Entwicklungshelfer in Pakistan Vermummte entführen Deutschen
20.01.2012, 08:26 UhrEin deutscher und ein italienischer Entwicklungshelfer sind in der ostpakistanischen Provinz Punjab von Bewaffneten entführt worden. Die beiden Männer seien aus ihrem Haus im Distrikt Multan verschleppt worden, sagte der örtliche Chefermittler der Polizei, Azhar Ikram, am Freitag. Sie hätten für die Deutsche Welthungerhilfe gearbeitet und sich um Opfer der Jahrhundert-Flut aus dem Sommer 2010 gekümmert. Die Identität der Täter, die Hintergründe der Entführung und der Aufenthaltsort der Verschleppten seien unklar.
Das Auswärtige Amt bestätigte die Entführung des Deutschen. Außenminister Guido Westerwelle habe einen Krisenstab einberufen, der gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Islamabad im engen Kontakt mit allen relevanten Stellen stehe. Darüber hinaus versicherte der Sprecher, alle Beteiligten arbeiteten mit Hochdruck daran, das Schicksal des verschleppten Deutschen zu klären.
Auch das Außenministerium in Rom bestätigte die Entführung des Italieners. Der Krisenstab des Ministeriums suche nach einer "positiven Lösung" und stehe im ständigen Kontakt mit der Familie des Entführten. Wie in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen appellierte das Ministerium an die Medien, den Versuch, den Entführten freizubekommen, nicht zu gefährden. Vom Auswärtigen Amt in Berlin gab es zunächst keine Bestätigung.
Immer wieder Entführungen in Pakistan
Ein Polizist aus der örtlichen Polizeiwache in Multan sagte, die bewaffneten Angreifer seien in das Haus eingedrungen und hätten den einzigen Wachmann gefesselt. "Dann gingen sie direkt zu den Zimmern des deutschen und des italienischen Staatsbürgers. Es sieht so aus, als hätten sie sie für einige Zeit beobachtet und Insider-Informationen gehabt." Mehrere in dem Haus anwesende Frauen, darunter auch eine Deutsche, seien von den Angreifern nicht verschleppt worden.
Der Polizist sagte weiter, nach dem Überfall gegen 19.30 Uhr sei die Polizei in Multan und den angrenzenden Distrikten alarmiert worden. Sicherheitskräfte hätten zusätzliche Kontrollstellen errichtet. Bislang sei die Suche aber erfolglos geblieben.
Zwei Schweizer Touristen waren im vergangenen Juli in Pakistan verschleppt worden. Das Ehepaar befand sich zuletzt in der Gewalt der Taliban, die unter anderem die Freilassung von Aufständischen aus der Haft in Pakistan forderten. Im August wurde ein amerikanischer Entwicklungshelfer in der ostpakistanischen Metropole Lahore Opfer eine Entführung. Al-Kaida teilte danach mit, der US-Bürger befinde sich in der Gewalt des Terrornetzes.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa