OSZE-Beobachter kehren um Ukrainische Armee kämpft um Absturzstelle
27.07.2014, 13:21 Uhr
Ein schwer bewaffneter Separatist am Ort der Katastrophe.
(Foto: AP)
Eigentlich wollten niederländische und australische Polizisten die Absturzstelle der Boeing 777 in der Ostukraine inspizieren. Doch die OSZE rudert zurück. Der Grund: Ukrainische Soldaten wollen das Gebiet von den Separatisten zurückerobern, es gibt heftige Kämpfe.
Ukrainische Truppen versuchen nach Kiewer Angaben, die Absturzstelle der malaysischen Boeing im Osten von den prorussischen Separatisten zu erobern. Ein Sprecher des nationalen Sicherheitsrates nannte als Ziel, internationalen Experten für ihre Untersuchungen sicheren Zugang zur Unglücksstelle zu verschaffen. In den Tagen vorher hatte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko eine Waffenruhe im Umkreis von 40 Kilometern um die Absturzstelle bei Grabowo zugesagt.
Nach Berichten vor Ort waren am Sonntag Panzer der ukrainischen Armee wie der Separatisten in der Nähe. Granateinschläge waren zu hören, über dem Gebiet standen Rauchwolken. Menschen flohen vor den Gefechten. Eine von den Aufständischen errichtete Straßensperre in der Region lag verlassen da.
Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) brachen aus Sicherheitsgründen eine Fahrt zur Unglücksstelle ab und kehrten nach Donezk zurück. "Vor Ort wird weiter gekämpft, wir können das Risiko nicht eingehen", sagte der stellvertretende Leiter der OSZE-Beobachtermission, der Schweizer Alexander Hug. Die Sicherheitslage sei "inakzeptabel für unsere unbewaffnete Beobachtermission".
Die OSZE hatte zuvor eine Einigung mit den Separatisten über den Zugang zu der Absturzstelle erreicht. Die Boeing 777 der Malaysia Airlines war am 17. Juli auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord abgestürzt, darunter 193 Niederländer und 28 Australier. Die Regierung in Kiew wirft den Separatisten vor, Flug MH17 abgeschossen zu haben.
Berlin plant offenbar UN-Polizeimission
Der "Spiegel" berichtet derweil unter Berufung auf deutsche Regierungskreise, das Auswärtige Amt strebe eine zeitlich und inhaltlich begrenzte Polizeimission der Vereinten Nationen zur Aufklärung des Absturzes an. Das Ministerium sei dazu im Gespräch mit den Niederlanden und Australien. Für eine derartige Mission sei allerdings ein Beschluss des UN-Sicherheitsrats notwendig.
Russland verfügt in dem Gremium über ein Vetorecht. Der Kreml teilte allerdings mit, Australiens Regierungschef Tony Abbott habe mit Russlands Präsident Wladimir Putin über eine "unabhängige und objektive internationale Untersuchung" gesprochen.
Die Separatisten teilten mit, ein Zug mit dem Gepäck aus dem Flugzeug sei an niederländische Vertreter übergeben worden. 227 Leichen wurden bereits Woche zur Identifizierung in die Niederlande überführt, wo am Wochenende das erste Opfer identifiziert wurde. Am Absturzort liegen aber weitere Leichen und Leichenteile.
Erstmals seit dem Absturz gelangten Angehörige eines der Opfer an die Unglücksstelle. Jerzy Dyczynski und Angela Rudhart-Dyczynski aus Australien legten dort am Samstag Blumen nieder. Ihre 25-jährige Tochter Fatima, die in den Niederlanden Luftfahrttechnik studierte und die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, kam bei dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing durch prorussische Separatisten ums Leben. "Sie war voller Leben", sagte die Mutter über ihr einziges Kind.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP