Zyperns Wiedervereinigung Verheugen beklagt Täuschung
21.04.2004, 21:04 UhrWenige Tage vor einem Referendum zur Wiedervereinigung Zyperns hat EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen der Regierung des griechischen Teils der Insel vorgeworfen, die Europäische Union (EU) über ihre Absichten getäuscht zu haben.
Im Glauben, die griechischen Zyprer wollten die Wiedervereinigung, habe er monatelang alles getan, um ihre Zustimmung zu dem Plan der Vereinten Nationen (UN) möglich zu machen, sagte Verheugen am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament. Nun aber empfehle die Regierung ihren Bürgern ein Nein. "Ich persönlich fühle mich von der Regierung der Republik Zypern getäuscht."
Abstimmungen am Wochenende
Am Samstag stimmen der griechische und der türkische Teil der Insel getrennt über die Wiedervereinigung nach 30 Jahren ab. Wird der UN-Plan von einer Seite abgelehnt, wird am 1. Mai nur der griechische Teil der Insel der EU beitreten, das ärmere Nordzypern bleibt außen vor. Umfragen zufolge wird der Plan von den türkischen Zyprern akzeptiert, von den Griechen nicht.
Der Präsident der griechischen Zyprer ließ die Kritik zurückweisen. "Präsident (Tassos) Papadopoulos hat in keinem Fall eine Zusage gemacht, dass er jede Regelung akzeptieren wird", sagte sein Sprecher. "In solch einem Fall wären Verhandlungen auch nicht logisch gewesen."
Diplomaten kritisieren, dass die griechisch-zyprischen TV-Sender EU- und UN-Vertretern kaum Sendezeit gewährten. "Das Mindeste, was wir erwarten, sind faire und ausgeglichene Informationen über die Ziele und Inhalte des Plans", sagte Verheugen weiter.
Annans Botschaft
Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte die griechischen und türkischen Zyprer vor einem Scheitern des entsprechenden Plans. "Er ist der einzige absehbare Weg für die Wiedervereinigung", betonte Annan am Mittwoch in einer "Botschaft an das Volk Zyperns".
Sollten die griechischen und türkischen Zyprer in den getrennten Referenden am Samstag für die Wiedervereinigung der Insel stimmen, kann das wiedervereinigte Zypern am 1. Mai der Europäischen Union beitreten. Ansonsten wird nur der griechische Süden der Insel aufgenommen.
Kein Annan-Plan
Der insgesamt 9.000 Seiten umfassende Plan zur Wiedervereinigung des Nordens und Südens der Insel sei zwar mit maßgeblicher Hilfe der UN erstellt worden, er sei jedoch kein "Annan-Plan", erklärte der UN-Generalsekretär. "Die Schlüsselbestimmungen sind Ergebnis von vier Jahre andauernden Verhandlungen zwischen Euren Führern." Die Abstimmung der Zyprer am Samstag sei "nach 40 Jahren Konflikt und 30 Jahren der Teilung von wahrhaft historischer Bedeutung".
Die Mittelmeerinsel ist seit 1974 geteilt, als die Türkei in den Norden einmarschierte und damit einen griechisch-zyprischen Putsch beendete, der auf eine Vereinigung der Insel mit Griechenland zielte. Dort herrschte damals eine Militärjunta.
Quelle: ntv.de