Öl auf die Gewerkschaftsmühlen Wirtschaftsweiser gegen Lohnzurückhaltung
26.07.2001, 08:31 UhrDer Wirtschaftsweise Jürgen Kromphardt hat sich in der Tarifdebatte auf Seiten der Gewerkschaften gestellt. Die von Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden geforderte Lohnzurückhaltung der Beschäftigten in den nächsten Tarifrunden bezeichnete er als "nutzlos im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit".
"Ob die Arbeitskräfte nun fünf Prozent mehr oder weniger verdienen, ist nicht das Kriterium - die Leute werden einfach überflüssig", sagte Kromphardt der "Berliner Zeitung". Er sehe deshalb auch keinen Grund, die deutschen Gewerkschaften vor der kommenden Tarifrunde zu besonderem Maßhalten zu ermahnen. Lohnerhöhungen "von gut drei bis knapp vier Prozent" seien akzeptabel.
Die Sanierungsprogramme bei zahlreichen Konzernen würden auch durch Lohnzurückhaltung der Beschäftigten nicht gestoppt, sagte Kromphardt weiter. Er äußerte wie bereits das DIW und das Ifo-Institut die Erwartung, dass die Bundesregierung ihr Ziel zur Absenkung der Arbeitslosenzahl auf unter 3,5 Millionen im Wahljahr 2002 verfehlen wird. Er halte 3,7 Millionen für wahrscheinlicher. Diese Größenordnung könne allenfalls leicht unterschritten werden.
Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, und Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) hatten zuvor gewarnt, mit immer neuen Hiobsbotschaften die Entwicklung am Arbeitsmarkt negativ zu beeinflussen. Riester erklärte, trotz pessimistischer Prognosen sei das Ziel der Regierung realistisch, 2002 unter 3,5 Millionen Arbeitslose zu kommen. Das geplante Job-Aktiv-Gesetz werde die Vermittlung von Arbeitslosen verbessern.
Quelle: ntv.de