Offensive gegen Enthüllungen Wikileaks zieht in die Schweiz
03.12.2010, 09:57 UhrDas Netz vergisst nichts, das gilt auch für die von Wikileaks veröffentlichen vertraulichen US-Depeschen. Allerdings soll das Finden der brisanten Dokumente offenbar erschwert werden. Einen Tag, nachdem Amazon die geheimen Dokumente von seinen Servern verbannt hat, ist die Wikileaks-Seite nur noch über die IP-Adresse erreichbar.

Wikileaks ruft mit dem Unzug auch zu neuen Spenden auf.
(Foto: AP)
Nach der Aussperrung durch den US-Konzern Amazon ist die Webseite der Enthüllungsplattform Wikileaks weiter massiv unter Druck. Inzwischen ist die Internet-Adresse wikileaks.org nicht mehr direkt erreichbar, sondern nur noch über die IP-Adresse, also die Zahlenfolge, die jeden Computer im Internet eindeutig identifiziert.
Die Domain wikileaks.org sei von der US-Firma everydns.net "gekillt" worden, teilte das vom australischen Internet-Aktivisten Julian Assange gegründete Projekt bei Twitter mit. Grund seien die vielen Angriffe auf die Domain, die die gesamte Infrastruktur von everydns gefährden könnten, erklärte das Unternehmen. Wikileaks sei einen Tag vorher informiert worden. Dieser Internet-Dienstleister sorgte dafür, dass die IP-Adresse des Rechners mit der Domain wikileaks.org verbunden wird.
Inzwischen hieß es bei Twitter: "Wikilekas zieht in die Schweiz", und tatsächlich ist Wikileaks unter der Adresse wikileaks.ch zu erreichen. Von dort aus gibt es Verlinkungen auf die frühere Startseite. Eine Suche über den Suchdienst whois. net.tool ergab, dass die neue von Wikileaks genutzte Website der Schweizer Piratenpartei gehört. Diese war zu einer Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.
Amazon verteidigt sich
Der Online-Einzelhändler Amazon bestreitet unterdessen, die Enthüllungsplattform Wikileaks auf politischen Druck von seinen Servern verjagt zu haben. Wikileaks habe gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen, teilte Amazon in einem Blog-Beitrag mit.
So sähen die Geschäftsbedingungen von Amazons Web-Dienstleistungen vor, dass der Kunde die Rechte an den Inhalten halte und deren Einsatz niemandem Schaden zufüge. "Es ist klar, dass Wikileaks nicht über die Rechte an den vertraulichen Dokumenten verfügt", argumentierte Amazon. Auch könne bei der großen Zahl von 250 000 Depeschen nicht gesichert sein, dass durch deren Veröffentlichung nicht Unschuldige wie etwa Menschenrechtler in Gefahr gerieten.
Liebermans Erfolgsmeldung
t. Der parteilose Vorsitzende des Senatsausschusses für Heimatschutz habe Amazon mit einem Boykott gedroht, berichtete der britische "Guardian".
Der mit dem Online-Verkauf von Büchern und CDs groß gewordene Konzern bietet auch Dienstleistungen für das sogenannte Cloud Computing an. Bei diesem Modell können Unternehmen ihre IT-Prozesse wie die Speicherung von Daten in verteilten Rechenzentren auslagern.
Quelle: ntv.de, dpa