Das Problem der "Beweise" Williamson tut es leid
27.02.2009, 07:12 UhrDer reaktionäre Traditionalisten-Bischof Richard Williamson hat sich für seine Leugnung des Holocausts entschuldigt. Er stellte aber nicht klar, ob er seine Ansichten geändert hat.
"Ich kann aufrichtig sagen, dass es mir leid tut, solche Bemerkungen gemacht zu haben", zitierte die katholische Nachrichtenagentur Zenit Williamson auf ihrer Website. Der Bischof sagte demnach, er hätte seine Äußerungen nicht gemacht, wenn ihm vorher bewusst gewesen wäre, welch Leid und Schmerz er damit "besonders bei der Kirche, aber auch bei den Überlebenden und Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit unter dem Dritten Reich" verursachte.
Die "Beweise" des Bischofs
Williamson betonte, seine Ansichten zum Holocaust seien nicht die eines Historikers. Er habe sich seine Meinung vor 20 Jahren gebildet, "basierend auf den damals verfügbaren Beweisen". Mit den "Beweisen" spielt Williamson offensichtlich auf den sogenannten Leuchter-Report an, ein Machwerk aus dem Jahr 1988, das seither zum Standardrepertoire von Neonazis gehört. Williamson hatte den Verfasser des Leuchter-Reports in seinem Interview mit dem schwedischen Fernsehen als "Experten" zitiert.
Williamson hat sich schon einmal für seine Äußerungen entschuldigt, ohne inhaltlich etwas zurückzunehmen. "Angesichts des schrecklichen Sturms, der durch meine unvorsichtigen Kommentare im schwedischen Fernsehen heraufbeschworen wurde, bitte ich Sie mit allem Respekt, den Ausdruck meines tief empfundenen Schmerzes wegen der von mir ausgelösten unnötigen Verunsicherungen und Probleme zu akzeptieren", schrieb er Ende Januar an den kolumbianischen Kardinal Castrilln Hoyos. Für ihn habe nur die "Wahrheit" Bedeutung, so Williamson weiter.
"Verlogen und verkorkst"
Der Zentralrat der Juden in Deutschland regierte mit scharfer Kritik. Williamson ziehe "seine verlogenen Thesen zum Holocaust und dessen Leugnung" keineswegs zurück, sagte Vizepräsident Dieter Graumann dem "Handelsblatt". "Diese durch und durch verkorkste Erklärung von Williamson nimmt leider überhaupt nichts zurück, sie lässt vielmehr den Schluss zu, er halte die Holocaust-Leugnung, die er ja schon seit Jahrzehnten pathologisch auslebt, weiter aufrecht." Das Thema sei "keineswegs vom Tisch, sondern aktueller als je zuvor".
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, bezeichnete Williamsons Erklärung als "in keiner Weise befriedigend". Selbst wenn der Geistliche seine Aussagen über den Holocaust eindeutig widerrufen hätte, müsste man sich fragen, wie ein erwachsener Mensch sich so leichtfertig in einer so fundamentalen Frage wie der Existenz von Gaskammern in Auschwitz äußern könne, sagte Meyer dem Berliner "Tagesspiegel". Er fügte hinzu: "So jemand darf keine Verantwortung tragen."
Zenit zufolge wurde Williamsons Stellungnahme von der päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" veröffentlicht, eine Art Kontaktgruppe für die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der abtrünnigen Piusbruderschaft.
Holocaust-Leugner unter sich
Einem Zeitungsbericht zufolge steht Williamson in Kontakt mit dem verurteilten britischen Holocaust-Leugner David Irving. Die britische "Times" zitierte am Mittwoch Irving, der Williamson nach eigenen Angaben einen "langen Brief" geschrieben hat. Darin habe er dem Geistlichen beraten, welche "nicht zurückweisbaren Fakten" dieser über den Holocaust ohne Risiko verbreiten könne. "Ich habe eine Mail bekommen, in der er sich dafür bedankt hat", sagte Irving.
Irving war 2006 in Österreich wegen der Leugnung des Völkermordes an den Juden während der NS-Diktatur zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach der Umwandlung der Haft in eine Bewährungsstrafe wurde Irving ausgewiesen.
Zwei Affären
Williamsons Äußerungen zum millionenfachen Mord der Nationalsozialisten an den Juden hatten weltweit Empörung ausgelöst und auch zu massiver Kritik an Papst Benedikt XVI. geführt. Williamson ist einer von vier Bischöfen der Piusbruderschaft, die 1988 von Erzbischof Marcel Lefebvre geweiht worden waren. Da die Bischofsweihe gegen den Willen des Vatikan vollzogen wurde, wurden der mittlerweile gestorbene Lefebvre und die vier "Bischöfe" exkommuniziert.
Benedikt XVI. hatte diese Exkommunikation im Januar aufgehoben, was in der katholischen Kirche ebenfalls auf Kritik stieß, da die Piusbruderschaft weiterhin das Zweite Vatikanische Konzil ablehnt und bislang nicht hat erkennen lassen, dass sie zu Zugeständnissen bereit ist. Die Leugnung des Holocaust hat Benedikt XVI. mehrfach als "nicht hinnehmbar" bezeichnet. Im Mai will der Papst nach Israel reisen.
Quelle: ntv.de