Hamas dementiert Einigung Verwirrung um Fortschritte bei Gaza-Verhandlung
08.04.2024, 09:41 Uhr Artikel anhören
Die Verhandlungen unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars treten seit Wochen auf der Stelle.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Die Gespräche über eine Feuerpause und Geiselfreilassungen stecken seit Wochen fest. Israel und Hamas bezichtigen einander der Behinderung. Nun meldet ein ägyptischer Fernsehsender "bedeutende Fortschritte" bei den Verhandlungen. Die Hamas behauptet laut Al-Dschasira jedoch das Gegenteil.
Bei den indirekten Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sind einem ägyptischen Medienbericht zufolge "bedeutende Fortschritte" erzielt worden. Es gebe eine Einigung über die grundlegenden Punkte zwischen allen beteiligten Parteien, berichtete der staatliche ägyptische Fernsehsender Al-Qahera unter Berufung auf eine ranghohe ägyptische Quelle.
Laut Al-Qahera haben die Delegationen der islamistischen Hamas und Katars Kairo verlassen und wollten innerhalb von zwei Tagen zurückkehren, um sich auf die Bedingungen des endgültigen Abkommens zu einigen. Die Gespräche sollten in den nächsten 48 Stunden fortgesetzt werden, hieß es.
Nach Hamas-Darstellung soll es jedoch keine Fortschritte gegeben haben. Der katarische TV-Sender Al-Dschasira berichtete am Morgen unter Berufung auf Kreise der islamistischen Terrororganisation, dass die israelische Delegation auf keine der Forderungen der Hamas eingegangen sei. Ein hochrangiger Vertreter der Hamas sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die israelische Delegation unflexibel zeige.
Vertreter der Gruppe hätten Kairo demnach für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen. Israelische Medien berichteten dagegen, beide Seiten hätten mehr Flexibilität gezeigt. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es bisher nicht.
Am Sonntag waren in der ägyptischen Hauptstadt die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, wieder aufgenommen worden. Zu diesem Zweck reisten CIA-Direktor William Burns und eine Delegation der Hamas in die ägyptische Hauptstadt. Am Sonntagabend traf auch der katarische Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani ein.
Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, soll israelischen Berichten zufolge ebenfalls teilnehmen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen einen Durchbruch in den seit Wochen festgefahren Verhandlungen herbeiführen.
"Israel zu einer Einigung bereit"
Die Hamas hatte am Samstag betont, sie rücke von ihrer Forderung nach einem vollständigen Waffenstillstand und dem Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen nicht ab. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, dass "Israel zu einer Einigung bereit ist". Zugleich machte er aber deutlich, dass es ohne die Rückkehr der Geiseln "keinen Waffenstillstand" geben werde. Netanjahu wird von der US-Regierung, dem wichtigsten Verbündeten Israels, zunehmend unter Druck gesetzt, den Krieg zu beenden und die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern.
Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid sagte dem israelischen Rundfunk, ein Deal liege auf dem Tisch und er müsse vereinbart werden. "Wir müssen Druck auf diese (israelische) Regierung ausüben, den Deal abzuschließen", sagte er. "Es wird ein Deal sein, den wir nicht mögen, aber wir müssen ihn machen, weil wir sie nach Hause bringen müssen." Lapid hält sich gegenwärtig zu Gesprächen in den USA auf.
Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres ließ die Hamas 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge frei. Knapp 100 der Geiseln, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober nach Gaza verschleppt wurden, dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.
Israel hält an Rafah-Offensive fest
Ungeachtet internationaler Kritik hält Israel an seinen Plänen für eine Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens fest. "Unsere Streitkräfte bereiten sich auf die Fortsetzung ihrer Missionen in der Region Rafah vor", erklärte Verteidigungsminister Yoav Galant am Sonntag.
Ähnlich hatte sich zuvor bereits Netanjahu geäußert. Er sei entschlossen, die Hamas "im gesamten Gazastreifen" auszulöschen, "einschließlich Rafah". Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA und Deutschland, hatten sich gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. In der an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt befinden sich mehr als 1,5 Millionen geflüchtete Bewohner des Gazastreifens.
Israel hatte am Wochenende nach eigenen Angaben alle Soldaten nach monatelangen erbitterten Kämpfen aus dem südlichen Gazastreifen abgezogen. Die Streitkräfte hätten dies getan, "um sich zu erholen und sich auf zukünftige Operationen vorzubereiten", erklärte ein Armeevertreter.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP/rts