Die "dirtbox" des Ministeriums USA schnüffeln Zehntausende Handys aus
14.11.2014, 17:34 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Ausspähwut der USA trifft offenbar im großen Maßstab auch die eigenen Bürger. Einem Medienbericht zufolge sammeln spezielle Flugzeuge landesweit deren Handy-Daten. Kritiker sprechen von einer "unentschuldbaren Schleppnetzüberwachung".
Das US-Justizministerium spioniert einem Zeitungsbericht zufolge im großen Stil die Handydaten seiner Bürger aus. Die polizeiähnliche Justizbehörde der U.S. Marshals lasse regelmäßig Kleinflugzeuge aufsteigen, die durch einen technischen Trick die Identifizierungsnummern und Aufenthaltspunkte von Mobiltelefonen auslesen, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Demnach steigen die Flugzeuge von fünf verschiedenen Flughäfen im ganzen Land auf und sammeln bei jedem Flug die Daten Zehntausender Mobilfunkgeräte.
An Bord der Flugzeuge ist dem Bericht zufolge eine sogenannte "dirtbox" (deutsch: Schmutzkasten), wobei "dirt" eine Abkürzung für Digital Recovery Systems Inc sei. Diese Herstellerfirma des Geräts gehört zum Boeing-Konzern. Das Gerät täuscht vor, ein Mobilfunkmast zu sein.
Weil Handys darauf programmiert sind, sich stets beim nächstgelegenen Mast einzuwählen, stellen sie automatisch eine Verbindung zur "dirtbox" her, wenn diese vorüberfliegt, wie das Blatt berichtet. Dabei werden sensible Daten des Handys preisgegeben. Die Lokalisierung der Handys auf bis zu drei Metern soll so möglich sein.
Theoretisch wäre es sogar möglich, dass der falsche Funkmast das Signal weiterleitet an richtige Funkmasten, und dadurch ein- und ausgehende Anrufe und Textnachrichten aufzeichnet oder blockiert. Die Technik könnte der Suche nach mutmaßlichen oder verurteilten Verbrechern dienen.
Unter Berufung auf Eingeweihte berichtete die Zeitung, dass das Programm fast die gesamt US-Bevölkerung betreffe. Der Cheftechniker der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU, Christopher Soghoian, bezeichnete das Programm im Gespräch mit dem Blatt als "Schleppnetzüberwachung" und als "unentschuldbar". Der Bericht reiht sich ein in eine ganze Reihe von Enthüllungen, die in den vergangenen Monaten die umfangreiche Überwachung von US-Bürgern durch verschiedene Sicherheitsbehörden öffentlich machten.
Die U.S. Marshals sind eigentlich nur mit dem Transport von Gefangenen und der Jagd auf flüchtige Verbrecher betraut. Das US-Justizministerium verweigerte dem "Wall Street Journal" zufolge jeden Kommentar.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP