Demonstrant klettert auf Castor-Zug Wendland rüstet sich
26.11.2011, 08:54 UhrDer Castor-Transport erreicht Niedersachsen. Hier erwartet die Polizei heftige Proteste, wenn die Castoren von der Schiene auf Speziallastwagen umgeladen werden. Schon in der Nacht gibt es Zusammenstöße zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei. In der Pfalz steigt ein AKW-Gegner auf einen Castor-Zug.
Begleitet von Protesten hat der Castor-Transport mit Atommüll am Morgen Niedersachsen erreicht. Bei Eichenberg in der Nähe von Göttingen musste der Zug wegen Gleisblockaden stoppen. Ein Polizeisprecher in Lüneburg sagte, es seien rund 20 Menschen auf den Gleisen. Für den Nachmittag rufen Anti-Atom-Initiativen zu einer friedlichen Demonstration in Dannenberg auf - mehr als 10.000 Atomkraftgegner werden erwartet.
Dort hatte es in der Nacht heftige Zusammenstöße zwischen Castorgegnern und der Polizei gegeben. Es kam erneut ein Wasserwerfer zum Einsatz, weil Atomgegner eine Straße blockierten und Steine auf Einsatzkräfte warfen. Demonstranten setzten laut Polizei mit Molotowcocktails zwei Polizeiwagen in Brand. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg sprach dagegen von bengalischen Feuern. Seit Donnerstag gingen die Einsatzkräfte mehrmals mit Wasserwerfern gegen gewaltbereite Demonstranten vor - die Polizei kündigte eine an. Atomkraftgegner kritisierten das Vorgehen der Polizei als unangemessen.
Proteste in Hessen
Auch in Hessen stieß der mit elf Atommüllbehältern beladene Zug stellenweise auf massiven Protest. Zwischen Darmstadt und Dieburg musste der Zug am Freitagabend vorübergehend halten. Castorgegner standen auf den Gleisen. Nachdem sie fortgebracht worden waren, ging es weiter. Bei Petersberg in der Nähe von Fulda entdeckte eine Streife in einem Wald Aktivisten, die nahe der Gleise in den Bäumen saßen. Der Zug sei jedoch einfach vorbeigefahren, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei später. "Die hingen so günstig, dass sie keine Behinderung dargestellt haben."
Zuvor hatten fünf oder sechs Demonstranten bei Darmstadt-Kranichstein vergebens versucht, auf das Gleis zu gelangen. Etwa 100 Menschen nahmen dort an einer Mahnwache teil. In Haßloch in der Pfalz gelang es einem Demonstranten, den stehenden Zug zu besteigen, ein Transparent hochzuhalten und dann unerkannt zu verschwinden.
Auf der Strecke Neustadt/Weinstraße-Haßloch waren etwa 200 Demonstranten in kleinen Gruppen an verschiedenen Stellen auf die Schienen gestürmt und hatten die Weiterfahrt zunächst blockiert. Die Beamten nahmen etliche Demonstranten in Gewahrsam und sprachen zahlreiche Platzverweise aus.
Heiße Phase kommt erst
Die heiße Phase der Proteste steht noch bevor, wenn die Castoren in Niedersachsen von der Schiene auf Speziallastwagen umgeladen werden. Dann müssen die elf Atommüll-Behälter die letzte Etappe von Dannenberg bis ins Zwischenlager Gorleben auf der Straße zurücklegen.
Grünen-Parteichef Cem Özdemir forderte am Rande des Grünen-Parteitags einen Baustopp in Gorleben. Erst dann werde es dort einen Frieden geben, sagte er n-tv. "Die Regierung muss sich endlich bewegen."
Der laufende Transport ist der letzte mit hoch radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich Richtung . Bundesregierung und Energieversorger hatten sich bereits vor Jahren darauf verständigt, vom 1. Juli 2005 an keine abgebrannten Brennelemente wieder aufarbeiten zu lassen. Die Bundesrepublik ist jedoch verpflichtet, den bereits früher ins Ausland transportierten Atommüll zurückzunehmen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa