Politik

Atom-Gipfel in Washington Ukraine erklärt Uran-Verzicht

Erstes konkretes Ergebnis des von US-Präsident Obama einberufenen Atom-Gipfels: Die Ukraine will ihr hochangereichertes Uran innerhalb von zwei Jahren loswerden. Obama spricht von einem "historischen Schritt" und sagt sowohl technische als auch finanzielle Hilfe bei der Beseitigung zu.

Janukowitsch und Obama bei ihrem bilateralen Treffen vor der offiziellen Eröffnung des Atom-Gipfels.

Janukowitsch und Obama bei ihrem bilateralen Treffen vor der offiziellen Eröffnung des Atom-Gipfels.

(Foto: dpa)

Kurz vor der Eröffnung des Washingtoner Gipfels zur nuklearen Sicherheit hat die Ukraine ihren vollständigen Verzicht auf hoch angereichertes Uran angekündigt. Präsident Viktor Janukowitsch sagte seinem US-Kollegen Barack Obama bei einem Treffen zu, das waffenfähige Nuklearmaterial, das zum Bau mehrerer Atombomben ausreichen würde, bis zum Jahr 2012 unschädlich zu machen. Obama sprach von einem "historischen Schritt".

Unklar war zunächst, wohin das gefährliche Uran kommen soll. Sowohl die USA als auch Russland würden dabei eine entscheidende Rolle spielen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs.

Obama will Ukraine helfen

Die Zusage der früheren Sowjetrepublik, die 1986 Schauplatz der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war, war das erste handfeste Ergebnis des von Obama einberufenen Gipfels. Obama kündigte technische und finanzielle Hilfe der USA für die Beseitigung des angereicherten Urans und für den Ausbau der zivilen Atomenergie in der Ukraine an.

Der Gipfel, zu dem mehr als 40 Staats- und Regierungschefs nach Washington kamen, soll auf Obamas Einladung darüber beraten, wie nukleares Material vor dem Zugriff von Terroristen geschützt werden kann. Der US-Präsident strebt an, binnen vier Jahren ein global akzeptiertes Kontrollsystem zur Sicherung nuklearen Materials einzurichten.

USA und Russland verringern Plutonium-Bestände

Die USA und Russland werden am Dienstag während des Gipfels eine Vereinbarung zum Abbau ihrer Vorräte an waffentauglichem Plutonium schließen, wie der russische Vize-Außenminister Sergej Rybakow mitteilte. Nach US-Angaben sollen beide Länder jeweils 34 Tonnen aus Militär-Beständen durch Verbrennung unschädlich machen.

Kanzlerin Merkel stimmt Obama Bedrohungsanalyse zu und will sich auch für Sanktionen gegen Iran einsetzen.

Kanzlerin Merkel stimmt Obama Bedrohungsanalyse zu und will sich auch für Sanktionen gegen Iran einsetzen.

(Foto: AP)

Der Vertrag sei sehr bedeutend, weil über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren große Mengen an waffenfähigem Material entfernt würden, sagte Gary Samore, ein hochrangiger Berater von US-Präsident Obama. Vor zehn Jahren hatten Russland und die USA bereits einen ähnlichen Vertrag unterzeichnet, der jedoch nie umgesetzt wurde. Nach US-Angaben werden Außenministerin Hillary Clinton und ihr russischer Kollege Sergej Lawrow die Vereinbarung unterzeichnen.

Erst Mitte vergangener Woche hatten Obama und der russische Präsident Dmitri Medwedew einen Nachfolge-Vertrag zum Start-I-Abkommen unterzeichnet, der einen weiteren Abbau ihrer strategischen Atomwaffen besiegelt.

"Größtmögliche Gefahr" für die USA

Am Sonntag hatte Obama gewarnt, eine Atombombe in Händen von Terroristen wäre die "größtmögliche Gefahr" für die USA. "Wir wissen, dass Organisationen wie Al-Kaida dabei sind zu versuchen, an eine Atomwaffe zu gelangen - eine Massenvernichtungswaffe, die einzusetzen sie keine Skrupel hätten", sagte Obama. Sollte je eine nukleare Bombe "in New York oder London oder Johannesburg explodieren, wären die wirtschaftlichen, politischen und sicherheitspolitischen Konsequenzen verheerend". Diese Analyse schlägt sich auch in der der neuen Nuklearstrategie der USA nieder.

Merkel zum Gipfel eingetroffen

Für Deutschland reiste Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu dem Treffen. Merkel will die Aufmerksamkeit nach Angaben aus Regierungskreisen auf die Verhinderung "schmutziger Bomben" lenken - konventionelle Sprengsätze, die mit radioaktivem Material verseucht sind. "Wir glauben, dass das eine Gefahr ist", sagten Regierungsvertreter in Berlin. Derartiges Material könne "irgendwo abgezweigt werden", auch aus zivilen Anlagen wie Krankenhäusern oder Forschungseinrichtungen.

Der Iran und Nordkorea waren nicht nach Washington eingeladen, beide Staaten dürften wegen ihrer umstrittenen Atomprogramme bei den Beratungen aber ebenfalls eine Rolle spielen. Die US-Regierung bemüht sich derzeit, verschärfte UN-Sanktionen gegen Teheran durchzusetzen. "Die Zeit drängt, und eine Entscheidung über mögliche Sanktionen wird sehr bald zu fällen sein", sagte Merkel vor ihrer Abreise.

Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa

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