Schüsse auf Studenten Unruhen in Venezuela
08.11.2007, 17:01 UhrVenezuela ist nach einem neuen Protest gegen die von Staatschef Hugo Chvez geförderte sozialistische Verfassungsreform wieder von Unruhen erschüttert worden. Unbekannte stürmten nach dem Ende der friedlich verlaufenen Kundgebung den Campus der "Universidad Central de Venezuela" (UCV) in Caracas und schossen auf oppositionelle Studenten. Mindestens acht Menschen seien mit Schussverletzungen in Krankenhäuser gebracht worden, teilte der Zivilschutz mit.
Die Opposition machte unterdessen die Regierung des Linksnationalisten Chvez für den Angriff verantwortlich. Man sei gegen Gewalt, erklärte Studentenführer Jos Olivares. Man wolle nun noch im Laufe des Donnerstags eine Demonstration für den Frieden veranstalten. UCV-Lehrkörpersprecher Mario Belmonte meinte, die Regierung profitiere vom Chaos und von der Gewalt.
Über die Verfassungsreform, die unter anderem die mehrfache Wiederwahl von Chvez ermöglichen soll, werden die Bürger Venezuelas im Dezember abstimmen. Bei ihrem Protest forderten tausende Studenten am Mittwoch vor dem Obersten Gericht eine Verschiebung der Volksbefragung. Die Venezolaner müssten vor dem Referendum besser informiert werden, meinten sie. Die starke Polizeipräsenz verhinderte zunächst Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Chvez-Anhängern.
Zehn Menschen verletzt
Innenminister Pedro Carreo sprach von einem Versuch "zur Destabilisierung der Demokratie". Erst am vergangenen Donnerstag war eine Protestkundgebung von tausenden Studenten von der Polizei gewaltsam aufgelöst worden. Zehn Menschen wurden dabei verletzt.
Der Reformentwurf wurde im Oktober vom Parlament gebilligt. Er sieht unter anderem auch die Abschaffung der Autonomie der Zentralbank vor. Laut Chvez sollen durch die Reform der "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" in der Verfassung verankert und die Bekämpfung der Korruption verbessert werden. Die Opposition beschuldigt Chvez jedoch eines "diktatorischen Regierungsstils".
In Venezuela kann ein Präsident bisher nur ein Mal wiedergewählt werden. Demnach würde die Amtszeit von Chvez, der für seine angestrebte sozialistische Demokratie inzwischen unter anderem die Ölindustrie verstaatlicht hat, 2012 endgültig zu Ende gehen.
Quelle: ntv.de