Politik

Wikileaks droht mit neuen Enthüllungen USA wappnen sich

Die USA machen sich auf das Schlimmste gefasst. In Kürze rechnen sie mit der Veröffentlichung hunderttausender diplomatischer Geheimpapiere durch Wikileaks. Inzwischen bereiten sie schon einmal zahlreiche Staaten auf die Enthüllungen vor. US-Generalstabschef Mullen fordert die Wikileaks-Macher auf, über ihre Verantwortung für das Leben anderer nachzudenken.

Mike Mullen warnt vor der Veröffentlichung weiterer Dokumente.

Mike Mullen warnt vor der Veröffentlichung weiterer Dokumente.

(Foto: REUTERS)

US-Außenministerin Hillary Clinton hat die deutsche Bundesregierung auf eine mögliche Enthüllung diplomatischer Geheimnisse im Internet vorbereitet. Sie habe die politischen Führungen zahlreicher Staaten über die absehbare Veröffentlichung vertraulicher US-Dokumente auf der Online-Plattform Wikileaks unterrichtet, schrieb der US-Außenamtssprecher Philip Crowley im Nachrichtendienst Twitter. Konkret nannte er neben Deutschland auch Frankreich, Großbritannien, Afghanistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die US-Regierung befürchtet, dass Wikileaks in Kürze eine Flut geheimer Papiere aus dem amerikanischen öffentlich macht. Dabei könnte es sich etwa um Protokolle vertraulicher Diplomaten-Gespräche handeln oder um persönliche Einschätzungen von US-Botschaftern über Regierungsmitglieder des jeweiligen Landes. Das State Department in Washington weiß nach eigenen Angaben nicht, welche Informationen den Enthüllungsaktivisten tatsächlich in die Hände gefallen sind. Es geht aber davon aus, dass der außenpolitische Schaden des Geheimnisverrats für die USA beträchtlich werden könnte.

Die Wikileaks-Macher selbst sprechen von der siebenfachen Menge an Dokumenten, die sie im Oktober veröffentlich hatten. Damals stellten sie rund 400.000 Seiten mit geheimen Logbucheinträgen aus den USA zum auf die Seite. Demnach könnten nun fast drei Millionen weitere Papiere im Netz landen. Sie wurden vermutlich aus dem Computersystem des US-Ministeriums gestohlen.

Veröffentlichung in Kürze erwartet

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(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einer Veröffentlichung wird an diesem Sonntag gerechnet. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", das in der Vergangenheit ebenso wie die US-Zeitung "New York Times" und der britische "Guardian" vorab von Wikileaks mit Dokumenten versorgt wurde, macht seine kommende Ausgabe erst am Sonntagabend als E-Paper zugänglich. Es nannte für die Verschiebung um einen Tag "redaktionelle Gründe".

Weltweit spekulieren Medien über die möglichen Inhalte der Papiere. Vielfach erwarten sie, dass die Korrespondenz zwischen den US-Vertretungen rund um den Globus und dem Ministerium in Washington peinliche oder gar skandalöse Details über einzelne Regierungen enthält. Dabei könne es um Abhöraktionen der USA in anderen Ländern gehen, Details aus den Verhandlungen mit Russland über die atomare Abrüstung oder um subjektive Meinungsäußerungen von US-Diplomaten über die Familie des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. In Finnland geht man örtlichen Medienberichten zufolge von besonders schweren Folgen aus.

Großbritannien befürchte, dass die engen Beziehungen des Landes zur USA etwa durch despektierliche Äußerungen über einstige britische Premiers beschädigt werden könnte, schreibt die dortige "Times". Regierungschef David Cameron habe die Chefredakteure der britischen Zeitungen mit einer sogenannten Defence Advisory (DA, Verteidigungswarnung) formal gebeten, die Regierung über geplante Veröffentlichungen zu dem Wikleaks-Material zu informieren - zum Schutz der Militäroperationen des Landes.

"Wenig schmeichelhafte Aussagen"

Nach Informationen der russischen Zeitung "Kommersant" enthalten die Telegramme der US-Botschaft in "wenig schmeichelhafte Aussagen" über russische Führungspersönlichkeiten. Auch die Regierungen der Türkei und Italiens fürchten teils beschämende, teils explosive Enthüllungen.

Die israelische Zeitung "Haaretz" zitierte einen hohen israelischen Regierungsvertreter mit der Aussage, die USA hätten Israel über drohende Unannehmlichkeiten im Zuge der Herausgabe gewarnt. Es gehe um Dokumente der US-Botschaft in Tel Aviv. Nach Angaben des finnischen Außenministerium geht die US-Botschaft in Helsinki gar davon aus, dass die Veröffentlichung ihrer Dokumente "am schwerwiegendsten" sein werde.

Generalstabschef warnt

Der Generalstabschef des US-Militärs, Mike Mullen, nannte die bevorstehende Enthüllung extrem gefährlich. Er hoffe, dass die Verantwortlichen darüber nachdächten, wie sie mit ihren Handlungen das Leben amerikanischer Soldaten in aller Welt riskierten, sagte er laut CNN.

Wikileaks hatte schon in den vergangenen Monaten mit der Veröffentlichung von Geheimdokumenten aus den USA zu den Kriegen in und im Irak international für Aufsehen gesorgt. Am vergangenen Montag kündigte die Plattform neue Enthüllungen an.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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