Geheimdokumente über Irakkrieg Wikileaks vermutet Komplott
19.10.2010, 16:59 UhrSteht die Veröffentlichung neuer Geheimdokumente der US-Militärs kurz bevor? Wikileaks-Mitgründer Assange dementiert entsprechende Meldungen eines Blogs. Der reagiert prompt. Es ist offenbar die öffentliche Fortsetzung einer zuvor hinter den Kulissen geführten Schlammschlacht.
Tagelang haben Medien in aller Welt über eine angeblich zum Wochenbeginn geplante Veröffentlichung von Geheimdokumenten über den Irak-Krieg auf der Internet-Plattform Wikileaks berichtet. Jetzt aber teilte Projekt-Gründer Julian Assange mit, die Berichte seien falsch und Wikileaks kündige Veröffentlichungen auch nicht vorher an. Die Internetseite von Wikileaks war nicht zu erreichen, was die Betreiber mit technischen Wartungsarbeiten begründeten.
Die Medienberichte seien alle auf eine Fehlinformation eines Blogs des amerikanischen Magazins "Wired" zurückzuführen, erklärte Assange. Und "Wired" sei "ein bekannter Gegner und Verbreiter von allen möglichen Falschinformationen über Wikileaks". Hintergrund sei die Kritik von Wikileaks an "Wired" nach der Festnahme des US-Gefreiten Bradley Manning. Die US-Streitkräfte ermitteln gegen Manning, dem vorgeworfen wird, militärische Dokumente an Wikileaks weitergeleitet zu haben.
Beschuldigte wehren sich
"Wired" pocht indes auf die Richtigkeit seiner Informationen und beruft sich auf einen ehemaligen Mitarbeiter von Wikileaks. Demnach sollen manche Medien bereits im August eine Vorabkopie der Dokumente erhalten haben. Zunächst sei der 18. Oktober als allgemeiner Veröffentlichungstermin geplant, wegen technischer Probleme aber nicht umsetzbar gewesen.
Das Pentagon hatte zuvor mitgeteilt, es habe eine 120 Mann starke Taskforce für den Umgang mit möglichen Wikileaks-Veröffentlichungen gebildet. "Wir überprüfen die Dokumente in unseren Datenbanken, was davon Gegenstand der Veröffentlichung sein könnte", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Ziel der Taskforce sei es, "die möglichen Auswirkungen" zu ermitteln, wenn Wikileaks die Militärakten ins Internet stellen sollte. Das Pentagon warnte zudem Medien davor, Dokumente der "unrühmlichen Organisation" Wikileaks zu veröffentlichen.
Schweden will Assange nicht
Wikileaks hatte im Juli mit der Veröffentlichung von mehreren zehntausend Militärunterlagen zum Afghanistan-Krieg für Aufsehen gesorgt. Zuvor hatte das Portal ein Militärvideo zu einem Luftangriff im Irak ins Netz gestellt, auf dem zu sehen war, wie Soldaten mehrere Zivilisten töten.
Die schwedische Einwanderungsbehörde lehnte unterdessen den Antrag des Australiers und Wikileaks-Mitbegründers Assange auf eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung ab. Innerhalb von drei Wochen kann er jedoch Einspruch einlegen. Assange hatte den Antrag im August gestellt, kurz danach wurde gegen ihn in Schweden wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung ermittelt. Der Internet-Aktivist hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und sie als ein Komplott bewertet, um ihn mundtot zu machen.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/rts