Politik

Stammzellenforschung auf Eis gelegt Washington geht in Berufung

Stammzellen werden zum Beispiel aus Nabelschnurblut gewonnen.

Stammzellen werden zum Beispiel aus Nabelschnurblut gewonnen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Obama-Regierung wehrt sich gegen einen Richterbeschluss, der die erweiterte staatliche Förderung der Stammzellenforschung mit menschlichen Embryonen vorläufig stoppt. Noch in dieser Woche soll Berufung eingelegt werden.

Die Regierung von US-Präsident Barack Obama geht erwartungsgemäß gegen einen Richterbeschluss vor, der die erweiterte staatliche Förderung der Stammzellenforschung mit menschlichen Embryonen vorläufig stoppt. Im Laufe der Woche werde man bei Gericht beantragen, die einstweilige Anordnung vom Montag aufzuheben, sagte Justizministeriumssprecherin Tracy Schmaler in Washington. Ein Gericht in Washington hatte am per Eilentscheidung den vorläufigen Förderstopp verfügt.

Wie Schmaler weiter sagte, will die Regierung zudem beantragen, dass die Umsetzung des Gerichtsentscheids ausgesetzt wird, solange das Berufungsverfahren läuft. Zuvor hatte Präsidentensprecher Bill Burton gesagt, Präsident Barack Obama sehe die Stammzellenforschung als "wichtige, lebensrettende Forschung" an. Das US-Präsidialamt erklärte, man prüfe alle Optionen um sicherzustellen, dass derartige Forschungsprojekte fortgesetzt werden könnten.

"Sand im Getriebe der Forschung"

Richter Royce Lamberth

Richter Royce Lamberth

(Foto: AP)

Nach Auffassung von Richter Royce Lamberth wiesen die Antragsteller, darunter mehrere christliche Organisationen, nach, dass eine Klage gegen die Förderung "gute Erfolgsaussichten" habe. Das Bündnis argumentiert, dass Obamas Regelung gegen Gesetze verstößt, nach denen es untersagt ist, Forschung finanziell zu unterstützen, bei der menschliche Embryos zerstört werden.

Christliche und konservative Gruppe hatten sich erleichtert über die gerichtliche Blockade geräußert, viele Forscher reagierten hingegen tief schockiert. Betroffen sind Projekte der nationalen Gesundheitsbehörde NIH und an verschiedenen Universitäten. "Stammzellenforschung eröffnet echte Möglichkeiten für wissenschaftliche Entdeckungen und gibt Familien Hoffnung", sagte NIH-Direktor Francis Collins. "Diese Entscheidung kippt nur Sand ins Getriebe der Forschung."

Obama ändert Bush-Kurs

Erst im März des vergangenen Jahres hatte Obama den Kurs seines Amtsvorgängers George W. Bush in der Stammzellenforschung revidiert und angekündigt, dass die Forschung an embryonalen Stammzellen in den USA wieder mit staatlichen Mitteln unterstützt und vorangetrieben werden solle. Als Begründung hatte Obama unter anderem angeführt, dass es durch die Stammzellenforschung Durchbrüche bei der Heilung schwerer Krankheiten geben könnte.

Forscher hoffen, dass embryonale Stammzellen in der Zukunft bei der medizinischen Behandlung schwerer Krankheiten möglicherweise als Ersatzmaterial dienen könnten - denn embryonale Stammzellen sind "pluripotent", das heißt sie können sich zu jedem Zelltyp des menschlichen Organismus entwickeln.

Unter Bush war der Einsatz von Staatsgeldern für die Stammzellenforschung eingegrenzt. Staatliche Gelder gab es nur für die wissenschaftliche Arbeit an solchen menschlichen embryonalen Stammzell-Linien, die vor August 2001 gewonnen worden waren. Obama erlaubte dann die staatliche Förderung der Arbeit auch an neu gewonnenen Stammzell-Linien.

Zu einer Stammzell-Linie zählen alle in vitro - also künstlich im Reagenzglas - gezüchteten Zellen, die sich auf denselben Ursprung zurückführen lassen. Die Vermehrung von Stammzellen in Labors hat den Vorteil, dass Experimente zu verschiedenen Zeitpunkten und an verschiedenen Orten an identischem Erbmaterial vorgenommen werden können.

Die Nutzung embryonaler Stammzellen ist ethisch stark umstritten, weil dazu Zellen aus Embryonen entnommen werden, die künstlich erzeugt wurden, dann aber keiner Frau eingepflanzt werden. Gegner der embryonalen Stammzellenforschung argumentieren, dass menschliches Leben bereits mit der Befruchtung der Eizelle beginnt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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