Wer führt USA zum Wandel? Votum für "change"
04.01.2008, 06:36 UhrVotum für einen Neuanfang in den USA: Bei der ersten Kandidaten-Kür im Rennen um das Weiße Haus distanzierten der schwarze "Politneuling" Barack Obama und der republikanische Außenseiter Mike Huckabee in Iowa ihre Konkurrenten. Der 46-jährige Demokrat Obama überraschte bei der partei-internen Abstimmung in Iowa mit 38 Prozent der Stimmen und verwies Ex-First-Lady Hillary Clinton mit 29 Prozent auf den dritten Platz noch hinter Ex-Senator John Edwards. Experten warnen allerdings vor einer Überbewertung der Ergebnisse. Bereits am nächsten Dienstag steht mit den ersten Vorwahlen im Bundesstaat New Hampshire ein weiterer wichtiger Test bevor.
"Die Zeit ist gekommen", rief Obama, der erst seit zwei Jahren dem Senat an gehört, seinen Anhängern in der Landeshauptstadt Des Moines zu. Er sei optimistisch, dass er als erster Schwarzer ins Weiße Haus zieht. "Das ist ein entscheidender Moment in der Geschichte. (...) Jetzt wird der Wandel in Amerika kommen." Als erstes wolle er den Irakkrieg beenden und die Truppen nach Hause holen, versprach er.
Getragen wurde Obamas Sieg durch ein Rekordwahlbeteiligung bei den Demokraten: An den Urwahlen der Partei nahmen 227.000 Wähler teil, deutlich mehr als bei dem 2004 aufgestellten Rekord von 124.000. Der Sohn eines Kenianers und einer weißen US-Bürgerin gewann in einem Bundesstaat, in dem weniger als drei Prozent der Bevölkerung Schwarze sind. Bei den Republikanern nahmen rund 120.000 Wähler teil.
"Neulinge" punkten
Auch der Ex-Gouverneur und frühere Baptistenprediger Huckabee, der auf 34 Prozent kam, mahnte tiefgreifende Veränderungen an. "Das ist ein neuer Tag für die amerikanische Politik", sagte der Politiker, der noch vor Monaten den meisten Amerikanern völlig unbekannt war. Huckabee, dem vor allem die Mobilisierung der konservativen Christen in Iowa gelang, hatte sich im Wahlkampf deutlich von seinem Parteifreund US-Präsident George W. Bush abgesetzt.
"Zwei Neulinge bringen die Lage in den Parteien durcheinander", kommentierte die "New York Times" die Abstimmung vom Donnerstag, bei der über 300.000 Parteigänger im ländlichen Iowa zu den Versammlungen strömten und teilweise öffentlich abstimmten. "Das erste Geplänkel im Wahljahr ist der Beginn einer gigantischen Schlacht", titelte die Zeitung "USA Today".
Experten erwarten eine Entscheidung über die Präsidentschaftskandidatur erst am 5. Februar: An diesem "Super- Dienstag" gibt es in zahlreichen Staaten Vorwahlen, darunter in den wichtigen und bevölkerungsreichen Bundesstaaten Kalifornien und New York.
Auch Hillary will "change"
Kommentatoren sprachen von einem "persönlichen Triumph" Obamas und von einer schweren Enttäuschung für Clinton, die allerdings in landesweiten Umfragen nach wie vor vorn liegt. Clinton machte klar, dass sie nicht aufgeben wird: "Ich bin bereit, mich diesem Wettstreit zu stellen. (...) Ich bin bereit für die Führung." Das Ergebnis zeige, "dass Amerika für den Wandel bereit ist". Wandel - "change" - ist die große Überschrift sowohl ihres als auch Obamas Wahlkampfes.
Auch Edwards, der sich mit 30 Prozent als zweiter platzierte, hält seine Kandidatur aufrecht. Dagegen stiegen die demokratischen Senatoren Chris Dodd und Senator Joe Biden aus Delaware wegen enttäuschender Ergebnisse aus dem Rennen aus.
Wer zuletzt lacht,
Huckabee trat Spekulationen entgegen, dass er sich landesweit nicht durchsetzen könne: "Es beginnt heute in Iowa, aber es endet nicht hier", sondern im Weißen Haus, sagte er. Sein Rivale Mitt Romney, der mit 25 Prozent auf den zweiten Platz kam, gestand seine Niederlage ein. "Diese Runde ging an Huckabee", sagte er. Dem sei es besser gelungen, die konservativ-christlichen Anhänger zu mobilisieren. Doch bis zur Präsidentenwahl am 4. November stehe noch ein langer Wahlkampf bevor. Der republikanische Präsident Bush darf nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten.
lacht am besten
Weit abgeschlagen kamen die beiden Republikaner Fred Thompson und John McCain auf jeweils 13 Prozent. Der frühere New Yorker Bürgermeistrer Rudy Giuliani, der sich in Iowa vergleichsweise wenig engagiert hatte, erreichte bei der Abstimmung am Donnerstagabend nur vier Prozent. Dennoch zeigte sich Giuliani, der nach Umfragen nach wie vor als Favorit gilt, optimistisch. Der mehrfach geschiedene Ex-Bürgermeister, der sich für das Recht der Frauen auf Abtreibung ausspricht, gilt unter den streng konservativen Republikanern in Iowa als nicht konservativ genug. Stattdessen konzentriert sich Giuliani auf die bevölkerungsreichen Bundesstaaten: "Es wird sich ja zeigen, wer die beste Strategie hat."
Quelle: ntv.de