Dank Aufschwung in China und Indien Weltweite Armut geht zurück
10.10.2013, 17:32 Uhr
Der chinesische Boom hat viele Chinesen aus der extremen Armut befreit.
(Foto: AP)
Historisch sei die aktuelle Armutsentwicklung, freut sich der Weltbank-Präsident. Um Hunderte Millionen Menschen geht die Zahl der von extremer Armut betroffenen Menschen in den vergangenen 30 Jahren zurück. Doch die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen.
Der Weltbank-Präsident wählt große Worte, als er eine neue Studie zur weltweiten Armut vorstellt. "Wir sind Zeugen eines historischen Moments, in dem sich die Menschen selbst aus der Armut befreien", sagte Jim Yong Kim bei einer Pressekonferenz zum mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Zugleich ruft er neue Ziele aus: Seine Organisation wolle den Anteil der extremen armen Menschen bis 2020 auf neun Prozent zu reduzieren. Er räumt ein: "Unsere Strategie ist kühn." Noch einmal zehn Jahre später soll die extreme Armut ganz vom Planeten verschwunden sein.
Die bisherigen Erfolge machen den Verantwortlichen offenbar Mut. So ging die Zahl der Armen in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich zurück. 1981 mussten noch rund 1,9 Milliarden Menschen mit höchstens 1,25 US-Dollar oder 0,92 Eurocent am Tag auskommen. 30 Jahre später waren es 700 Millionen weniger. Doch es führt in die Irre, wenn von einem weltweiten Rückgang der Armut gesprochen wird.
Denn die Armutssituation hat sich besonders in zwei Ländern verbessert. Vor allem der wirtschaftliche Aufschwung in China und Indien ist für das Einkommensplus breiter Bevölkerungsschichten verantwortlich. So lebten Anfang der 80er Jahre 835 Millionen der besonders armen Menschen in China – fast alle Chinesen war damals arm. Heute hat sich das Bild radikal veränder. Nur noch 155 Millionen Menschen müssen in dem Land mit 0,92 Euro oder weniger auskommen. Viele von ihnen leben in ländlichen Gebieten.
In Indien entkamen zwar ebenfalls viele Menschen der extremen Armut, doch fiel der Aufschwung dort deutlich moderater aus. Knapp 400 Millionen Inder gelten heute als besonders arm, 1981 waren es aber noch über 30 Millionen mehr.
Arme Länder werden ärmer
Zur Euphorie besteht dennoch kaum Anlass. Denn abseits der beiden Boom-Länder haben viele Menschen so wenig Geld in der Tasche wie zuvor. Die Lage in Ländern mit geringem Durchschnittseinkommen verschärfte sich sogar noch. Das gilt besonders für eine Reihe afrikanischer Staaten wie Somalia, Ruanda oder Sierra Leone. Aber auch Afghanistan, Tadschikistan und Bangladesch sind betroffen. Heute lebt fast ein Drittel der extrem Armen in einem dieser Länder. Vor 30 Jahren lag ihr Anteil noch bei 13 Prozent.
Häufig sind Kinder die Leidtragenden. Auf der Welt leben der Studie zufolge 400 Millionen Kinder in extremer Armut. Das sei rund ein Drittel aller Menschen, die mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen müssten, so Kim. Die internationale Gemeinschaft müsse alles dafür tun, die Kinder aus ihrer "entsetzlichen Situation" zu befreien, forderte er. Er sprach von einer großen und dringenden Herausforderung. In einkommensschwachen Ländern liege der Anteil der Kinder in extremer Armut sogar bei der Hälfte. Für die meisten sei es derzeit unmöglich, sich im Laufe ihres Lebens aus der Lage zu befreien.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa