"Corelli" nutzte Telefon nur kurz Verfassungsschutz redet Handy-Fund klein
12.05.2016, 14:51 Uhr
Das Foto zeigt in der Mitte V-Mann "Corelli" alias Thomas Richter am Rand einer Demo im Jahr 2012.
(Foto: dapd)
Dass das Handy des verstorbenen V-Manns "Corelli" zunächst verschwand und unter ungeklärten Umständen wieder auftauchte, bringt den Verfassungsschutz in Erklärungsnöte. Dabei versucht der Geheimdienst nun, das Problem herunterzuspielen.
Das Auftauchen eines lange verschollen geglaubten Handy des V-Manns "Corelli" hat einige Aufregung verursachen, der Verfassungsschutz versucht nun, die Wogen zu glätten. Das Telefon sei von dem 2014 verstorbenen Informanten lediglich von Frühjahr bis Herbst 2012 genutzt worden - und damit "in einer sehr kurzen Phase, deutlich nach dem Aufdecken des NSU" und weit vor seinem Tod.
In den Besitz des Bundesamts für Verfassungsschutz sei das Telefon geraten, als "Corelli" in ein Schutzprogramm aufgenommen wurde, so die Behörde. Medienberichten zufolge war dies Ende 2012 nachdem er als Spitzel des Verfassungsschutzes enttarnt worden war. Er soll von da an bis zu seinem Tod unter dem Namen Thomas Dellig in Paderborn gelebt haben. 2014 starb er dort an einer bis dahin unerkannten Diabetes-Erkrankung.
Von "Corelli" erhofften sich die Ermittler damals zentrale Erkenntnisse über das Neonazi-Trio NSU. Er war eine Schlüsselfigur bei den Ermittlungen um mögliche Verwicklungen des Verfassungsschutzes in die Aktivitäten der Rechtsterroristen. Dass der Verfassungsschutz bereits im Sommer 2015 das Handy in einem Panzerschrank des Verfassungsschutzes aufgetaucht ist, wurde erst am Mittwochnachmittag im NSU-Untersuchungsausschuss publik.
Welche Daten darauf gespeichert sind, analysiert das Bundeskriminalamt. Es sollen Hunderte Kontakte aus der Neonaziszene darauf zu finden sein, ebenso zahlreiche Bilddateien. Der NSU-Untersuchungsausschuss ermittelt nun, wie es zu dem Verschwinden und mysteriösen Wiederauftauchen des Handys kommen konnte. Ausschussvorsitzender Clemens Binninger bezeichnete die Vorgänge als "sicher kritikwürdig". SPD-Obmann Uli Grötsch sagte n-tv.de, er "erwarte vom Bundesamt für Verfassungsschutz, dass es weiß, was sich in seiner Obhut befindet und nicht alles irgendwie so rumliegt".
Quelle: ntv.de, jog/dpa