Brutales Militär-Video Whistleblower angeklagt
07.07.2010, 19:24 Uhr
"Personen mit Waffen", glaubt die Besatzung zu erkennen - doch die vermeintlichen Waffen sind nur Kameras.
(Foto: AP)
Das US-Militär hat im Irak einen 22 Jahre alten Soldaten angeklagt, der ein Video von einem umstrittenen Kampfeinsatz im Irak veröffentlicht haben soll. Bradley M., der für das US-Heer geheimdienstliche Informationen analysierte, wird außerdem zur Last gelegt, hochgeheime Aufzeichnungen des US-Außenministeriums auf seinen Computer geladen zu haben.
Mindestens 50 dieser Protokolle und Notizen, so heißt es in der in Bagdad veröffentlichten Anklageschrift, habe M. an eine "unbefugte" Person weitergegeben. Das mutmaßliche Motiv: Die US- Streitkräfte "in Misskredit zu bringen".
Auf der Internetplattform "Wikileaks" war im vergangenen April ein Video aufgetaucht, das einen brutalen Angriff auf Zivilisten im Juli 2007 zeigt. Während des Angriffs gibt ein US-Soldat in seinem Kampfhubschrauber zynische Kommentare ab. Zu den mindestens zwölf Menschen, die damals starben, gehörten auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters.
Auch zumindest eine der geheimen diplomatischen Aufzeichnungen soll "Wikileaks" veröffentlicht haben, so die "New York Times". Demnach schildert darin ein US-Diplomat seinen privaten Meinungsaustausch mit politischen Führungspersönlichkeiten in Reykjavik über die finanzielle Lage Islands.
Gates kündigt Exempel an
M. wurde wegen Transfers geheimer Informationen - dem Video, der diplomatischen Kommunikationen und einer geheimen militärischen PowerPoint-Präsentation - auf seinen Computer angeklagt. Ihm werden außerdem die Weitergabe "nationaler Verteidigungsinformationen an eine unbefugte Person" und "Überschreitung der Befugnisse zum Computerzugang" zur Last gelegt.
Eine militärische Anklagekammer muss jetzt prüfen, ob ein Prozess gegen den 22-Jährigen eröffnet werden soll. In der vergangenen Woche hatte Verteidigungsminister Robert Gates in einem Memorandum über die Öffentlichkeitsarbeit für das Militär gewarnt, dass ein solcher Geheimnisverrat nicht toleriert und strafrechtlich verfolgt werde.
Wikileaks ist ein Internetportal, auf dem Nutzer geheime Dokumente an die Öffentlichkeit bringen können. Hier kann jedermann Themen veröffentlichen. Das "leaks" im Namen steht für "undichte Stellen".
Die Seite sorgte schon mit anderen brisanten Veröffentlichungen für Schlagzeilen. Sie förderte zum Beispiel hunderttausende SMS zutage, die in den Wirren der Terroranschläge vom 11. September in New York verschickt wurden. Mehr als 1,2 Millionen Dokumente stehen online. Trotz der Prüfung durch rund 1200 Mitarbeiter - meist Freiwillige - ist die Authentizität der Unterlagen aber letztlich nicht gesichert.
Quelle: ntv.de, dpa