Rechtspopulist spuckt große Töne Wilders: "Merkel kopiert mich"
07.11.2010, 12:32 UhrDer niederländische Rechtspopulist Wilders glaubt, Bundeskanzlerin Merkel durchschaut zu haben: "Sie hat Angst", sagt der Politiker. Sie kopiere seine Politik, weil sie sich vor einer charismatischen Persönlichkeit fürchte, die eine Bedrohung für die Union darstellen könnte - jemand wie er.

"Was wir in Holland erlebt haben, passiert nun auch in Deutschland", prophezeit Wilders.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der niederländische Rechtspopulist und Islamgegner Geert Wilders ist der Ansicht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel seine Politik kopiert. "Merkel hat Angst", sagte Wilders dem Magazin "Spiegel". "Weil es Umfragen gibt, denen zufolge eine charismatische Persönlichkeit, wenn sie heute hochkäme in Deutschland so wie ich in den Niederlanden, mit 20 Prozent der Stimmen rechnen könnte."
"Das ist eine Bedrohung für die Volksparteien", sagte der Chef der Partei für die Freiheit (PVV). "Deshalb versuchen sie nun, uns zu kopieren: Merkel hat die multikulturelle Gesellschaft für gescheitert erklärt." Die Mehrheit der Deutschen lehne die Aussage ab, dass der Islam ein Teil Deutschlands sei. "Das heißt: Was wir in Holland erlebt haben, passiert nun auch bei Ihnen - die politische Elite ist in Aufruhr." Dabei denke er zum Beispiel an CSU-Chef Horst Seehofer, der gesagt habe, dass er keine türkischen und arabischen Immigranten mehr wolle.
Merkel bedauert Wilders' Rolle
Vor knapp zwei Wochen hatte Wilders in einer Rede vor dem niederländischen Parlament behauptet, in Deutschland hätten CDU und CSU inzwischen "die Führung auf dem Gebiet der Islamkritik" übernommen. Regierungssprecher Steffen Seibert wies diese Äußerung als unwahr zurück. Zuvor hatte Merkel ihr Bedauern über die Rolle des Islamgegners geäußert, der als Mehrheitsbeschaffer die neue niederländische Regierung stützt.
Die PVV hatte bei den Wahlen am 9. Juni 24 der 150 Mandate im Parlament gewonnen und war damit drittstärkste politische Kraft der Niederlande geworden. Wilders ist zwar nicht Mitglied der am 14. Oktober vereidigten Minderheitsregierung aus Rechtsliberalen (VVD) und Christdemokraten (CDA), jedoch übt er durch seine vertraglich mit VVD und CDA vereinbarte Rolle als Mehrheitsbeschaffer für das Kabinett erheblichen politischen Einfluss auf.
"Die Umfragen werden auch wieder besser"
Die Bundeskanzlerin macht sich jedoch zur Zeit keine Sorgen um die zuletzt miserablen Umfragewerte für die Union. Diese werden sich ihrer Auffassung nach bessern, wenn die eingeleiteten Reformen von Schwarz-Gelb ihre Wirkung entfalten.
"Die Menschen prüfen gründlich, ob eine Entscheidung nachhaltig ist oder nicht", sagte Merkel dem Magazin "Focus"."Dazu muss ich als Bundeskanzlerin nicht das kurzfristig Populäre tun, sondern das langfristig Richtige und Notwendige." Merkel ergänzte: "Wenn diese Weichen aber gestellt sind und die Menschen die positiven Effekte spüren, dann werden wir sie überzeugen, und dann werden auch die Umfragen besser."
Quelle: ntv.de, fma/dpa