Politik

Pakistan und Bin Laden USA verlangen Antworten

Der Komplex in Abbottabad, in dem Bin Laden unbehelligt leben konnte.

Der Komplex in Abbottabad, in dem Bin Laden unbehelligt leben konnte.

(Foto: AP)

Ohne Unterstützung hätte Osama bin Laden unmöglich zehn Jahre lang dem Zugriff entgehen können. Diese Unterstützung kam vermutlich vor allem aus Pakistan und dort möglicherweise sogar aus Regierungskreisen. Die USA hätten dafür gern Erklärungen aus Islamabad. Die Bin-Laden-Frage könnte für beide Länder zur schwersten Belastungsprobe seit 2001 werden.

Nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan schließen die USA eine Unterstützung des meistgesuchten Terroristen der Welt durch örtliche Behörden nicht aus. Es sei "unvorstellbar", dass sich Bin Laden ohne Hilfe längere Zeit in Pakistan habe verstecken können, sagte der Anti-Terror-Berater von US-Präsident Barack Obama, John Brennan.

Brennan setzt Pakistan unter Druck.

Brennan setzt Pakistan unter Druck.

(Foto: REUTERS)

Eine US-Spezialeinheit hatte Bin Laden in der Nacht zum Montag im pakistanischen Abbottabad aufgespürt und getötet. . Washington führe Gespräche mit der pakistanischen Regierung, warum der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 so lange unbehelligt in einem befestigten Anwesen kaum zwei Autostunden von der Hauptstadt Islamabad entfernt habe leben können, sagte Brennan. Die USA wollten untersuchen, ob Bin Laden über verfügt habe.

Menschen mit dem selben Glaubenssystem

Pakistans Botschafter in den USA, Husain Haqqani, sicherte eine "vollständige Untersuchung" zu der Frage zu, warum dem Geheimdienst der Aufenthalt von bin Laden in seinem Land entgangen sei. "Offensichtlich hatte bin Laden ein Unterstützungssystem", sagte er im Sender CNN. "Die Frage ist, war es Unterstützung innerhalb der Regierung und dem Staat Pakistan oder innerhalb der pakistanischen Gesellschaft."

"Wir wissen alle, dass es Menschen in Pakistan gibt, die dasselbe Glaubenssystem teilen, und Extremisten", fuhr Haqqani fort. "Es ist also eine Tatsache, dass es Menschen gibt, die ihn wahrscheinlich geschützt haben."

Zardari wehrt sich

Pakistanische Polizisten an dem Bin-Laden-Komplex.

Pakistanische Polizisten an dem Bin-Laden-Komplex.

(Foto: AP)

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari wies Anschuldigungen zurück, sein Land habe nicht genug getan, um Bin Laden zu ergreifen. Auch wenn der US-Einsatz gegen den Al-Kaida-Chef "keine gemeinsame Aktion" gewesen sei, habe ein Jahrzehnt Zusammenarbeit zwischen Pakistan und den USA "zu der Ausschaltung von Osama bin Laden als dauerhafte Bedrohung für die zivilisierte Welt geführt", schrieb er in einem Gastbeitrag in der "Washington Post". Unter der Überschrift "Pakistan hat seinen Teil getan" fügte er hinzu, Pakistan sei zufrieden, dass die Identifizierung eines Al-Kaida-Kuriers durch pakistanische Dienste letztlich zu Bin Laden geführt habe.

Doch bei Washington herrschte offenbar Misstrauen gegenüber Pakistan. Die USA hatten die pakistanische Regierung erst dann über die Kommandoaktion in der Stadt Abbottabad informiert, als die Hubschrauber mit den US-Elitesoldaten den Luftraum des Landes wieder verlassen hatten. Dabei habe Washington ein Feuergefecht mit dem pakistanischen Militär in Kauf genommen, sagte Brennan.

Hohe Militärhilfen

Seit 2001 hat der US-Kongress Pakistan mit 20 Milliarden Dollar unterstützt, zumeist Militärhilfe. Damit ist der Nachbar Afghanistans eines der Top-Empfängerländer von US-Zahlungen. "Bevor wir nur einen einzigen weiteren Cent bewilligen, wollen wir wissen, ob Pakistan im Kampf gegen den Terror wirklich an unserer Seite steht", betont der in Haushaltsfragen einflussreiche demokratische Senator Frank Lautenberg. Schließlich sei das Geld ausdrücklich geflossen, um Extremisten wie Bin Laden zu bekämpfen.

Sein Parteifreund Joe Lieberman ergänzt, Pakistan werde Druck zu spüren bekommen: "Sie werden uns beweisen müssen, dass sie nicht wussten, wo Bin Laden steckte." Auch die einflussreiche Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat, Dianne Feinstein, warnte, viele Abgeordnete hätten ein Problem damit, ein Land zu unterstützen, das sich nicht mit ganzer Kraft einbringe.

Kritische Fragen auch in Pakistan

Auch die pakistanischen Medien zeigten sich kritisch. "Dass Pakistan den meistgesuchten Mann der Welt hier nicht aufspüren konnte, ist schockierend", schrieb "The News". In einem Kommentar der "Daily Times" hieß es, man werde den USA die Tatenlosigkeit Pakistans nur schwer erklären können. Das pakistanische Fernesehen wiederholte immer wieder Archivaufnahmen von Ministerpräsident Yusuf Raza Gilani, der beteuerte, Bin Laden halte sich nicht in Pakistan auf.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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