Politik

Fässer falsch gelagert Uran in Libyen gefunden

Rebellen mit Artillerie bei Sirte.

Rebellen mit Artillerie bei Sirte.

(Foto: REUTERS)

Bei der Eroberung der libyschen Stadt Sabha werden Fässer mit Roh-Uran gefunden. Das bestätigt nun auch die IAEA. Es soll untersucht werden, sobald die Lage stabiler sei. Offenbar wurden die Fässer falsch gelagert. Die NATO sieht derweil den letzten Luftangriffen entgegen. Allerdings soll die UN-Mission so lange wie nötig fortgesetzt werden.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat den Fund von Uran in Libyen bestätigt. "Wir können bestätigen, dass es an einem Standort nahe der zentrallybischen Stadt Sabha Fässer mit Yellow Cake (Roh-Uran) gibt", sagte die IAEA-Sprecherin Gill Tudor. Das unter der Regierung des untergetauchten Machthabers Muammar al Gaddafi dort gelagerte Material sei der IAEA seinerzeit gemeldet worden und werde untersucht, sobald sich die Lage in Libyen stabilisiert habe. Es sei bereits seit 2004 bekannt gewesen, dass Uran in Libyen vorhanden sei.

Ein Diplomat aus dem Umfeld der IAEA sagte, dass das uranhaltige Pulver derzeit offenbar nicht angemessen geschützt sei. "Es sollte gesichert werden." Das Material sei nicht bedenklich in Hinblick auf Waffen. Es könne aber ein Umweltproblem entstehen, wenn es verstreut würde, auch wenn es nur schwach radioaktiv sei. Unter Gaddafi arbeitete Libyen an einem geheimen Atomwaffenprogramm. Es kam allerdings nicht weit. 2003 wurde Gaddafi mit internationalem Druck gezwungen, es offen zu legen.

Atomforschungszentrum noch besetzt

Der US-Fernsehsender CNN hatte zuvor berichtet, Truppen der neuen libyschen Führung seien auf einem Militärstützpunkt bei der Wüstenstadt Sabha auf potenziell radioaktives Material in Tausenden Fässern gestoßen. Yellow Cake (gelber Kuchen) sind Uranverbindungen in Form von gelborangefarbenem, grobem Pulver. Es kann in weiterverarbeiteter Form für Atomkraftwerke und in höher angereicherter Form für den Bau von Atomwaffen verwendet werden.

In Libyen weiß man, bei wem man sich für die Luftangriffe bedanken muss.

In Libyen weiß man, bei wem man sich für die Luftangriffe bedanken muss.

(Foto: REUTERS)

Ein westlicher Diplomat sagte in Wien, einschlägige technische Anlagen und zur Herstellung von Bomben geeignetes atomares Material sei bereits 2009 außer Landes gebracht worden. Libyen habe seinen Vorrat an Yellow Cake behalten, da es keinen Markt für dieses Material gebe. Die IAEA hatte während der Revolution in Libyen mit Atomexperten am Forschungsreaktor des Landes im Atomforschungszentrum Tajoura bei Tripolis Kontakt gehalten. "Offenbar sind sie noch alle an ihrem Arbeitsplatz. Auf Fragen der IAEA haben sie positiv geantwortet", sagte der Diplomat.

"Mission so lange wie nötig fortsetzen"

Die NATO geht unterdessen davon aus, bald in die "letzte Phase" der Luftangriffe in Libyen einzutreten. "Da sich die Lage vor Ort verbessert, können wir weniger Ziele angreifen, ohne die Bevölkerung weniger effektiv zu schützen", sagte ein NATO-Vertreter in Brüssel. "Aber auch wenn die NATO sich der letzten Phase des Einsatzes in Libyen nähert, sind wir entschlossen, die Mission so lange wie nötig fortzusetzen." Die NATO stützt sich bei ihrem Einsatz auf eine Resolution der Vereinten Nationen, die ein militärisches Eingreifen zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung erlaubt.

Wie die Militärallianz mitteilte, wurde am Donnerstag nur ein Ziel in Libyen aus der Luft bombardiert. Dabei handelte es sich um einen großen Gebäudekomplex in der Region von Sirte mit Kasernen und Munitionslagern. Seit Beginn der Luftangriffe unter ihrem Kommando vor fast einem halben Jahr gab die NATO täglich eine Liste heraus, auf der meist zahlreiche Ziele an mehreren Orten verzeichnet waren. Am Dienstag und Mittwoch wurden noch 17 beziehungsweise elf Ziele aufgeführt.

Die NATO-Länder hatten das Mandat für den Libyen-Einsatz am Mittwoch um drei Monate bis Ende des Jahres verlängert. Der Einsatz kann jedoch jederzeit abgebrochen werden. Die von der NATO de facto unterstützten Rebellen kontrollieren nach dem Sturz Gaddafis inzwischen den Großteil des nordafrikanischen Landes.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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