iowa nur auf den fünften Platz, trotz millionenschwerer Werbekampagne. Auch sein Team hat Auftritte in South Carolina abgesagt. Am Dienstag gab Perry bekannt, er wolle nach Texas zurückkehren um zu überlegen, "ob es für mich in diesem Rennen weitergehen kann".

Ob Romney auch ihn vermissen würde, darf bezweifelt werden: Während mit Bachmann ein politisches Leichtgewicht ausscheidet, würde mit Perry zumindest ein finanziell starker Gegner abtreten. Vor der nächsten Abstimmung in New Hampshire hat Perry jedoch noch einmal eine Chance, das Ruder herumzureißen: Vor der Wahl finden zwei TV-Debatten statt, die der Texaner nutzen könnte. Allerdings spricht seine bisherige Leistung vor Kameras eher gegen ein Comeback.

Quelle: ntv.de

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