Neue Kritik an "Kony 2012" Uganda fürchtet um Tourismus
16.03.2012, 18:21 Uhr
Rund 30.000 Kinder soll Joseph Kony zum Kriegsdienst gezwungen haben.
(Foto: REUTERS)
Obwohl sie ein hehres Ziel verfolgt, reißt die Kritik an der Aktion "Kony 2012" nicht ab. Erst kam die Organisation hinter der Kampagne in Verruf, weil sie angeblich Spendengelder verschwendet, dann weil sie mit der berüchtigten Armee Ugandas zusammenarbeitet. Jetzt fängt auch der Tourismusminister des Zentralafrikanischen Landes an zu kritteln.
Die Internet-Kampagne "Kony 2012" lässt Uganda um den Tourismus in dem Zentralafrikanischen Land fürchten. Rund 80 Millionen Menschen schauten sich das Video über Joseph Kony, den Führer der berüchtigten "Widerstandsarmee des Herren" (LRA), bis zum heutigen Freitag schon auf YouTube an. Der Clip sei missverständlich und könne Urlauber abschrecken, beklagte jetzt der Tourismusminister Ugandas Ephraim Kamuntu. Kony halte sich schon seit Jahren nicht mehr in Uganda auf. "Er ist keine Gefahr mehr für unser Land." Bei Touristen könne durch das Video aber der gegenteilige Eindruck entstehen.
Das ist Teil einer großangelegten viralen Kampagne, die die Festnahme des bisher weitgehend unbekannten Rebellenführers ermöglichen soll. Die Organisation "Invisible Children" macht in dem Film darauf aufmerksam, dass Kony eine Kinderarmee heranzüchtete und der meistgesuchte Kriegsverbrecher der Welt ist.
"Dieser Film hat das Potenzial, unsere Tourismusindustrie zu zerstören", sagte ein Ministeriumssprecher. Es seien angesichts verängstigter Urlauber schon Beschwerden von Reiseveranstaltern eingegangen. Ugandas Botschaften sind deshalb angewiesen worden, einem Imageverlust des Landes im Ausland entgegenzuwirken.
Der Fremdenverkehr ist nach dem Kaffee-Export die zweitwichtigste Devisen-Einnahmequelle Ugandas. 2010 bescherte er dem ostafrikanischen Land rund 660 Millionen Dollar (etwa 500 Millionen Euro). Dieses Jahr werden über eine Million Gäste erwartet.
Kony hatte seit 1987 mit seiner "Lord's Resistance Army" den Norden Ugandas, den heutigen Staat Südsudan und den Nordosten der Demokratischen Republik Kongo terrorisiert. Experten vermuten, dass sich der gebürtige Ugander Kony mit einigen Hundert verbleibenden Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik versteckt.
Die Köpfe hinter der Aktion "Kony 2012" stehen "Invisible Children" gibt nur 37 Prozent seiner Spendeneinnahmen für Hilfsprojekte in Afrika aus. Der Rest fließt in die Öffentlichkeitsarbeit und die Gehälter von Mitarbeitern. Zudem kooperiert die Organisation mit der Armee Ugandas, die dafür bekannt ist, Menschenrechtsverbrechen zu begehen.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa