Vermeintlicher U-Bahn-Attentäter ist tot Weißrussland richtet hin
17.03.2012, 11:31 Uhr
Ein Zeichen der Trauer: Blumen an der Minsker U-Bahnstation.
(Foto: REUTERS)
An seiner Schuld bestehen erhebliche Zweifel. Trotzdem richtet das Regime in Weißrussland den 26-Jährigen Wladislaw Kowalew jetzt mit einem Genickschuss hin, weil er angeblich einen Bombenanschlag auf die Minsker U-Bahn verübt hat.

Wladislaw Kowalew (r.) ist tot, was mit dem zweiten Angeklagten, Dmitri Konowalow, geschah, ist noch ein Rätsel.
(Foto: REUTERS)
Knapp ein Jahr nach dem Bombenanschlag auf die U-Bahn der weißrussischen Hauptstadt Minsk ist einer der vermeintlichen Täter hingerichtet worden. Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Wiasna informierte das Oberste Gericht des Landes die Angehörigen von Wladislaw Kowalew über dessen Tod. Laut der Schwester Kowalews wurde der 26-Jährige erschossen. Eine offizielle Bestätigung gab es bisher nicht. Unklar ist noch das Schicksal des zweiten zum Tode Verurteilten, Dmitri Konowalow.
Der Oberste Gerichtshof des Landes hatte Kowalew und Konowalow Ende November wegen des Anschlags auf die U-Bahn-Station Oktjabrskaja am 11. April zum Tode verurteilt. Damals starben 15 Menschen, mehr als 160 wurden verletzt. Es war der schwerste Anschlag in Weißrussland seit der Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetunion im Jahr 1991. Doch schon kurz nach dem Anschlag kamen Spekulationen auf, die Regierung selbst könnte für die Tat verantwortlich sein, weil sie ein hartes Vorgehen gegen innenpolitische Gegner rechtfertigen wollte.
Als der Staatschef Weißrusslands, Alexander Lukaschenko, am Mittwoch die Begnadigung der beiden Männer ablehnte, war der internationale Protest darum groß. Sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Union forderten, die Hinrichtung aufzuhalten.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Todesstrafe sei "unter keinen Umständen zu rechtfertigen", zumal "wenn es wie in diesem Fall Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens" gebe. Eine Vollstreckung würde die Die Regierung in Minsk muss laut Seibert den Weg zu europäischen Werten finden, damit das Volk Staatschef Lukaschenko gilt als der letzter Diktator Europas.
Weißrussland vollstreckt als einziges Land in Europa bis heute die Todesstrafe - durch Genickschuss. Nach Schätzungen von Amnesty International wurden in dem Land seit 1991 etwa 400 Menschen hingerichtet. Offizielle Angaben machen die Behörden nicht.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP