Nicolas Sarkozy Vom Hoffnungsträger zum Buhmann
06.05.2012, 20:36 Uhr
Sarkozy muss sich verabschieden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bewundert und vergöttert von den einen, gehasst und mit Schmutz beworfen von den anderen: Sarkozy hat als Präsident polarisiert. Nun muss er die Macht bereits nach fünf Jahren wieder abgeben.
Zielstrebig, mutig und willensstark: Als Nicolas Sarkozy vor fünf Jahren in den Elyséepalast einzog, galt er vielen als Idealbesetzung für das höchste französische Staatsamt. Die Mehrheit der Franzosen traute dem Konservativen Großes zu. Eine neue Ära, einen friedlichen Bruch mit der bisherigen Politik und mutige Reformen hatte er im Wahlkampf versprochen.
Die Ernüchterung kam jedoch schnell. Bereits ein Jahr nach der Amtseinführung galt Sarkozy als der unbeliebteste Präsident der fünften Republik. Viele Franzosen nahmen ihm übel, dass er nach der Wahl erst einmal auf einer Luxusjacht ausspannte und die Steuerlast für Spitzenverdiener deckelte. Zu dem Spitznamen "Speedy Sarkozy" gesellte sich der des "Président des riches" (Präsident der Reichen).
Nicolas Sarkozy und Carla Bruni im Dezember 2007.
(Foto: REUTERS)
Die Hochzeit mit dem früheren Model Carla Bruni 2008 sorgte auch nicht gerade für mehr Volksnähe. Als Reaktion auf Kritik an dem öffentlich vorgeführten Familienglück schwenkte Sarkozy später ins andere Extrem um: Seine im vergangenen Oktober geborene Tochter Giulia hat er bis heute nicht öffentlich gezeigt.
Die zahlreichen Bemühungen um einen Imagewandel scheiterten. Sarkozy wurde zwar bis zuletzt als mutiger und energievoller Macher gesehen, der Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi bezwang und mit Bundeskanzlerin Angela Merkel unablässig einen Ausweg aus Wirtschafts- und Eurokrise suchte. In etlichen Beschreibungen dominierten aber weiter Adjektive wie "ungestüm" und "arrogant". "Gefährlich" und "populistisch" nannten Kritiker Sarkozys Werben um die Wählerschaft der rechtsextremen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen.
"Merkozy" brachte Sarkozy kein Glück
Eine schwere Last im Kampf um eine weitere Amtszeit war schließlich der harte Sparkurs, den Sarkozy gemeinsam mit Merkel der EU verordnet hatte. Er wurde im Wahlkampf erfolgreich von François Hollande angeprangert. Viele Franzosen hatte Sarkozy zudem mit seiner ständigen Schwärmerei für das "deutsche Modell" vergrault. Mit Merkel wirkte der gelernte Anwalt zum Ende seiner Amtszeit so dicke, dass das Paar nur noch "Merkozy" genannt wurde.
Sarkozys eigentliches Vorbild dürfte aber Altkanzler Gerhard Schröder sein, meinen französische Kommentatoren. Wie der Vorgänger Merkels habe er mit mutigen, aber unpopulären Reformen in die Geschichte eingehen wollen. Als Beispiel wird meistens die Anhebung des Rentenalters genannt, die hunderttausende Franzosen auf die Barrikaden gehen ließ.
Quelle: ntv.de, Ansgar Haase, dpa