Politik

Sprengung geplant Ultimatum an Arafat

Für Palästinenserpräsident Jassir Arafat wird es eng: Die israelische Armee forderte nach palästinensischen Angaben Arafat und 250 seiner Gefolgsleute am Samstagabend auf, das Bürogebäude mit erhobenen Händen zu verlassen. Auch die Bewohner neben dem Hauptquartier wurden vor einer Sprengung gewarnt. Arafat werde sich jedoch nicht, wie von der israelischen Armee gefordert, ergeben, teilte sein Informationsminister Jassir Abed Rabbo mit.

Die israelische Armee hatte am Samstagmorgen mit der Zerstörung des bereits zuvor schwer beschädigten Amtssitzes von Arafat begonnen. Die Operation erfolgte als Vergeltung für den Terroranschlag auf einen Linienbus in Tel Aviv, bei dem am Mittwoch sechs Israelis und der Attentäter ums Leben gekommen waren. Israel verlangt die Auslieferung von 20 mutmaßlichen Terroristen, die in Arafats Hauptquartier Zuflucht gefunden haben sollen.

Nach palästinensischen Angaben zerstörte die Armee vier der fünf noch verbliebenen Hauptgebäude in Arafats Amtssitz, der "Mukata". Arafat soll sich in seinem Bürogebäude nur noch auf einem Stockwerk aufhalten können. Bulldozer hätten bereits damit begonnen, den Westflügel des Komplexes einzureißen. Eine Panzergranate soll auch die Treppe zum Ausgang seines Bürogebäudes zerstört haben.

Arafat hatte am Nachmittag die Palästinenser erneut aufgefordert Anschläge in Israel zu unterlassen, weil dies nur den Vorwand für die israelischen Militäroperationen liefere. "Wir sind zum Frieden bereit, aber nicht zur Kapitulation", heißt es in einer von der amtlichen palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa verbreiteten Erklärung. Arafat sagte weiter, dass die Palästinenser trotz der israelischen Militäraktionen nicht zur Aufgabe Jerusalems oder eines "Krümels ihres Bodens" bereit seien.

Fischer ruft zur Zurückhaltung auf

Angesichts der neuen Welle von Gewalt und Terror in Nahost hat die Bundesregierung Zurückhaltung von allen Beteiligten gefordert. "Alle Verantwortlichen sind dringend aufgerufen, sich mit aller Kraft für einen Abbau der Eskalation einzusetzen ", hieß es in einer Erklärung von Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne).

Zuvor hatte die US-Regierung hat die Konfliktparteien zur Mäßigung gemahnt. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, beide Seiten sollten von Handlungen absehen, die eine Friedenssuche erschwerten und sich der Konsequenzen ihrer Schritte bewusst sein. Frankreich kritisierte Israel wegen der Zerstörung des Amtssitzes von Arafat scharf. In einer Erklärung der Pariser Außenministeriums hieß es, die Militäraktion sei unannehmbar und müsse unverzüglich gestoppt werden.

Weltsicherheitsrat berät am Montag

Der UN-Sicherheitsrat wird nach Angaben von UN-Diplomaten am Montag kommender Woche zu einer Sondersitzung zur Lage in Nahost zusammentreten. Der Vertreter Syriens bei den UN, Michail Wehbe, habe wegen der Vorgänge in Ramallah am Freitag ein Treffen des Sicherheitsrats bereits am Samstag oder Sonntag verlangt. Andere Ratsmitglieder hätten jedoch erklärt, sie müssten erst ihre Heimat-Regierungen konsultieren. Daher habe man sich auf Montag als Kompromisslösung verständigt.

Quelle: ntv.de

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