Lafontaine fordert nichts für Freundin Wagenknecht beklagt Kampagne
15.05.2012, 08:10 Uhr
Grüßt "Lafo" bald als Parteichef der Linken?
(Foto: dapd)
Eine familiengeführte Linkspartei wird es nach den Worten Wagenknechts nicht geben. Die zuletzt kursierende Meldung, ihr Lebensgefährte Lafontaine fordere den Fraktionsvorsitz für Wagenknecht, sei falsch. Es handele sich um ein mutwillig gestreutes Gerücht, um dem Saar-Chef in der innerparteilichen Personaldiskussion zu schaden.
Im Streit um die künftige Führung der Linkspartei hat sich die stellvertretende Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht zu Wort gemeldet. In den vergangenen Tagen war die Rede davon, dass ihr Lebensgefährte Oskar Lafontaine die Parteispitze übernehmen würde, wenn Wagenknecht Fraktionschefin werde. Dem widersprach Wagenknecht nun im ZDF. "Es gibt keine Bedingung, dass ich irgendetwas in der Partei werden soll", sagte Wagenknecht. "Es gibt überhaupt keine Bedingungen. Ich möchte das hier auch klar dementieren."
Derweil heizte sie den Führungsstreit in ihrer Partei noch einmal an. Sie warf den innerparteilichen Gegnern von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine, der seine Bereitschaft zu einer erneuten Kandidatur erklärt hatte, vor, diesem mit Falschdarstellungen schaden zu wollen. "Es spricht auch nicht gerade für den Stil der innerparteilichen Konkurrenten, dass hier wirklich richtig Falschmeldungen lanciert werden", sagte sie.
"Das ist schlicht, um ihn zu beschädigen", hielt Wagenknecht den Gegnern vor. Man wolle Lafontaine offenbar diskreditieren. Die Frage, ob sie an die Fraktionsspitze aufrücken solle, habe überhaupt keine Rolle gespielt. "Es gab nie eine Debatte darüber. Das ist ein rein gestreutes Gerücht, um ihn jetzt offensichtlich mit seiner Kandidatur nach außen schlecht hinzustellen."
Lafontaine will keine Personaldebatten
Lafontaine selbst bekräftigte, noch einmal den Vorsitz der Linkspartei zu übernehmen. Er sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Wenn die Partei will, dass ich das mache, dann mache ich das." Jedoch formulierte er dafür Bedingungen. "Ich gehe noch einmal in die Verantwortung, wenn die Partei mich wirklich will und wenn das personelle Umfeld stimmt."
Lafontaine will unbedingt vermeiden, dass es zu einer Kampfkandidatur gegen den ehemaligen Bundesgeschäftsführer der Partei, Dietmar Bartsch kommt. Der hatte bereits sein Interesse an dem Chefposten angemeldet. Lafontaine kann sich Dietmar Bartsch, der jetzt stellvertretender Fraktionschef der Linken ist, offenbar als seinen Stellvertreter im Parteivorsitz vorstellen.
Die Weichen für die Bundestagswahl müssten jetzt gestellt werden, so Lafontaine weiter. Wenn er sich jetzt in die Pflicht nehmen lasse, dann werde er auch die Hauptverantwortung für diese Wahl tragen - und dafür, dass Personaldebatten nicht weitergehen.
Bartsch will nicht weichen
Doch gegen die Übernahme der Parteiführung durch Lafontaine regt sich Widerstand in ostdeutschen Landesverbänden. "Ich kenne es so, dass Kandidaten Angebote machen, nicht Forderungen stellen", sagte der Landesvorsitzende aus Mecklenburg-Vorpommern, Steffen Bockhahn. "Wenn Lafontaine kandidieren will, soll er das endlich tun. Dietmar Bartsch hat seine Kandidatur bereits erklärt", fügte Bockhahn hinzu, der dem Reformerlager zugerechnet wird.
Bartsch selbst bekräftigte, dass er antreten wolle. "Wie ich es im November 2011 angekündigt habe, werde ich in Göttingen als Parteivorsitzender kandidieren", teilte er mit. Dafür habe er in den vergangenen Tagen Unterstützung aus seinem Heimat-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, aus Niedersachsen und auch aus Thüringen erhalten.
Gysi will Spitzenkandidat werden
Es gehe nicht an, dass Lafontaine "Bedingungen stellt und Gefolgschaft erwartet", kritisierte der Berliner Parteivorsitzende Klaus Lederer. "Solche Erpressungsmanöver gehen nicht", sagte er der "Berliner Zeitung". "Mit einer Heilsbringerfigur an der Spitze bekommt die Linkspartei nichts geregelt."
Auch der Sprecher der Landesgruppe Sachsen der Linken im Bundestag, Michael Leutert, sagte, er glaube nicht, "dass man die Partei mit altem Personal und alten Rezepten wieder auf volle Höhe bekommt". Lafontaine stehe nicht für Kompromisse, sondern für Kampfansagen.
"Allerdings führt uns dieser Kurs nicht zu weiteren Erfolgen, sondern ganz klar zu weiteren Niederlagen", sagte Leutert der in Chemnitz erscheinenden "Freien Presse". Daher versuche die Linke im Osten, sich von Lafontaine "freizumachen".
Quelle: ntv.de, jog/dpa