Politik

Anschlag auf Bundeswehr Viele Tote und Verletzte

Bei einem Selbstmordanschlag sind in Afghanistan zwei deutsche Soldaten und fünf Kinder getötet worden. Ein weiterer Bundeswehr-Soldat wurde mittelschwer und ein weiteres afghanisches Kind schwer verletzt, wie Verteidigungsminister Franz Josef Jung in Berlin bestätigte.

Ein vierter Soldat erlitt leichte Verletzungen. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag nahe der Stadt Kundus im Norden des Landes und nannten eine weit höhere Opferzahl. Jung hielt an dem Einsatz in Afghanistan fest.

Die beiden getöteten Soldaten, ein 25-jähriger Stabsunteroffizier und ein 22 Jahre alter Stabsgefreiter, gehörten dem Fallschirmjägerbataillon 263 im pfälzischen Zweibrücken an. Sie waren auf einem Großeinsatz, um versteckte Waffenlager aufzuheben. Neben ihrem gepanzerten Lastwagen vom Typ "Mungo" wurde um 13.05 Uhr (Ortszeit) von einem Fahrradfahrer ein Sprengsatz gezündet.

"Weiterhin unseren Auftrag erfüllen"

Ihr Fahrzeug geriet dabei in Brand, ihre Munition explodierte. Die beiden Verletzten wurden herausgeschleudert. An dem Großeinsatz waren insgesamt 160 deutsche Soldaten mit sieben Fahrzeugen, 30 afghanische Soldaten und 20 afghanische Polizisten beteiligt.

Jung, der seinen Urlaub abgebrochen hatte, äußerte "große Betroffenheit" und sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Er verurteilte den Anschlag als hinterhältig und feige. "Wir werden weiterhin unseren Auftrag erfüllen", sagte er. Es gehe darum, den Terror in Afghanistan zurückzudrängen, bevor er nach Deutschland komme. Die Region Kundus habe sich zu einem "kritischen sicherheitspolitischen Bereich" entwickelt. Auch der EU-Außenbeauftragte Javier Solana verurteilte in Brüssel den "abscheulichen" Anschlag.

Nach Jungs Angaben ist es nicht absehbar, dass die verletzten Soldaten nach Deutschland ausgeflogen werden müssen. Das verletzte afghanische Kind wird demnach von der Bundeswehr in Kundus medizinisch versorgt.
Deutsche Opferzahl steigt auf 30

Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte mit, die Angehörigen der Opfer seien benachrichtigt worden. ISAF-Sprecher Richard Blanchette sprach den Angehörigen der Toten und den Verletzten sein Mitgefühl aus. Der Brigadegeneral sagte: "Taten wie diese, die nichts bieten außer Gewalt und Tod, werden uns von unserem Engagement zur Schaffung eines besseren Afghanistan nicht abbringen."

Die Zahl der in Afghanistan seit Beginn des Einsatzes getöteten deutschen ISAF-Soldaten stieg mit den jüngsten Opfern auf 30. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Engineer Mohammad Omar sagte, zu dem Anschlag sei es im Distrikt Char Dara nahe Kundus-Stadt gekommen. In dem Distrikt war Ende August ein deutscher Soldat getötet worden, als sein Konvoi in eine Sprengfalle geriet. Auch zu dieser Tat hatten sich die Taliban bekannt.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid teilte auf der Homepage der Aufständischen wenige Stunden nach dem Anschlag mit, ein Selbstmordattentäter namens Islamuddin habe sich in die Luft gesprengt. Zu dem Anschlag sei es gekommen, als die "Invasionstruppen" Häuser im Dorf Hadschi Amanullah nahe Kundus durchsucht hätten. Nach Taliban-Angaben - die bei Opferzahlen unzuverlässig und völlig übertrieben sind - starben zwölf deutsche Soldaten.

Eingesickerte Attentäter

Gouverneur Omar sagte, man habe vor dem Anschlag Erkenntnisse über fünf aus Pakistan eingesickerte Selbstmordattentäter gehabt.

Der Bundestag hatte das Mandat für den Bundeswehr-Einsatz in der NATO-geführten ISAF am vergangenen Donnerstag für 14 Monate verlängert. Die Obergrenze wurde um 1000 auf 4500 Soldaten erhöht. Im Rahmen der ISAF sind nach Angaben der Bundeswehr derzeit gut 3300 deutsche Soldaten eingesetzt.

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Birgit Homburger sagte, der "hinterhältige und menschenverachtende Anschlag" mache erneut das hohe Risiko der deutschen Soldaten bei ihrem Einsatz in Afghanistan für Frieden, Fortschritt und Stabilität deutlich.

Der Abgeordnete der Linkspartei, Wolfgang Gehrcke, sagte, seine Fraktion habe bei der Ablehnung über die Verlängerung des Mandats an die Opfer dieses Krieges gedacht. Der Grünen-Experte Winfried Nachtwei entgegnete in der ARD, ein Abzug "wäre eine völlig falsche Schlussfolgerung". Die afghanische Bevölkerung schätze den Bundeswehr-Einsatz.

Ungenügender politischer Wille

Ein hochrangiger Kommandeur sagte unterdessen, die NATO zeige einen unzureichenden politischen Willen in Afghanistan. General John Craddock wies in London auf zahlreiche Sonderbedingungen hin, die es Staaten wie Deutschland erlaubten, sich gegen gewisse Einsätze zu verwahren. "Wir legen einen politischen Willen an den Tag, der nach meiner Einschätzung gelegentlich Schwächen zeigt", sagte der US-General und Oberbefehlshaber der NATO in Europa.

Dies behindere nicht nur die Fortschritte in Afghanistan "sondern stellt auch die Bedeutung der Allianz im 21. Jahrhundert infrage". Die 26 Staaten der Nato haben gegenwärtig etwa 50.000 Soldaten in Afghanistan stationiert. Die Kommandeure haben angesichts der zunehmenden Gewalt weitere 12.000 angefordert. Die meisten Staaten haben sich jedoch zurückhaltend gezeigt.

Ausl ändische Helferin getötet

Attentäter der radikal-islamischen Taliban haben derweil in Afghanistan eine ausländische Helferin getötet. Sie habe christliche Propaganda betrieben, begründete ein Sprecher der Taliban die Tat. Zwei Männer hätten die Frau im Süden der Hauptstadt Kabul erschossen, teilten die Behörden mit. Dem Privatsender Tolo TV zufolge kamen die Attentäter auf einem Motorrad und feuerten die tödlichen Schüsse ab.

Die britische Botschaft in Kabul erklärte, die Getötete sei Staatsbürgerin des Vereinigten Königreichs. Es werde aber noch geprüft, ob sie auch Bürgerin Südafrikas gewesen sei, wie aus afghanischen Behörden verlautet war.

Die Frau hatte für eine in Großbritannien ansässige christliche Hilfsorganisation gearbeitet, die sich um kommunale Entwicklungsprojekte kümmerte sowie um die schulische und berufliche Ausbildung von Behinderten.

Quelle: ntv.de

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