Dissident in Botschaft in Peking USA sagen nichts über Chen
28.04.2012, 10:21 UhrDie USA äußern sich nicht zu der Frage, ob der Bürgerrechtler Chen Guangcheng in ihrer Botschaft in Peking Zuflucht gesucht hat. Menschenrechtler gehen davon aus, dass die Regierungen in Peking und Washington längst über den Fall verhandeln.
Nach der spektakulären Flucht des blinden chinesischen Dissidenten Chen Guangcheng aus seinem Hausarrest spekulieren Menschenrechtler über mögliche Verhandlungen zwischen Peking und Washington. Sie gehen weiter davon aus, dass Chen Zuflucht in der US-Botschaft in Peking gesucht hat.
"Dies ist ein entscheidender Punkt für die amerikanische Menschenrechts-Diplomatie", sagte Bob Fu, der Vorsitzender der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation China Aid. Nach seiner Darstellung werde bereits fieberhaft über die Zukunft des Bürgerrechtlers verhandelt.
"Er will im Land bleiben und kämpfen", sagte der Aktivist Hu Jia in Peking der Nachrichtenagentur dpa. Eine Ausreise Chens in die USA schloss der Menschenrechtler aus: "Er hat nie über den Status eines politischen Flüchtlings gesprochen."
Freunde Chens hatten am Freitag mitgeteilt, dass der 40 Jahre alte Bürgerrechtler seinen Bewachern im Dorf Dongshigu in der ostchinesischen Provinz Shandong entkommen und nach Peking gebracht worden sei. Nach offiziell nicht bestätigten Berichten soll er dort die US-Botschaft aufgesucht haben. Die US-Regierung lehnte es ab, sich zum Verbleib Chens zu äußern. Die "New York Times" berichtete am Samstag unter Berufung auf Quellen im chinesischen Ministerium für Staatssicherheit, dass sich der Dissident tatsächlich auf dem Gelände der diplomatischen Vertretung der USA in Peking aufhalte.
Chen bittet um Sicherheit für seine Familie
Die Flucht Chens war am Freitag bekannt geworden. Er meldete sich in einem an Chinas Ministerpräsidenten Wen Jiabao gerichteten Video zu Wort und bat um Sicherheit für seine Familie. Chinesischen Sicherheitskräften warf er darin vor, ihn und seine Familie misshandelt zu haben.
Chen war nach vier Jahren Haft im September 2010 aus dem Gefängnis entlassen worden und stand seither zusammen mit seiner Frau unter Hausarrest. Er ist einer von zahlreichen autodidaktischen Rechtsanwälten, die sich in China in Menschenrechtsfragen engagieren und Betroffene beraten.
Chen zog vor allem mit Kritik an der rigiden Ein-Kind-Politik den Zorn Pekings auf sich, nachdem er zahlreiche erzwungene späte Abtreibungen und Sterilisierungen von Frauen aufgedeckt hatte. Wegen entsprechender Vorwürfe an Beamte wurde er im Jahr 2006 inhaftiert.
Die chinesischen Staatsmedien berichteten am Samstag nicht über den Fall. Zhu Feng, Experte für internationale Beziehungen an der Universität von Peking, nannte es jedoch "sehr interessant", dass die USA die Gerüchte über einen Aufenthalt Chens in ihrer Botschaft weder bestätigten noch dementierten.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa