Südkoreas Militärs positionieren sich Verteidigungsminister geht
25.11.2010, 09:35 Uhr
Eine zerstörte Häuserzeile auf der Insel Yeonpyeong.
(Foto: AP)
Die nordkoreanischen Angriffe zwingen den südkoreanischen Verteidigungsminister zum Rücktritt. Zu lange habe die Militärführung gewartet, bis das Feuer erwidert wurde, wurde kritisiert. Der Beschuss soll direkt von Nordkoreas Machthaber Kim befohlen worden sein, berichten südkoreanische Zeitungen.
Nach zunehmender Kritik an der militärischen Reaktion auf den Artillerieangriff Nordkoreas ist Südkoreas Verteidigungsminister Kim Tae Young zurückgetreten. Präsident Lee Myung Bak habe das Rücktrittsgesuch Kims angenommen, teilte das Präsidialamt in Seoul mit.
Abgeordnete und Medien hatten unter anderem kritisiert, dass die Militärführung zu spät und zu lasch auf den Granatenbeschuss der Insel Yonpyong am Dienstag vor der Westküste reagiert hätten. Bei dem Zwischenfall wurden zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs vergingen 13 Minuten, ehe das erste Granatfeuer aus Nordkorea erwidert worden sei.

Kim (l) rückt seinen Sohn Kim Jong Un (r) immer häufiger ins rechte Licht.
(Foto: dpa)
Nach südkoreanischen Angaben feuerte Nordkorea mehr als 170 Geschosse. Davon seien 80 auf der nahe der Seegrenze im Gelben Meer liegenden Insel Yonpyong eingeschlagen. Südkorea habe das Feuer erwidert. Das Gefecht dauerte danach rund eine Stunde. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
"Die Entscheidung wurde heute getroffen, um die Disziplin des Militärs nach den jüngsten Entwicklungen wiederherzustellen", hieß es. Ein Nachfolger Kims soll am Freitag ernannt werden. Auch Lee Myung Baks Sekretär für Verteidigungsfragen, Kim Byoung Gi, werde ersetzt.
Kim Tae Young hatte bereits im Mai nach der Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes seinen Rücktritt angeboten. Für den Vorfall, bei dem im März 46 Matrosen getötet wurden, macht Südkorea ebenfalls Nordkorea verantwortlich. Auch damals wurde Südkoreas Militär wegen seines Verhaltens kritisiert. Bereits seit diesem Zwischenfall haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel spürbar verschärft. Nach dem Granatenangriff auf die Insel fürchten die Menschen, dass eine weitere Eskalation einen größeren bewaffneten Konflikt bis hin zum Krieg auslösen könnte.
Kim befahl Angriff persönlich
Südkoreanische Zeitungen berichteten, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il habe gemeinsam mit seinem als Nachfolger gehandelten Sohn Kim Jong Un wenige Stunden vor dem Artilleriebeschuss die betroffene Militärbasis des kommunistischen Landes besucht haben. Der Angriff sei wahrscheinlich von Kim Jong Il persönlich befohlen worden, schreibt die südkoreanische Zeitung "Joongang" unter Berufung auf Regierungskreise. Eine offizielle Stellungnahme dazu liegt nicht vor.
Vater und Sohn hätten den zuständigen General Kim Kyok Sik kurz vor dem Beschuss getroffen. Andere Medien berichteten, es werde nun versucht herauszufinden, ob der Besuch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem späteren Beschuss gestanden habe. "Joongang" zitierte eine Person mit den Worten, die Berichte legten den Eindruck nahe, dass der Angriff minuziös geplant gewesen sei.
Weitere Angriffe möglich
Unterdessen droht Nordkorea mit weiteren Angriffen. Ohne zu zögern, werde die Volksarmee "eine zweite und dritte Runde von Vergeltungsschlägen ausführen, sollten Kriegstreiber in Südkorea erneut rücksichtlos militärisch provozieren", teilte das das Regime mit. Nordkorea unterstellte Südkorea erneut, den Schusswechsel ausgelöst zu haben. Die USA seien zudem der eigentliche Verursacher des Konflikts, weil sie mitverantwortlich seien für die Ziehung der Grenzlinie im Gelben Meer zum Ende des Korea-Kriegs (1950-53). Nordkorea erkennt die Grenzlinie nicht an.
Südkorea kündigte an, die Streitkräfte auf seinen fünf Inseln nahe der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer zu verstärken. Die Einheiten auf den Inseln nahe der Grenzlinie sollen mit modernsten Waffen ausgerüstet werden. Pläne, die dort stationierten Marineeinheiten zu reduzieren, würden gestrichen, ließ Präsident Lee mitteilen. Man müsse auf die Möglichkeit einer neuen Provokation durch Nordkorea vorbereitet sein, wurde Lee zitiert. "Eine Provokation wie die jüngste kann jederzeit kommen."
China versucht Beruhigung
Chinas Regierungschef Wen Jiabao rief beide Länder zu "äußerster Zurückhaltung" auf. Nach Gesprächen mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew sagte Chinas Premier in Moskau, er lehne "jede Form von militärischer Provokation" ab. Peking fürchtet eine Eskalation auf der koreanischen Halbinsel durch die neuen Seemanöver Südkoreas mit den USA.
Kritisch äußerte sich der Sprecher des Außenministeriums in Peking über die Entsendung des US-Flugzeugträgers ins Gelbe Meer. "Wir haben die betreffenden Berichte gesehen und drücken unsere Sorge aus." Die koreanischen Staaten sollten möglichst bald Gespräche beginnen, "um zu verhindern, dass ähnliche Zwischenfälle wieder passieren".
Die neuen Drohungen Nordkoreas kamen einen Tag, nachdem die USA und Südkoreas ein weiteres Seemanöver im Gelben Meer angekündigt hatten, um militärische Stärke zu demonstrieren. Zu der von Sonntag bis Mittwoch geplanten Übung schicken die USA ihren atombetriebenen Flugzeugträger "USS George Washington".
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa