Politik

Nach acht Jahren Afghanistan USA übergeben Gefängnis

Die USA übergeben die Kontrolle über das berüchtigte Militärgefängnis Bagram an die afghanischen Behörden. Der Prozess zur Übergabe der Verantwortung dauert bis zu einem Jahr.

US-Vize-Admiral Robert S. Harward berichtet vor Journalisten von der Übergabe des Gefängnisses.

US-Vize-Admiral Robert S. Harward berichtet vor Journalisten von der Übergabe des Gefängnisses.

(Foto: dpa)

Mehr als acht Jahre nach dem Einmarsch in Afghanistan haben die USA mit der Übergabe des berüchtigten Militärgefängnisses auf der US-Basis Bagram nördlich von Kabul begonnen. Es werde ein Jahr dauern, bis die Kontrolle über die umstrittene Haftanstalt vollständig auf die afghanischen Behörden übergegangen sei, sagte Vize-Justizminister Mohammad Kasim Haschimsai.

Nur Stunden zuvor starben bei einem Sprengstoffanschlag in der südlichen Provinz Helmand elf afghanische Zivilisten, unter ihnen erneut Frauen und Kinder.

Das Gefängnis von Bagram war in die Kritik von Menschenrechtsgruppen geraten, weil dort Gefangene schwer misshandelt worden sein sollen. 2002 waren zwei Häftlinge gestorben. Nach US-Angaben sind derzeit mehr als 700 Menschen dort inhaftiert, darunter 30, die nicht aus Afghanistan stammen. Die Gefangenen stehen unter dem Verdacht, mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida oder den Taliban in Verbindung zu stehen. Viele von ihnen warten seit Jahren auf eine Anklage oder ein Gerichtsverfahren. Bagram ist der größte amerikanische Stützpunkt in Afghanistan.

Traktor fährt auf Sprengsatz

Ungeachtet der Großoffensive internationaler und afghanischer Truppen in der Provinz Helmand, einer Hochburg der radikalislamischen Taliban, geht dort die Serie von Anschlägen weiter. Elf Mitglieder einer Familie, unter ihnen zwei Frauen und zwei Kinder, starben am Sonntag, als ein Traktor mit Anhänger im Distrikt Nawzad auf einen Sprengsatz fuhr. Das teilte ein Sprecher der Provinzregierung in Laschkarga mit. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Der Sprecher machte "Feinde unseres Volkes" dafür verantwortlich. Mit diesem Begriff werden üblicherweise die Taliban bezeichnet.

Weitere Offensive geplant

Die US-Militärs planen indes eine weitere Großoffensive im Süden Afghanistans: Nach der laufenden Operation "Muschtarak" ("Gemeinsam") in Helmand stehe ein Angriff auf die Taliban in der Nachbarprovinz Kandahar bevor, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Regierungsbeamte. Die Offensive sei für die nächsten Monate geplant. Bereits kürzlich hatte US-General David Petraeus angekündigt, die Operation in Helmand sei lediglich "die erste Salve". Die Verfolgung der Aufständischen werde vermutlich 12 bis 18 Monate dauern.

Quelle: ntv.de, dpa

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