Politik

Silva macht Rousseff Druck Umweltschützerin könnte Brasilien regieren

Marina Silva kam erst durch den Tod von Eduardo Campos zu ihrer Kandidatur um das höchste Amt Brasiliens.

Marina Silva kam erst durch den Tod von Eduardo Campos zu ihrer Kandidatur um das höchste Amt Brasiliens.

(Foto: REUTERS)

Eine ehemalige Parteikollegin wird Brasiliens Präsidentin Rousseff gefährlich: Die Umweltschützerin Silva ist nach dem Tod des Bewerbers Campos plötzlich stärkste Herausfordererin bei der Wahl. Bei einer Stichwahl könnte Silva sogar das Rennen machen.

Gut einen Monat vor der brasilianischen Präsidentenwahl wird es für Amtsinhaberin Dilma Rousseff immer enger. Umfragen zufolge nähert sich die beliebte Regenwaldschützerin Marina Silva bei den Zustimmungswerten Rousseff weiter an. Käme es zu einer Stichwahl, hätte Silva demnach sogar die Nase vorn.

Silva kandidierte ursprünglich für das Amt der Vizepräsidentin unter Campos (r.). (Bild von Oktober 2013)

Silva kandidierte ursprünglich für das Amt der Vizepräsidentin unter Campos (r.). (Bild von Oktober 2013)

(Foto: picture alliance / dpa)

Dabei war Silva erst durch einen tragischen Unfall zu ihrer Kandidatur gekommen. Nachdem ihr Kollege von der Sozialistischen Partei und Präsidentschaftskandidat Eduardo Campos Anfang August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, rückte Silva vergangene Woche als Anwärterin um das höchste Amt im Staat nach. Zuvor war sie als Campos' Vizepräsidentin nominiert.

Die Präsidentschaftswahlen in Brasilien finden am 5. Oktober statt. Die Umfragen sehen Herausfordererin Silva in der ersten Runde bei 29 Prozent, Rousseff nun bei 34 Prozent. Zwar liegt die Präsidentin damit weiter vorn, doch ihre Werte rutschten seit Anfang August um vier Prozent ab, wie das Institut Ibope mitteilte. Ebenso sackt der Herausforderer Aecio Neves von den Sozialdemokraten bei der Zustimmung ab und kommt jetzt nur noch auf 19 Prozent.

Schafft es keiner der Kandidaten in der ersten Runde auf über 50 Prozent der Stimmen, kommt es zu einer Stichwahl. Bei dem laut Beobachtern wahrscheinlichen Urnengang am 26. Oktober hätte Silva sogar einen Vorsprung von neun Prozentpunkten vor Rousseff. Die seit 2011 regierende Politikerin der Arbeiterpartei hatte sich von der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land einen Popularitätsschub erwartet, der angesichts der massiven Proteste und Schulden aber ausblieb. Der Umfrage zufolge sagten 36 Prozent der Befragten, sie würden niemals für Rousseff stimmen. Silva kommt dagegen nur auf eine Ablehnungsrate von zehn Prozent, was ihre Chancen in einer Stichwahl erhöhen dürfte.

Von Parteikollegin zur Kritikerin

Bei der letzten TV-Debatte verteidigte Rousseff die populären Sozialprogramme ihrer Regierung und schob die Verantwortung für die derzeitig schleppende ökonomische Entwicklung auf die internationale Wirtschaftskrise. Silva hingegen legte den Fokus bei der Debatte auf den Bedarf nach weitreichenden politischen Reformen und die Absicht, die Macht der traditionellen Eliten zu beschneiden.

Silva war unter Rousseffs Vorgänger "Lula" da Silva ebenfalls Mitglied der Arbeiterpartei, entwickelte sich seither jedoch zu einer vehementen Kritikerin. Die ehemalige Umweltministerin bewarb sich bereits 2010 schon um das Präsidentenamt, scheiterte jedoch in der ersten Runde. Die ehemalige Weggefährtin des ermordeten brasilianischen Umweltschützers Chico Mendes hatte sich vor ihrer ursprünglichen Kandidatur als Vizepräsidentin geweigert, ihre politische Bewegung "Netzwerk der Nachhaltigkeit" als Partei registrieren zu lassen.  

Die Präsidentenwahl entscheidet auch darüber, ob Brasiliens Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Börsianer werfen Rousseff vor, eine unternehmensfeindliche Politik zu vertreten und nicht auf die Interessen der privaten Minderheitsaktionäre von halbstaatlichen Konzernen wie dem Ölkonzern Petrobras zu achten.

Quelle: ntv.de, bwe/rts

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