Politik

"Lasst sie sterben!" Wikileaks stellt Regierungen bloß

Für China gab es eine unangenehme Enthüllung.

Für China gab es eine unangenehme Enthüllung.

Die Wikileaks-Enthüllungen lassen nicht nur Washington rotieren. Viele Länder sehen sich mit peinlichen Informationen konfrontiert. Der türkische Premier Erdogan soll acht Schweizer Konten sein Eigen nennen. Pakistan ist nicht so unglücklich über amerikanische Drohnenangriffe wie oft kolportiert. Und Kuwait hat sich für den Tod von eigenen Staatsbürgern in Guantánamo ausgesprochen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat den Vorwurf zurückgewiesen, er habe heimlich Geld auf Schweizer Bankkonten geschafft. "Keinen Pfennig" habe er auf Schweizer Konten, betonte Erdogan. Die von Wikileaks veröffentlichten Depeschen amerikanischer Diplomaten enthalten einen Bericht ungenannter Informanten, wonach Erdogan acht verschiedene Konten in der Schweiz haben soll.

Recep Tayyip Erdogan - auch auf Wikileaks erwähnt.

Recep Tayyip Erdogan - auch auf Wikileaks erwähnt.

(Foto: AP)

Erdogan, der sichtlich verärgert war, warf der Oppositionspresse in der Türkei vor, den "Tratsch" der Kontenvorwürfe verbreitet zu haben. Sollten die Vorwürfe gegen ihn bewiesen werden, werde er sofort zurücktreten. Erdogan rief die US-Regierung auf, gegen jene Diplomaten vorzugehen, die die "Diffamierungen" in die Welt gesetzt hätten.

Der türkische Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu hatte eine Erklärung des Ministerpräsidenten zu den Kontenvorwürfen verlangt. Nach Erdogans Stellungnahme entgegnete Kilicdaroglu, der Regierungschef solle sich nicht bei der Opposition beschweren, sondern bei den USA.

Pakistan billigt Drohnenangriffe

Pakistan hat Wikileaks-Veröffentlichungen über die angebliche Zustimmung der Regierung zu US-Drohnenangriffen gegen radikal-islamische Extremisten in den Stammesgebieten zurückgewiesen. Über den Einsatz unbemannter US-Flugzeuge in Pakistan gebe es "fundamentale" Meinungsverschiedenheiten zwischen Washington und Islamabad, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Abdul Basit, in der pakistanischen Hauptstadt. Die Angriffe verletzten die staatliche Souveränität Pakistans, daher setze sich die Regierung bei den USA für einen Stopp der Drohneneinsätze ein.

Aus einer veröffentlichten Depesche der US-Botschaft in Islamabad geht dagegen hervor, dass die pakistanische Führung die Drohnenangriffe billigt. Demnach hatte der Innenminister die US-Regierung Mitte 2008 in einem Gespräch darum gebeten, die Angriffe während einer Offensive des Militärs in der Stammesregion Bajaur vorübergehend auszusetzen. Premierminister Yousaf Raza Gilani habe interveniert und gesagt: "Das ist mir egal, so lange sie die richtigen Leute erwischen. Wir werden im Parlament (gegen die Angriffe) protestierten und sie dann ignorieren."

In den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan nehmen von US-Spezialisten ferngesteuerte Flugzeuge seit Jahren mutmaßliche Taliban-Kämpfer sowie Angehörige des Terrornetzwerks Al-Kaida ins Visier. Immer wieder kommen bei den Angriffen aber auch Zivilisten ums Leben. Aus Angst vor Protesten im eigenen Land verurteilt Islamabad die Einsätze offiziell. Seit langen wird jedoch darüber spekuliert, dass der Sicherheitsapparat die Amerikaner unter anderem mit Zieldaten für die Luftschläge unterstützt.

Zurück ins Kriegsgebiet

Kuwait hat bestritten, sich für den Tod von vier seiner Staatsbürger im US-Gefangenenlager Guantánamo ausgesprochen zu haben. Innenminister Dschaber el Chalid el Sabah habe die ihm im Gespräch mit einem US-Diplomaten zugeschriebenen Äußerungen als "reine Lüge" zurückgewiesen, dementierte der kuwaitische Außenminister Mohammed el Sabah.

In einer auf den 5. Februar 2009 datierten und als "geheim" eingestuften Depesche heißt es laut Wikileaks, der Innenminister habe gesagt: "Lasst sie sterben!" Im Gegensatz zu Saudi-Arabien könne Kuwait "diese Leute nicht in Lagern in der Wüste oder auf einer Insel isolieren". Die USA sollten die von ihnen in Afghanistan festgenommenen Terrorverdächtigen dorthin zurückschicken - "mitten ins Kriegsgebiet".

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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